Freitag, 22. Mai 2015

Quines Anti-Essentialismus. Teil 1

Antiessentialismus ist die Auffassung, dass es keine Wesenheiten oder Naturen gibt. Diese Auffassung ist so alt wie die Philosophie selbst, wurde aber in der neuzeitlichen Philosophie die vorherrschende Theorie und zwar unabhängig davon, ob es sich um Vertreter der Rationalismus, Konzeptualismus oder Nominalismus handelt. Während der Nominalismus rundweg bestreitet, dass es überhaupt Wesenheiten gibt und selbst Begriffe als bloße Worte versteht, behaupten Rationalisten bzw. Konzeptualisten, dass es in der Realität keine Wesenheiten oder Naturen gibt, dass wir aber in unserem Denken Allgemeinbegriffe bilden können, denen allerdings in der Welt nichts entspricht. Für die analytisch orientierte Gegenwartsphilosophie sind die Argumente des strengen Nominalisten Willard van Orman Quine (1908-2000) sehr einflussreich geworden.

Dienstag, 12. Mai 2015

Wesenheiten in der Wissenschaftstheorie



Argumente für die bewusstseinsunabhängige, also objektive Realität von Wesenheiten werden seit einiger Zeit auch von Vertretern einer Wissenschaftstheorie geliefert, die als „Neue Essentialisten“ (New Essentialists) bezeichnet werden. Bekannte Vertreter dieser wissenschaftstheoretischen Richtung sind Nancy Cartwright oder Brain Ellis. Neue Essentialisten vertreten die Auffassung, dass es die Aufgabe der Naturwissenschaften ist, Wesenheiten und kausale Kräfte (Dispositionen) zu entdecken und zu erforschen. Kausale Kräfte sind dieser Auffassung entsprechend Kräfte, die Dinge aufgrund ihrer Wesenheiten besitzen, bzw. die die Dinge wesentlich besitzen. Hierfür wurden von den Neuen Essentialisten weitere Argumente für die Objektivität von Wesenheiten genannt.