Wie der Verlag EDITIONES SCHOLASTICAE mitteilt, hat er die deutschsprachigen
Übersetzungsrechte an dem erst kürzlich in den USA erschienen Buch Edward Fesers Five Proofs of the Existence of God
erworben und lässt das Buch derzeit übersetzen. Die deutschsprachige
Ausgabe mit dem Titel Fünf Gottesbeweise. Aristoteles, Plotin, Augustinus,
Thomas von Aquin, Leibniz, wird voraussichtlich im Sommer diesen Jahres zu
einem günstigen Verkaufspreis erscheinen (ich erwarte einen ähnlichen Preis wie
für das soeben erschienene Buch in deutscher Übersetzung von John Lawrence Hill: Nach dem Naturrecht,
also 27,90 Euro, da das Buch Fesers fast
die gleiche Seitenzahl hat).
Der Titel des Buches von Edward Feser erinnert sofort an die
„Fünf Wege“ Thomas von Aquins, die auch in diesem Blog vorgestellt wurden (und
aktuell wieder vorgestellt werden), doch genau das ist nicht der Fall. Das Buch
Fesers wendet sich fünf anderen Gottesbeweisen zu, von denen einer tatsächlich
von Thomas von Aquin stammt, allerdings nicht direkt aus der Summa, sondern aus
seiner Frühschrift Über das Sein und das
Wesen. Die vier anderen Beweise gehen zurück auf Aristoteles, Plotin, Augustinus
und Leibniz und Feser betont, dass er diese Beweise nicht in historischer Weise
vorstellt, sondern nur in Anlehnung an diese Autoren und ansonsten in moderner
Darstellung und v.a. sehr gut verständlich und einfach lesbar. Damit Sie
bereits wissen, was Sie bei diesem Buch erwartet, habe ich die Einleitung
übersetzt, die einen Überblick über das Buch gibt. Lesen Sie also hier die
Einleitung zu Fünf Gottesbeweise. Aristoteles, Plotin, Augustinus,
Thomas von Aquin, Leibniz.
Einführung
Dies ist kein Buch über die Fünf Wege des hl. Thomas von
Aquin[1]. Einige Leser meiner früheren Bücher mögen etwas
anderes erwartet haben angesichts der Tatsache, dass ich Thomas Argumente
woanders verteidigt habe und dass der Titel dieses Buches Fünf Gottesbeweise lautet. Aber obwohl es sicherlich einige
Überlappungen mit dem gibt, was Thomas sagt und was ich an anderer Stelle
gesagt habe, steckt dieses Buch etwas andere Gründe ab. Es ist genau genommen
kein neuer Grund, insofern keiner der
Beweise, die ich diskutiere, ursprünglich mein eigener ist. Aber es ist ein
unterschiedlicher Grund, insofern als verschiedene dieser Beweise Argumente
sind, die ich zuvor nicht ausführlich verteidigt habe. Das Buch unterscheidet
sich auch von anderen auch insofern, als die meisten dieser Beweise in der
Gegenwartsphilosophie zuvor nicht viel Aufmerksamkeit erhalten haben. Dies ist
bemerkenswert, weil die historisch sehr prominent waren und weil sie die
machtvollsten Argumente von allen für die Existenz Gottes waren (wie ich
denke). Meine Leser, die mich bereits lange begleiten, werden nicht überrascht
sein, wenn ich sage, dass dies nichts über die Beweise selbst sagt, aber alles
über den Zustand der gegenwärtigen akademischen Philosophie, einschließlich der
Religionsphilosophie.
Obwohl die Argumente selbst nicht neu
sind, werden sie für die meisten Leser neu sein, ebenso wie vieles von dem, was
ich zur Verteidigung derselben zu sagen habe. Was an diesem Buch
unverwechselbar ist, wird vielleicht am einfachsten erklärt, indem ich etwas
über seine Ursprünge sage. In meinen früheren Büchern Der letzte Aberglaube und Aquinas
und anderswo, näherte ich mich Fragen der natürlichen Theologie – d.h. Fragen
darüber, was man nur durch den menschlichen Verstand, ohne göttliche
Offenbarung, über die Existenz und Natur Gottes und seine Beziehung zur Welt
wissen kann – auf die Weise der Exposition und Verteidigung dessen, was Thomas
von Aquin zu diesen Themen zu sagen hatte.[2]
Weil Thomas nach meiner Einschätzung
der größte natürliche Theologe ist, hat der Ansatz dieses Buches seine
Vorteile. Aber er hat auch seine Grenzen. Zum einen erfordert er, dass die
Diskussion über weite Strecken exegetisch ist, eine Frage der Erklärung dessen,
was Thomas gemeint hat oder zumindest die Richtung angibt, in der das Argument
genommen werden kann (und von späteren Thomisten genommen wurde) in Hinsicht
auf das, was in den Texten vorliegt.[3] Dies wiederum erfordert die
Darlegung des Hintergrunds der philosophischen Prinzipien hinsichtlich der
Natur der Veränderung, der Kausalität, der Kontingenz und so weiter, die in
seinen Argumenten verteilt sind. Dazu gehört die Entwirrung der wesentlichen
Ideen von kontingenten und falschen wissenschaftlichen Annahmen, in denen er
seine Beweise gelegentlich ausdrückt und so weiter. Aus diesem Grund muss sich
der Leser in den beiden zuvor erwähnten Büchern durch siebzig Seiten von
manchmal schwieriger allgemeiner Metaphysik durcharbeiten, bevor die Fragen der
natürlichen Theologie angegangen werden können. Zudem erfordert dieser Ansatz
die Selbstbeschränkung auf die Argumente, von denen Thomas selbst dachte, dass
es die bedeutendsten seien.
In den Jahren, seitdem diese Bücher
erschienen sind, ist mir aufgefallen, dass es einen Ort gibt, in der Tat einen
Bedarf, für ein Buch, das sich den Dingen auf unterschiedliche Art nähert. Im
besonderen gibt es einen Bedarf für eine Darlegung und Verteidigung gewisser
wichtiger Argumente für die Existenz Gottes, die Thomas selbst nicht diskutiert
und die auch unzureichende Aufmerksamkeit in jüngeren Arbeiten zur natürlichen
Theologie gefunden haben. Und es gibt einen Bedarf für eine Darlegung und
Verteidigung der wichtigsten Argumente für die Existenz Gottes, die weder
belastet sind mit einer komplexen und häufig ermüdenden Exegese der Texte, noch
irgendein detailliertes metaphysisches Prolegomena voraussetzen, sondern die
schlicht geradeaus zum Herz des Arguments gelangen und die in irgendeinen
erforderlichen Hintergrund metaphysischer Prinzipien unterwegs einführen.
Genau dies ist es, was das
vorliegende Buch tut. Zwei der Beweise, die ich hier verteidige, können bei
Thomas von Aquin gefunden werden, aber die drei anderen sind keine Argumente,
die Thomas diskutiert, zumindest nicht in der Länge und Form, in der sie hier
vorgestellt werden. Auch gibt es keine Textexegese in diesem Buch, weder von
Thomas von Aquins Text, noch von irgendeinem großen Denker der Vergangenheit.
Sicher, die Argumente sind inspiriert
durch verschiedene große Denker der Vergangenheit, wie ja auch das
Inhaltsverzeichnis zeigt, im Besonderen von Aristoteles, Plotin, Augustinus,
Thomas von Aquin und Leibniz. In der Tat denke ich, dass die Beweise, die ich
hier verteidige, erfassen das, was wesentlich für die Argumente dieser Denker
ist. Aber ich werde keine Interpretation eines Textes vorstellen, der bei den
Denkern zu finden ist und ich werde nicht behaupten, dass irgendeiner dieser
Denker sagt oder mit allem übereinstimmt,
was ich zu sagen habe. Ich verteidige einen aristotelischen
Beweis für die Existenz Gottes und nicht genau Aristoteles‘ eigenen Beweis; einen augustinischen Beweis, aber keine Exegese von irgendetwas, das Augustinus selbst wirklich geschrieben
hat und so weiter. Und ich werde nicht mehr als unbedingt erforderlich von dem
metaphysischen Hintergrund darlegen, als absolut für den Beweis notwendig ist.
Soweit ich dazu in der Lage bin, werde ich die relevanten metaphysischen
Hintergrundprinzipien während der Vorstellung des Beweises einführen, im Zuge
der Anwendung auf die natürliche Theologie.
Jedes der fünf ersten Kapitel dieses
Buches widmet sich einem der Beweise und jedes dieser Kapitel hat die folgende
Struktur. Erstens stelle ich in zwei Stufen das vor, was ich als informelle
Erklärung des Arguments charakterisiere. Auf der Stufe 1 argumentiere ich für
die Existenz von etwas, das bestimmte Schlüsselbeschreibungen trifft, so wie
(zum Beispiel) die Beschreibung „eine unverursachte Ursache für die Existenz
von Dingen“. Auf der Stufe 2 argumentiere ich, dass etwas, das die in Frage stehende
Beschreibung erfüllt, bestimmte göttliche Schlüsselattribute haben muss, so wie
Einheit, Ewigkeit, Immaterialität, Allmacht, Allwissenheit und vollkommene
Güte. Diese Darlegungen sind „informell“ in dem Sinne, dass die Argumente nicht
ursprünglich in einem expliziten Schritt für Schritt Format ausgeführt sind,
wie es bei gegenwärtigen analytischen Philosophen beliebt ist, sondern eher in
einer diskursiveren und gemächlichen Art. Der Grund für dieses Vorgehen besteht
darin, dass ich es für die Leser, die mit der Philosophie nicht vertraut sind,
so einfach wie möglich machen möchte, zu einem Verständnis der Argumente zu
gelangen. Auch brauche ich an verschiedenen Punkten Zeit für Abschweifungen in
allgemeinere Fragen der Metaphysik um so deutlicher zu machen, was in den
Beweisen vor sich geht, um bestimmten Missverständnissen oder unwichtigen
Einwänden zuvorzukommen. Sicherlich wird die Diskussion zu bestimmten Zeiten
recht technisch. Aber das Ziel in den ersten Teilen jedes Kapitels besteht
darin, den Leser in diese technischen Details so sanft wie möglich einzuführen.
Ich möchte, dass dieses Buch nicht nur für akademische Philosophen von
Interesse ist, sondern auch, soweit dies möglich ist, für Laien, die bereit und
in der Lage sind in philosophische Abstraktionen zu folgen, wenn ihnen die
Chance gegeben wird, diese graduell zu erleichtern. Obwohl wir in jedem Kapitel
am tiefsten Ende des Pools enden, versuche ich immer mit dem flachsten Teil der
Untiefe zu beginnen. (Wie der Leser entdecken wird, ist dies mit bestimmten
Argumenten einfacher zu machen als mit anderen).
Die nächste Abteilung jedes dieser
Kapitel beinhaltet das, was ich als eine mehr formale Erklärung des Arguments
bezeichne. Hier stelle ich die Argumente in einer expliziten Weise Schritt für
Schritt vor mit dem Ziel, die logische Struktur der Argumentation so evident
wie möglich zu machen und die Linie des Denkens, die der Leser in einer mehr
informellen und gemächlichen Weise in der vorgegangen Diskussion durchgearbeitet
hat, in einer sauberen und klaren Weise zu wiederholen. Keine dieser eher
formalen Teile steht allein. Der Leser kann sie nicht richtig verstehen, wenn
er nicht zuvor die mehr informellen Teile, die vorhergehen, gelesen hat, die langsam
und sorgfältig die Signifikanz jedes einzelnen Schlüsselbegriffs erklären, die
in den mehr formalen Erklärungen bereitgestellt werden. Aber die eher formalen
Erklärungen sollen in jedem Fall verdeutlichen, wie alles in der vorhergehenden
mehr informellen Diskussion Gesagte, miteinander verbunden ist. Schließlich
wird jedes Kapitel abgeschlossen mit einem längeren Abschnitt, der verschiedene
Einwände behandelt, die gegen das vorgestellte Argument in dem Kapitel erhoben
wurden oder erhoben werden könnten. In diesen Abschnitten finden sich die
Fälle, wo das am Meisten technische Material erscheint.
Der Inhalt jeder dieser fünf Kapitel
ist wie folgt. Kapitel 1 verteidigt, was wir den aristotelischen Beweis für die Existenz Gottes nennen. Er beginnt
mit der Tatsache, dass es reale Veränderung in der Welt gibt, analysiert dann
Veränderung als Aktualisierung der Potenz und argumentiert, dass keine Potenz
aktualisiert werden kann, außer es gibt etwas, das aktualisieren kann, ohne
selbst aktualisiert worden zu sein – ein „rein aktualer Aktualisierer“ oder ein
Unbewegter Beweger, wie Aristoteles Gott bezeichnet. Aristoteles entwickelt ein
Argument in dieser Art im 8. Buch seiner Physik
und in Buch 12 seiner Metaphysik.
Spätere Aristoteliker wie Maimonides und Thomas von Aquin entwickelten ihre
eigenen Versionen. Der erste der fünf Wege Thomas von Aquins ist eine Erklärung
eines solchen Arguments. Die früheren Autoren drücken ihr Argument in
archaischen wissenschaftlichen Begriffen aus, wie z.B. die Bewegung der
himmlischen Sphären, aber wie moderne Aristoteliker gezeigt haben, ist der
wesentliche Kern des Arguments nicht abhängig von der veralteten Schale. Der
Zweck des 1. Kapitels ist die Darstellung der Kernidee des Arguments, wie es
von Aristoteles, Maimonides oder Thomas entwickelt würde, wenn sie heute
schreiben würden.
Das 2. Kapitel verteidigt den Beweis,
den ich den Neo-Platonischen Gottesbeweis
nenne. Er beginnt mit der Tatsache, dass die Dinge unserer Erfahrung in
verschiedener Weise zusammengesetzt sind oder aus Teilen bestehen und er
argumentiert, dass die letzte Ursache eines solchen Dinges nur etwas sein kann,
das absolut einfach oder nicht-zusammengesetzt ist und was Plotin „das Eine“
nennt. Die Kernidee eines solchen Arguments kann in Plotins Enneades gefunden werden und auch Thomas
brachte dieses Argument zum Ausdruck. Tatsächlich ist die Idee der göttlichen
Einfachheit absolut zentral in der klassischen theistischen Konzeption Gottes,
obwohl sie seltsamerweise von gegenwärtigen Autoren der natürlichen Theologie
vernachlässigt wird, von Theisten, wie auch von Atheisten. Zu den Zielen dieses
Buches gehört es, diese Idee an ihren richtigen Ort wiederherzustellen.
Kapitel 3 verteidigt den augustinischen Beweis für die Existenz
Gottes. Es beginnt mit der Argumentation, dass Universalien (Röte, Menschsein,
Dreieckigkeit etc.), Propositionen, Möglichkeiten und andere abstrakte Objekte
in einem bestimmten Sinne real sind, doch die platonische Konzeption solcher Gegenstände
als in einem „dritten Reich“ existierend, das verschieden ist von jedem
Bewusstsein und verschieden von der Welt der einzelnen Dinge, wird
zurückgewiesen. Der einzig mögliche letzte Grund dieser Objekte, so schließt
die Argumentation, ist der göttliche Intellekt – der Geist Gottes. Auch diese
Idee hat ihre Wurzeln im neo-platonischen Denken, war zentral in Augustinus‘
Verständnis Gottes und wurde auch von Leibniz verteidigt. Dieses Buch stellt
eine detaillierte und systematische Erklärung des Arguments vor, als dies
(soweit ich weiß) bisher versucht wurde.
Kapitel 4 verteidigt den thomistischen Gottesbeweis. Er beginnt
mit der Argumentation, dass es bei jedem kontingenten Seienden unserer
Erfahrung eine reale Unterscheidung zwischen der Wesenheit (was das Ding
ist) und der Existenz (dass das Ding ist) gibt. Das Argument
fährt fort, indem es zeigt, dass nichts, in dem es eine solche reale
Unterscheidung gibt, auch nur für
einen Augenblick existieren könnte, wenn dessen Existenz nicht durch etwas
verursacht wird, in dem es keine
solche Unterscheidung gibt, etwas, dessen Wesenheit gerade seine Existenz ist
und das deshalb Existenz mitteilen kann, ohne diese selbst empfangen zu haben –
eine unverursachte Ursache für die Existenz der Dinge. Thomas präsentiert ein
Argument von dieser Art in seinem kleinen Buch Über das Sein und das Wesen, und viele Thomisten haben es als
paradigmatisches thomistisches Argument für die Existenz Gottes betrachtet.
Kapitel 5 verteidigt einen rationalistischen Gottesbeweis. Der Beweis
beginnt mit einer Verteidigung des Prinzips
von zureichenden Grund (PZG), wonach alles erkennbar ist oder eine
Erklärung hat, warum es existiert und warum es die Attribute hat, die es hat.
Er argumentiert dann, dass es keinerlei Erklärung für die Existenz irgendeines
kontingenten Seienden unserer Erfahrung geben kann, außer es gibt ein
notwendiges Seiendes, dessen Existenz durch seine eigene Natur erklärt wird.
Diese Art von Argument ist bekanntermaßen mit Leibniz verbunden, aber die
Version, die ich verteidige weicht von Leibniz in verschiedener Weise ab und
interpretiert den Schlüsselgedanken in aristotelisch-thomistischer Art und
Weise. (Daher ist es nicht im üblichen Sinne „rationalistisch“, obwohl es
„rationalistisch“ insofern ist, als es verpflichtet ist auf eine bestimmte Version
des PZG und auf die These, dass die Welt durch und durch intelligibel ist. Zum
Beispiel ist es in keiner Weise gebunden an die Lehre von den inneren Ideen
oder anderen Aspekten der Erkenntnistheorie, die mit kontinentalen
rationalistischen Philosophen wie Descartes, Spinoza oder Leibniz verbunden
wird. Und die Interpretation des PZG unterscheidet sich entscheidend von dem
dieser Philosophen).
Nachdem ich diese fünf Gottesbeweise
vorgestellt habe, gehe ich über zum 6. Kapitel mit der Erklärung der Natur
Gottes und seiner Beziehung zur Welt, dessen Ursache er ist. Diese Fragen
wurden bereits ziemlich ausführlich in den vorangegangenen Kapiteln behandelt,
aber das 6. Kapitel erklärt sie in einer größeren Tiefe und systematischer. Es
beginnt mit einer Exposition und Verteidigung der drei zentralen
Hintergrundprinzipien: dem Prinzip der
proportionalen Kausalität, wonach alles, was in der Wirkung ist, auch in
einem bestimmten Sinne in der totalen Ursache präexistieren muss; dem Prinzip agere sequitur esse, wonach das Verhalten oder die Tätigkeit eines
Dinges aus dem folgt, was es ist; und der thomistischen Auffassung des analogen Gebrauchs der Sprache. Das
Kapitel entfaltet dann diese Prinzipien, erstens durch die Ableitung der verschiedenen
göttlichen Attribute und der Behandlung philosophischer Fragen und Einwände,
die gegen diese Attribute erhoben wurden. Das Kapitel zeigt am Anfang, dass es ein und derselbe Gott ist, der aus allen
fünf Beweisen folgt und das es prinzipiell nur einen Gott geben kann. Nachdem
das Kapitel auf diese Weise die Einheit Gottes geltend gemacht hat, fährt es
fort indem es zeigt, dass wir Gott ebenso die Attribute der Einfachheit, der
Unveränderlichkeit, der Immaterialität, der Unkörperlichkeit, Ewigkeit,
Allmacht, Allwissenheit, der vollkommenen Güte, des Willens, der Liebe und der
Unbegreiflichkeit zusprechen müssen.
Das Kapitel erläutert und verteidigt
danach die Lehre von der göttlichen
Erhaltung, wonach die Welt nicht für einen Moment existieren könnte, wenn
Gott sie nicht kontinuierlich in der Existenz erhält. Und es wird die Lehre von
der göttlichen Kongruenz erläutert, wonach kein erschaffenes Ding irgendeine
kausale Wirksamkeit hätte, wenn Gott nicht in jedem Augenblick seiner Tätigkeit
dem Ding die kausale Kraft vermitteln würde. Nach diesem Weg wird gezeigt, dass
dieses und andere Argumente die Konzeption der Beziehung Gottes zur Welt
ausschließen, wie sie vom Pantheismus, Panentheismus, Okkasionalismus und
Deismus verstanden werden. Kapitel 6 endet mit einer Diskussion, was ein Wunder
ist und dem Sinn, in dem Gott Wunder verursachen kann. (Solche Probleme sind,
wie der Leser sehen wird, schwierig zu bestimmen, und werfen die Frage auf, ob
es eine Quelle der Erkenntnis Gottes geben könnte, die außerhalb der
natürlichen Theologie liegt, in einer besonderen göttlichen Offenbarung, obwohl
die Frage, ob es irgendeine solche Offenbarung gegeben hat, außerhalb des
Bereichs dieses Buches liegt.)
Schließlich thematisiert das 7.
Kapitel verschiedene Kritiken der natürlichen Theologie. Auch diese wurden
bereits zu einem erheblichen Teil in den vorhergehenden Kapiteln behandelt,
aber der Zweck des 7. Kapitels ist es, sowohl einige Einwände zu behandeln, die
in den vorherigen Kapiteln nicht thematisiert wurden und mit größerer Tiefe die
Einwände zu behandeln, die in den vorherigen Kapiteln bereits thematisiert
wurden. Zum Ende des Kapitels und damit zum Ende des Buches wird klar werden,
dass keine dieser Einwände gegen Argumente der Art, wie sie in diesem Buch verteidigt
wurden, Erfolg haben und das tatsächlich die am meisten verbreiteten Einwände
erstaunlich schwach und überbewertet sind.
Ich weiß, dass dies eine
zuversichtliche Behauptung ist. Aber die natürliche Theologie war historisch
eine zuversichtliche Disziplin. Eine lange Reihe von Denkern vom Beginn des
westlichen Denkens bis hin in unsere Tage – Aristoteliker, Neo-Platoniker,
Thomisten und andere Scholastiker, frühe moderne Rationalisten und auch
Philosophen bestimmter anderer Schulen, ob Heiden, Juden, Christen, Moslems
oder philosophische Theisten – waren überzeugt, dass Gottes Existenz mit rein
philosophischen Argumenten rational demonstriert werden kann. Der Zweck dieses
Buches ist es zu zeigen, dass sie Recht hatten, dass das, was lange Zeit eine Mainstream-Position
im westlichen Denken war, wieder eine Mainstream-Position werden sollte. Die
wirkliche Debatte besteht zwischen Theisten verschiedenen Schlages – Juden,
Christen, Moslems, Hindus, rein philosophischen Theisten usw. – und beginnt, wo
die natürliche Theologie aufhört. Ich wäre zufrieden, wenn das Buch dazu
beiträgt, uns zurückzubringen zu dem Punkt, von dem aus die tiefsten Fragen
behandelt werden können.
[1] Thomas von Aquins Fünf Wege, die die Existenz Gottes
demonstriert erscheint in der Summa theologiae I, q. 2, a. 3. Der erste Weg ist
das Argument von der Bewegung zur Existenz eines ersten unbewegten Bewegers.
Der zweite Weg ist das Argument von der Kausalität zur Existenz einer ersten
Ursache. Der dritte Weg ist das Argument von der Kontingenz der Welt zur
Existenz eines absolut notwendigen Seienden. Der vierte Weg ist das Argument
von den Graden der Vollkommenheit zur Existenz eines vollkommensten Seienden.
Der fünfte Weg ist das Argument von der Finalität zur Existenz einer höchsten
Intelligenz.
[2] Edward Feser (2012): Der letzte Aberglaube. Eine Zurückweisung des Neuen Atheismus. Heusenstamm
(editiones scholasticae) und Aquinas
(2009). Oxford (Oneworld Publications). Siehe auch meine Artikel „Existential
Inertia and the Five Ways“ (2011), in: American
Catholic Philosophical Quartely 85, und (2013) “Between Aristotle and
William Paley: Aquina’s Fifth Way, in: Nova
et Vetera 11. Beide Artikel wurden
wiederabgedruckt (gemeinsam mit anderen Essays zu dem Thema der thomistischen
natürlichen Theologie) in meiner Anthologie (2015) Neo-Scholastic Essays. South Bend (St. Augustine’s Press) S. 84-117
und 47-92.
[3] „Thomismus“ ist natürlich die Standardbezeichnung für
das System des Denkens, das von Thomas von Aquin abgeleitet wird, und ein
„Thomist“ ist ein Anhänger des Thomismus.
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