Der „fünfte
Weg“, den ich persönlich für den überzeugendsten Gottesbeweis halte, setzt die
aristotelisch-thomistische Theorie der Finalkausalität voraus. Während die
beiden ersten Gottesbeweise vor allem auf die effiziente Kausalität Bezug
nehmen, argumentiert der fünfte Gottesweis des hl. Thomas auf der Grundlage der
Ziel- oder Zweckursachen. Die aristotelische Tradition der Philosophie geht
davon aus, dass alle natürlichen Gegenstände, also die Substanzen, eine
inhärente Teleologie besitzen, durch die ihre Tätigkeiten auf ein Ziel oder
einen Zweck gerichtet sind. Wichtig ist hier besonders die Betonung der inhärenten Zielgerichtetheit, denn in
diesem Punkt unterscheidet sich der fünfte Weg zum Erweis der Existenz Gottes
bei Thomas von Aquin deutlich von der Intelligent Design Theorie, die ebenfalls
einen teleologischen Gottesbeweis kennt.
Der Gottesbeweis der Intelligent
Design Theorie, der auf den anglikanischer Pfarrer William Paley zurückgeht,
bestreitet aber entschieden eine inhärente Finalursache in den Dingen.
Stattdessen verteidigt diese Theorie eine externe Zielgerichtetheit der Dinge,
eine Zielgerichtetheit somit, die von einem intelligenten Wesen in die Dinge
hineingelegt wird, bzw. wodurch die Dinge von diesem intelligenten Wesen auf
ein Ziel hingelenkt werden. Eine solche ausschließlich externe Finalität findet
sich bereits bei Platon und wird auch nicht grundsätzlich von neuzeitlichen,
mechanistischen Philosophen wie z.B. Leibniz und Newton bestritten. Eine
externe Finalität findet sich nach thomistischer Auffassung auch bei allen
Artefakten. Die Teile einer klassischen Uhr – Federn und Zahnräder – haben
keine in ihnen selbst liegende Neigung, die Uhrzeit anzuzeigen, sondern sie
wurden vom Menschen so zusammengestellt, dass sie diesen Zweck erfüllen. Das
Holz eines Baumes hat keine innere Neigung, zu einem Tisch zu werden. Durch die
menschliche Handwerkskunst wird dem Holz dieser Zweck aufgeprägt. Anders
verhält es sich mit der inneren Finalität des Baumes. Der Baum hat eine
inhärente Tendenz zu wachsen, sich im Boden immer tiefer und fester zu
verwurzeln, im Frühjahr Blätter und Früchte, bzw. Samen zu bilden, die seiner
Fortpflanzung dienen. Alle Tätigkeit, alle effiziente Kausalität, die sich im
Baum nachweisen lässt, ist auf verschiedene Zwecke gerichtet, letztendlich auf
die Zwecke der Selbsterhaltung und der Fortpflanzung. Solche inhärenten Zwecke
gibt es bei Artefakten nicht. Wenn man bestreitet, dass es eine solche
inhärente Finalität in den Dingen selbst gibt, kann man Artefakte nicht theoretisch
von Substanzen, bzw. von natürlich Dingen unterscheiden. Und genau dies ist der
Vorwurf, den thomistische Philosophen den Vertretern der Intelligent Design
Theorie machen.
Es stellt sich
die Frage, warum die Vertreter der Intelligent Design Theorie, die fast
durchweg behaupten, dass der fünfte Weg Thomas von Aquins mit ihrem
Designargument identisch sei, eine inhärente Finalität nicht akzeptieren. Die
Antwort lautet, dass sie die Voraussetzungen des modernen mechanistischen
Weltbildes der neuzeitlichen Philosophie im Prinzip teilen. Sie teilen die
Auffassung, dass die rein quantitative Auffassung der Natur, wie sie seit der
frühen Neuzeit und bei Descartes, Galilei, Giordano Bruno, Newton und vielen
anderen verbreitet wurde, uns die volle Erkenntnis der Natur erschließen. Mit
diesen modernen Denkern, die jede Art inhärenter Finalität in Pflanzen und
Tieren leugnen, die zugleich bestreiten, dass es artspezifische Wesenheiten der
Dinge gibt, die unserer Erkenntnis zugänglich sind und die bestreiten, dass es
vier verschiedene Arten von Kausalität gibt, stimmen die Vertreter der
Intelligent Design Theorie grundsätzlich überein. Was sie der modernen
Wissenschaft und insbesondere der Biologie vorwerfen ist die Missachtung jeder
Art von Finalität. Die Intelligent Design Theoretiker erkennen die
zielgerichtete Tätigkeit von Pflanzen und Tieren an, die sich in ihrem
Wachstum, in ihrer Entfaltung und besonders in ihrer evolutionären Entwicklung
zeigt, doch schreiben sie diese zielgerichtete Tätigkeit unmittelbar einem
intelligenten Wesen zu, das zumeist mit Gott identifiziert wird.
In der
modernen Wissenschaft und besonders in der Biologie wird heute jede Art der
Finalität mit aller Entschiedenheit bestritten. Das geht so weit, dass Biologen,
die die in Pflanzen oder Tieren ganz offensichtlichen teleologischen Strukturen
beobachtet und beschrieben haben, ihre Stelle verloren haben oder deren
Dissertation zurückgewiesen wurde. Es gehört zu den evolutionstheoretischen
Dogmen der modernen Wissenschaftstheorie, dass jede Finalkausalität auf eine
effiziente Kausalität reduziert werden kann und daher teleologische Begriffe
vollständig überholt sind.
Doch warum
erzähle ich dies alles? Der Grund liegt darin, dass der fünfte Gottesbeweis
Thomas von Aquins auch in der gegenwärtigen Religionsphilosophie entweder
missverstanden, oder abgelehnt wird. Sofern dieser Gottesbeweis thematisiert
wird (z.B. Löffler 2013f.) wird er unter dem Oberbegriff „teleologische
Gottesbeweise“ eingeordnet und mit der Intelligent Design Theorie zusammen
kritisch betrachtet, oder er wird überhaupt nicht erwähnt (Beckermann 2013,
67ff.), weil er als vollkommen überholt gilt. In beiden Fällen beruht die
Kritik oder die Ablehnung auf einem Missverständnis des fünften Gottesbeweises.
Lesen wir zunächst noch einmal den Text aus der Summa theologiae:
Der fünfte Weg geht aus von der Ordnung
der Welt. Wir stellen nämlich fest, dass unter den Dingen manche, die keine
Erkenntnis haben, wie z.B. die Naturkörper, dennoch auf ein festes Ziel hin
tätig sind. Das zeigt sich darin, dass sie immer oder doch in der Regel in der
gleichen Weise tätig sind und stets das Beste erreichen. Das beweist aber, dass
sie nicht zufällig, sondern irgendwie ex
intentione ihr Ziel erreichen. Die vernunftlosen Wesen sind aber nur insofern
absichtlich, d.h. auf ein Ziel hin tätig, als sie von einem erkennenden
geistigen Wesen auf ein Ziel hingeordnet sind, wie der Pfeil vom Schützen. Es
muss also ein geistig-erkennendes Wesen geben, von dem alle Dinge auf ihr Ziel
hingeordnet werden: und dies nennen wir Gott.
Ich habe in
diesem Text den Begriff „ex intentione“
unübersetzt gelassen. In der Deutschen Thomas-Ausgabe wird dies mit
„absichtlich“ übersetzt, was zu dem Missverständnis Anlass geben kann, als sei
es ein Eingreifen Gottes, dass diese Tätigkeit auf das Ziel hinlenkt. Wäre dies
von Thomas gemeint, dann hätten die Intelligent Design Theoretiker in der Tat
recht mit ihrer Interpretation, dass Thomas nichts anderes behauptet als sie
selbst. Doch das ist nicht der Fall. Bis zu diesem ex intentione ist noch nicht von Gott die Rede und Gott ist hier
noch nicht gemeint. Gemeint ist vielmehr, dass die Dinge der Natur eine in
ihnen selbst liegende Neigung oder Tendenz besitzen, durch die sie ihre Ziele
selbständig verfolgen und zwar, obwohl sie keinen Verstand haben und obwohl den
Pflanzen sogar jedes Bewusstsein fehlt, und sie verfolgen diese Ziele im
Allgemeinen mit Erfolg. Dies ist gewissermaßen die empirische Basis des
Arguments des hl. Thomas. Der Aquinate setzt hier die aristotelische Theorie
der Finalursachen voraus, nach der jede Tätigkeit auf ein Ziel gerichtet ist.
Aristoteles hat daraus keinen Gottesbeweis abgeleitet, sondern nur ein
Naturphänomen mit Hilfe seiner Vier-Ursachen-Lehre zu erklären versucht. Das
jede Tätigkeit auf ein Ziel gerichtet ist, besagt nichts anderes, als dass jede
Wirkursache als solche ein Ziel hat, das die Wirkung dieser Ursache ist. Das
Prinzip der aristotelischen Finalität besagt, dass die Wirkung B einer Ursache
A das Ziel oder der Zweck von A ist. Genau dies wird durch die moderne
Philosophie und Wissenschaft entschieden bestritten. Die moderne Philosophie
und Wissenschaft behauptet, dass finale Kausalität oder Teleologie vollständig
auf effiziente Kausalität reduziert werden kann. Ich (2012, 105ff.) habe an
anderer Stelle mit Bezug auf David Oderberg (2007, 197-200) und Edward Feser
(2009, 16-23, 53-55, 64f, 67ff, 80f.) gezeigt, dass diese Reduktion ontologisch
unmöglich ist. Hier kann ich nur einige kurze Hinweise dazu geben.
Ein
Verständnis von Kausalität ist ohne die Ziele und Zwecke überhaupt nicht
möglich. David Hume hat dies mit seiner radikalen Kausalskepsis besonders
deutlich gezeigt. Wenn man die finale Kausalität ablehnt, ist ein notwendiges
Ursache-Wirkungsverhältnis vollkommen unverständlich. Warum sollte auf eine
Ursache A die Wirkung B folgen? Es könnte genauso gut C oder D folgen oder es
könnte gar keine Wirkung erfolgen. Das B als Wirkung auf A folgt ist reiner
Zufall, wie Hume behauptet, selbst wenn wir dies bisher ausnahmslos immer so
erlebt haben. Jede kausale Regularität, die von den Naturwissenschaften
beschrieben wird, wird erst verständlich durch die Finalursachen. Man kann
natürlich die Finalursachen von der wissenschaftlichen Untersuchung
ausschließen und sich allein auf die Beschreibung der Regularitäten bzw. der
Gesetze beschränken; jede Wissenschaft kann ihre Grenzen dort ziehen, wo sie
dies für sinnvoll hält. Und die Naturwissenschaften haben gerade dadurch so
große Erfolge, dass sie sich ausschließlich auf mathematisch-quantitative
Aspekte der Natur beschränken. Doch dabei handelt es sich um eine Beschränkung.
Man kann dann nicht hinterher behaupten, diese Beschränkung sei sehr
erfolgreich und man sei vollkommen ohne Ziel- oder Zweckursachen ausgekommen,
also gebe es solche Ursachen auch nicht. Für die Philosophie ist eine bloße
Beschreibung kausaler Relationen nicht ausreichend. Der Philosoph fragt weiter,
warum gerade diese Regularität in der
Natur besteht. Und dies kann nur mit Hilfe der Teleologie erklärt werden, denn
wenn die Naturwissenschaft feststellt, dass auf B stets A folgt, dann kann man
weiterfragen, warum gerade B auf A folgt und nicht C oder D. Die Antwort auf
diese Frage lautet: Weil B das Ziel von A ist. Erst durch die Einführung der
Zielursache wird die effiziente Kausalität intelligibel. Wir wollen wissen, was
es bedeutet, dass Wirkursachen ihre Wirkungen notwendig machen, und wir
brauchen eine Erklärung dieser Notwendigkeit (Feser 2015, 168). Naturgesetze
sind Gesetze der Naturen (Oderberg), d.h., sie folgen aus der Natur der Dinge
selbst, aus ihrer Wesenheit, aus der substanziellen Form einer Entität, mit
Notwendigkeit. Hier kommen wir zu dem Zusammenhang der vier Ursachen, wie sie
von Aristoteles entwickelt wurden. Kausalität im Sinne der effizienten
Kausalität ist die Aktualisierung einer Potenz. Und die Potenz, die durch eine
äußere Ursache aktualisiert wird, ist stets die Potenz zu etwas, ein Vermögen
oder eine Tendenz, eine Disposition für eine bestimmte Wirkung. Diese Wirkung
ist das Ziel der Potenz, das, worauf die Potenz zielt, wenn sie aktualisiert
wird. Damit wird deutlich, dass das Ziel in der Entität selbst liegt, dass die
Teleologie im Sinne Aristoteles’ und Thomas von Aquins eine intrinsische Teleologie ist. Hier liegt
der deutlichste Unterschied zur Rede von Teleologie bei William Paley, der
Vater der Intelligent-Design-Theorie, die nur eine extrinsische Finalität
kennt, wie sie sich bei Artefakten, bei vom Menschen hergestellten Dingen
findet. William Paley und diejenigen, die ihm heute folgen, kennen, wie schon
gesagt wurde, faktisch keinen Unterschied zwischen natürlichen Dingen und Artefakten.
Nachdem Thomas
das Phänomen deutlich gemacht hat, dass die natürlich Dinge ex intentione ihre Ziele verfolgen,
kommt er im zweiten Teil des Arguments zum eigentlichen Gottesbeweis, der sich
aber nicht unmittelbar aus dem Phänomen selbst ergibt. Das die natürlichen
Dinge in sich selbst eine Neigung auf ein Ziel hin haben, bedeutet nicht
unmittelbar, dass es einen Gott geben muss, der ihnen diese Neigung gegeben
hat. Wäre dem so, dann hätte auch Aristoteles dies zweifellos festgestellt. Es
ist eine weitere Prämisse erforderlich, um von der Tatsache, dass die Tätigkeit
der natürlichen Substanzen auf ein Ziel gerichtet ist, zu dem Schluss zu
kommen, dass Gott selbst diese Neigung oder Disposition in die Dinge
hineingelegt hat. Daher fährt Thomas fort: „Die vernunftlosen Wesen sind aber
nur insofern absichtlich, d.h. auf ein Ziel hin tätig, als sie von einem
erkennenden geistigen Wesen auf ein Ziel hingeordnet sind, wie der Pfeil vom
Schützen. Es muss also ein geistig-erkennendes Wesen geben, von dem alle Dinge
auf ihr Ziel hingeordnet werden: und dies nennen wir Gott.“
Das Thema
dieses zweiten Teils des Arguments ist nicht, wie die Dinge sich auf ein Ziel
hinbewegen. Bewegung bzw. Veränderung im Sinne der Aktualisierung einer Potenz
war das Thema des ersten Gottesbeweises. Das lateinische Wort tendunt wird in der Deutschen
Thomas-Ausgabe mit „tätig sein“ wiedergegeben. Besser ist die Übersetzung „dazu
neigen“. Thomas sagt hier, dass die Dinge nur insofern absichtlich auf ein Ziel
hinneigen, sofern sie von einem geistigen Wesen auf ein solches Ziel
hingeordnet werden (Feser 2015, 174). Doch hier kann man die Frage stellen,
warum das so sein soll, wenn diese Neigung doch immanent ist, wie Aristoteles
richtig gesagt hat?
Feser hat
darauf hingewiesen (ibid.), dass Thomas von Aquin ein paralleles Argument in
der Schrift De veritate (V.2)
anführt, wo es heißt, dass ein vernunftloses Wesen nur dann direkt auf ein Ziel
gerichtet ist, wenn es einen Verstand gibt, der ein solches Ziel festgelegt und
das Ding auf dieses Ziel hin ausgerichtet hat. Dies lässt sich mit der
Voraussicht vergleichen, durch die eine Architektin ein Haus plant oder, wie es
bei Thomas selbst heißt, durch die ein Herrscher eine Stadt oder ein Königreich
regiert. Insbesondere dieses letzte Beispiel macht deutlich, worum es geht: Die
verschiedenen Ziele und Zwecke der Menschen in einer Stadt oder in einem
Königreich müssen so aufeinander abgestimmt werden, dass sie irgendwie
„zusammenpassen“ und sich nicht gegenseitig behindern. Dies überträgt Thomas
auf die gesamte Natur. Die verschiedenen, den Dingen immanenten Ziele und
Zwecke müssen miteinander harmonisiert werden, damit sie sich nicht gegenseitig
behindern oder gar zerstören. Solch eine Harmonisierung ist aber nur durch
einen Verstand, durch einen intelligenten Geist möglich, der wie ein Staatsmann
ein Land regiert. Doch damit nicht genug. Nicht nur eine Harmonisierung bereits
bestehender Ziele und Zwecke ist erforderlich, wie bei der Architektin oder dem
Staatsmann, sondern auch die Existenz dieser Ziele und Zwecke wird im fünften
Argument begründet. Jedes einzelne vernunftlose Individuum könnte nicht zu
einem Ziel hinneigen, wenn es nicht auf ein solches Ziel gerichtet würde. Doch
warum nicht?
Das, wozu eine
Entität natürlicherweise neigt, kann nur dann wirksam werden, wenn es schon
zuvor in einem Verstand existiert, so wie der Plan des Hauses im Verstand der
Architektin besteht, bevor dieser Plan dann realisiert wird. Weiterhin ist ein
Verstand aber auch dazu erforderlich, damit eine Ursache auf eine bestimmte
Wirkung gerichtet wird, und zwar aus demselben Grund, der notwendig ist, damit
die verschiedenen Mittel auf ein und dasselbe Ziel ausgerichtet werden. So viel
zur Erläuterung dessen, was Thomas von Aquin im fünften Argument sagen will.
Das fünfte
Argument für die Existenz Gottes kann also in seiner Stoßrichtung so
zusammengefasst werden: (1) Es gibt eine nicht-reduzierbare Teleologie in den
natürlichen Dingen. (2) Diese Teleologie in den Dingen ist nicht verständlich,
wenn es nicht eine Intelligenz außerhalb der Welt gibt. (3) Daraus folgt, dass
es einen Intellekt außerhalb der Welt gibt. (Feser 2015, 47)
Eine
vollständige Rekonstruktion des Arguments sieht folgendermaßen aus (Feser 2015,
102):
1. Dass nichtintelligente natürliche Ursachen regelmäßig
bestimmte Wirkungen hervorbringen, beweist unsere sinnliche Erfahrung.
2. Solche Regularitäten sind nur verständlich unter der
Annahme, dass diese Wirkursachen inhärent „auf etwas zeigen“ oder „auf etwas
gerichtet“ sind, was deren Wirkung im Sinne eines Ziels oder Zwecks ist.
3. Daher gibt es Finalursachen oder Zwecke, die der natürlichen
Ordnung immanent sind.
4. Aber nichtintelligente natürliche Ursachen können nur „auf
etwas zeigen“ oder „auf etwas gerichtet“ sein, was deren Ziel ist, wenn sie
durch eine Intelligenz geführt werden.
5. Deshalb gibt es eine solche Intelligenz.
6. Aber weil die in Frage stehenden Ziele oder Finalursachen
den Dingen auf Grund ihrer Natur oder Wesenheit inhärent sind, muss die in Frage
stehende Intelligenz auch die Ursache der natürlichen Dinge sein, die diese
Naturen oder Wesenheiten besitzen.
7. Dies beinhaltet deren Sein, das deren Wesenheiten und die
Existenzakte verbindet, und nur dasjenige, dessen Wesenheit und Existenz
identisch sind, kann letztlich dies vollbringen.
8. Daher ist die in Frage stehende Intelligenz etwas, bei dem
Wesenheit und Existenz identisch sind.
Ich habe
früher den Unterschied zwischen diesem Argument des hl. Thomas und dem
Gottesbeweis William Paleys und der Intelligent Design Theorie ausführlicher
herausgearbeitet und muss an dieser Stelle auf diesen Text verweisen
(Hüntelmann 2016, 58-74). In einem letzten Teil in dieser Artikelreihe werde
ich ein Argument für die Existenz Gottes vorstellen, das alle „fünf Wege“
Thomas von Aquins gewissermaßen in einem Argument zusammenfasst und auf die
Frage antwortet: „Warum existiert eine Entität a im gegenwärtigen Augenblick und auch zu einem späteren
Zeitpunkt?“ Es geht dabei um die Frage der sogenannten „existenziellen Trägheit“,
eine Frage, die so gut wie nie gestellt wurde und gestellt wird. Selbst wenn
man den Anfang der Existenz einer Entität erklären kann, bleibt immer noch die
Frage, warum diese Entität auch noch zehn Minuten oder zehn Jahre später
existiert. Dafür gibt es ein Argument, das sich letztlich aus den
Gottesbeweisen des hl. Thomas ergibt und vielleicht sogar nicht nur das
stärkste Argument für die Existenz Gottes ist, sondern auch das Argument, dass
alle fünf Wege vereint.
Literatur
Beckermann,
Angar (2013) Glaube. Reihe:
Grundthemen Philosophie. Berlin, Boston: De Gruyter.
Löffler,
Winfried (2013) Einführung in die
Religionsphilosophie. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Hüntelmann,
Rafael (2012) Grundkurs
Philosophie I. Werden, Bewegung, Veränderung. Heusenstamm: editiones
scholasticae.
Hüntelmann,
Rafael (2016) Grundkurs
Philosophie V. Die Existenz Gottes. Neunkirchen-Seelscheid: editiones
scholasticae.
Oderberg,
David (2007) Real Essentialism.
London: Routledge.
Feser,
Edward (2009) Aquinas. Oxford: Oneworld.
Feser,
Edward (2015) Neo-Scholastic Essays. South Bend: St.
Augustine’s Press.
Das ist eine völlige Verdrehung der Fakten. Die Anhänger von "Intelligent Design" sind Gegner des Evolutionismus und moderne "Thomisten" wie Rohner und Co hängen den Irrtümern der modernen Physik an. Die Idee des 5.Gottesbeweises ist genau, dass jede Hinordnung eines unvernünftigen Wesens auf ein Ziel äüsserlich von einer intelligenten Ursache oder deren Wirkungen in der Natur kommen muss. Innere Finalursachen kennen weder die Scholastik, noch Aristoteles, höchstens Kant kennt synthetische Aussagen a priori. Der Exidealist Robert Spämann verwechselt da Einiges. Jede Handlung ist durch den Verstand auf ein Ziel ausgerichtet. Deshalb handeln im eigentlichen Sinne auch nur Vernunftwesen und alles andere nur, indem es an der Vernunft anderer Wesen teilnimmt. Von inneren Finalursachen spricht der Gottesbeweis nicht. Der Evolutionismus kennt sehr wohl Finalursachen, allerdings nur innere Prinzipien, die durch Millionen von Jahren in die Dinge hineingelegt wurden, ohne Vernunft. Sein Grundirrtum besteht darin, dass er leugnet, dass Finalursachen nur von aussen, von einem vernünftigen Verstand gesetzt werden können. Der Verstand ist bei der Geburt eine tabula rasa. Darin sind keine Finalursachen (kategorische Imperative) vorgegeben. Alle Ziele findet der Mensch aus der Erkenntnis der Welt.
AntwortenLöschenIch habe mir jetzt auch noch die Physik des Aristoteles in Kapitel 8 des 2. Buches angeschaut. Dort wird genau unser Thema behandelt. Jede Zielgerichtetheit der Natur kommt von einem vernünftigen Wesen, das entweder die Natur vernünftig designed hat oder kraft der "gubernatio mundi" jetzt auf das Ding einwirkt. Der 5. Gottesbeweis geht sogar eher in die letztere Richtung. Es ist nicht einmal davon die Rede, dass Gott die Dinge durch ihre Natur bereits auf ein Ziel ausgerichtet hat. Sondern davon, dass Gott dies in der Gubernatio mundi (mittels anderer Geschöpfe) jetzt tut. Eine innere immanente Neigung der Dinge auf ein Ziel hin kann es nicht geben, da das Streben nach einem Ziel Vernunft voraussetzt. So belächelt Aristoteles alle die, welche in Spinnen oder anderen vernunftlosen Geschöpfen irgend eine Art von Vernunft voraussetzen. Ueberhaupt gäbe eine solche immanente Finalität gar kein Argument für die Existenz Gottes. Im Gegenteil, sie würde alles Wirken Gottesin der Schöpfung ersetzen. Hier wollen nur irregeleitete Thomisten ein Argument für ihre fehlgegangene Thomasinterpretation finden. Ganz falsch ist die Behauptung "Das Prinzip der aristotelischen Finalität besagt, dass die Wirkung B einer Ursache A das Ziel oder der Zweck von A ist. " Das ist genau was die moderne Naturwissenschaft fälschlich behauptet, um die finale Kausalität auf die effiziente zu reduzieren. Die Finalität ist keine Wirkung, sondern eine Ursache. Ursache und Wirkung verhalten sich wie Akt und Potenz. Etwas kann nicht zugleich Akt und Potenz sein. Zudem ist falsch, dass jede Ursache notwendig ihre Wirkung hervorbringe. Hier wird wieder die geschlossene Naturkausalität der modernen Naturwissenschaft vertreten. Eine Ursache bringt nicht notwendig ihre Wirkung hervor (nur logisch, wie Gallus Manser richtig anmerkt. Logisch kann man eine Ursache nur im Verhältnis zur Wirkung als solche bezeichnen.) Eine Wirkung setzt aber immer eine ausreichende Ursache voraus. Den gleichen Denkfehler macht Kant.
AntwortenLöschenArtefakte SIND Substanzen. Ein Stuhl IST eine Substanz. Umsomehr ich den Artikel lese, umso mehr Fehler sehe ich. In dem Artikel sind völlig esotertische Vorstellungen eingebbaut, die sowohl von Aristoteles als auch der Scholastik verworfen werden. Aristoteles verwirft die Vorstellung der Vorsokratiker die Substanz eines Tisches sei sein Holz, weil der Tisch wenn er einmal vergraben ist als Baum keime. Jetzt verstehe ich woher die "immanenten Finalitäten" kommen. Das sind die vorsokratischen Keime, welche vor Aristoteles als konstitutiv für die Substanz erachtet wurden. Heute ist das nur noch Esoterik.
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