Antiessentialismus ist die Auffassung, dass es keine
Wesenheiten oder Naturen gibt. Diese Auffassung ist so alt wie die Philosophie
selbst, wurde aber in der neuzeitlichen Philosophie die vorherrschende Theorie
und zwar unabhängig davon, ob es sich um Vertreter der Rationalismus,
Konzeptualismus oder Nominalismus handelt. Während der Nominalismus rundweg
bestreitet, dass es überhaupt Wesenheiten gibt und selbst Begriffe als bloße
Worte versteht, behaupten Rationalisten bzw. Konzeptualisten, dass es in der
Realität keine Wesenheiten oder Naturen gibt, dass wir aber in unserem Denken Allgemeinbegriffe
bilden können, denen allerdings in der Welt nichts entspricht. Für die analytisch orientierte Gegenwartsphilosophie sind die Argumente
des strengen Nominalisten Willard van Orman Quine (1908-2000) sehr
einflussreich geworden.
Freitag, 22. Mai 2015
Dienstag, 12. Mai 2015
Wesenheiten in der Wissenschaftstheorie
Argumente für die bewusstseinsunabhängige, also objektive
Realität von Wesenheiten werden seit einiger Zeit auch von Vertretern einer
Wissenschaftstheorie geliefert, die als „Neue Essentialisten“ (New Essentialists)
bezeichnet werden. Bekannte Vertreter dieser wissenschaftstheoretischen Richtung
sind Nancy Cartwright oder Brain Ellis. Neue Essentialisten vertreten die
Auffassung, dass es die Aufgabe der Naturwissenschaften ist, Wesenheiten und
kausale Kräfte (Dispositionen) zu entdecken und zu erforschen. Kausale Kräfte
sind dieser Auffassung entsprechend Kräfte, die Dinge aufgrund ihrer
Wesenheiten besitzen, bzw. die die Dinge wesentlich besitzen. Hierfür wurden
von den Neuen Essentialisten weitere Argumente für die Objektivität von
Wesenheiten genannt.