Eine Konstante in der neuzeitlichen und modernen Kritik der
Scholastik ist die Ablehnung des Substanzbegriffs. Substanzen sind nach
Aristoteles und Thomas von Aquin unabhängige Entitäten, das bedeutet,
Entitäten, die in sich sind und nicht in einem Anderen und als solche Träger
von Eigenschaften. Die empiristische Kritik am Substanzbegriff richtet sich vor
allem gegen die fehlende empirische Gegebenheit von Substanzen. Substanzen sind
nicht sichtbar und was nicht sinnlich gegeben ist, existiert für einen
Empiristen nicht. Was gegeben ist sind Sinnesdaten oder allgemeiner gesagt,
Eigenschaften. So geht bereits David Hume davon aus, dass gewöhnliche Dinge
sich als Bündel von Eigenschaften analysieren lassen. Ein Stück Gold ist nach
dieser Theorie nichts anderes als das Gelb, die Verformbarkeit, die Festigkeit,
die Schmelzbarkeit, das bestimmte Gewicht usw., die zusammen „gebündelt“
vorkommen. Es gibt nichts an Gold, das darüber hinaus noch besteht, oder das
diesen Eigenschaften zugrunde liegt, kein Substrat, das Träger dieser
Eigenschaften ist. Dieser Gedanke liegt den modernen Trope-Ontologien zugrunde,
die eine Weiterentwicklung dieser Idee Humes darstellen.
Mittwoch, 25. Februar 2015
Freitag, 13. Februar 2015
Struktureller Hylemorphismus
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Kathrin Koslicki |
In den letzten Jahren hat es zumindest im angelsächsischen
Raum eine Renaissance des Hylemorphismus gegeben. Außer Philosophen, die den
klassischen Hylemorphismus von Aristoteles und Thomas von Aquin weiterführen,
gibt es auch eine neue Theorie des Hylemorphismus, die Oderberg als „strukturellen
Hylemorphismus“ bezeichnet hat und der sich deutlich von der klassischen
Theorie unterscheidet. Hauptvertreter dieses strukturellen Hylemorphismus sind
Kathrin Koslicki und William Jaworski.
Freitag, 6. Februar 2015
„Nichts anderes als“: Moderner Atomismus
Ein weiteres Problem des Atomismus besteht darin, dass auch
ihre modernen Vertreter nicht in der Lage sind, die fundamentalsten
Unterscheidungen in der Natur zu erklären, wie sie vom Hylemorphismus
angenommen werden. Diese Unterscheidungen sind die zwischen der organischen und
anorganischen Natur einerseits, und zwischen dem vegetativen und dem sinnlichen
bzw. tierischen Leben andererseits. Eine dritte Unterscheidung betrifft die zwischen
dem tierischen oder sinnlichen Lebewesen und dem menschlichen Leben. Dass sich
die menschliche Rationalität nicht auf eine bloß sinnliche Lebensform
reduzieren lässt, ist nicht nur durch Argumente gegenwärtiger Denker in der
scholastischen Tradition bewiesen worden, sondern auch durch die wohlbekannten
Schwierigkeiten mit denen Gegenwartsphilosophen konfrontiert sind, wenn sie in
der Philosophie des Geistes versuchen, eine naturalistische Erklärung für
propositionale Einstellungen zu geben.