Ein Einwand gegen die thomistischen Gottesbeweise, der sehr
weit verbreitet ist und auch von Philosophen vorgetragen wird, die
grundsätzlich den „fünf Wegen“ zugeneigt sind, lautet, dass die fünf Wege eine „erste
Ursache“ oder einen „unbewegten Beweger“, eine „notwendige Entität“ etc.
beweisen können, nicht aber, dass diese erste Ursache etc. mit Gott identisch
ist. Wenn man die Argumente Thomas von Aquins für die Existenz Gottes ganz eng
versteht, kann man diesen Einwand akzeptieren. Aber durch die Hinzunahme einer
einzigen Prämisse ergibt sich in allen Fällen, dass diese erste Ursache oder
dieser unbewegte Beweger Gott ist. Deshalb beendet Thomas jeden der fünf Wege
auch mit dem Satz „und dies nennen alle Gott“.
Dienstag, 28. Juni 2016
Mittwoch, 8. Juni 2016
Ist ein Kieselstein eine Substanz?
Unter Aristotelikern gibt es eine Diskussion über die Frage,
ob unbelebte Entitäten wie Kieselsteine, Felsbrocken oder Sandkörner Substanzen
sind oder ob nur die Moleküle, aus denen diese Dinge bestehen, als Substanzen
betrachtet werden können. Für Aristoteles, Thomas von Aquin und ältere Scholastiker
konnte diese Frage zumindest nicht in dieser Form entstehen, da sie von der
atomaren Struktur der Dinge noch nichts wussten. Natürlich setzte sich bereits
Aristoteles mit den antiken Atomisten auseinander, allerdings war deren
Atombegriff ein philosophischer Begriff und nicht ein physikalischer Begriff.
Zudem behaupteten die antiken Atomisten, dass alles was existiert,
ausschließlich aus Atomen zusammengesetzt ist und dass diese Atome sich durch
Zufall zu bestimmten komplexen Entitäten ordnen, wie Steinen, Pflanzen, Tieren
und Menschen. Diese Auffassung steht auch bei vielen materialistischen
Philosophien der Gegenwart im Hintergrund, wenn freilich auch erheblich
komplexer ausgearbeitet durch die Verbindung des Atomismus mit der
Naturwissenschaft. Die Frage der Aristoteliker nach der Substanzialität der
unbelebten Materie hat einen anderen Hintergrund.
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