Der Verlag editiones scholasticae
bereitet derzeit eine Neuerscheinung zur Psychologie Thomas von Aquins vor. Zu
diesem Themenkomplex ist seit Jahrzehnten kein Buch mehr erschienen. Im
vorletzten Jahr hat nun der amerikanische Philosoph Steven J. Jensen eine
hervorragend geschriebene Einführung in dieses Thema veröffentlicht, die ich
persönlich für das Beste halte, was zur philosophischen und speziell thomistischen
Psychologie in den letzten 100 Jahren erschienen ist. Der Verlag hat die
deutschen Übersetzungsrechte erworben und der Band wird vermutlich noch im
August in deutscher Übersetzung erscheinen.
In dem Buch „Steven J. Jensen: Die menschliche Person.
Eine thomistische Psychologie für Anfänger“ gibt es auch ein Kapitel über den
Willen, aus dem ich viel gelernt und verstanden haben. Hier geht es u.a. um den
Unterschied zwischen sinnlichen Gefühlen und Gefühlen des Willens, wobei
gezeigt wird, dass Letztere nicht empfunden werden. Ich veröffentliche hier
erstmals in deutscher Übersetzung einen Ausschnitt aus diesem Kapitel.
Kapitel 13
Der Wille
Was ich am meisten brauchte,
war zu lieben und geliebt zu werden.
Augustinus
Ein Wort befreit uns von all der Last
und dem Schmerz des Lebens:
dieses Wort ist Liebe.
Sophokles
Das Rätsel der Freiheit kann nicht einfach dadurch gelöst
werden, dass man sich auf die Wahl konzentriert. Wie wir bereits festgestellt
haben, ist der Wille weit mehr als das Vermögen zur Entscheidung. Er ist ein Begehrungsvermögen,
das auf die Erkenntnis des Intellekts folgt. Erinnern wir uns daran (wie in
Kapitel 5 besprochen), dass einige Veränderungen und Bewegungen auf ein Ziel
gerichtet sind, das außerhalb des Dings selbst liegt, so wie ein Pfeil auf ein
Ziel gerichtet ist; diese haben wir als Neigungen bezeichnet, die aus dem
Inneren des Dings selbst aufsteigen, so wie eine Pflanze dazu neigt, Wurzeln zu
schlagen. Einige dieser inhärenten Bewegungen auf ein Ziel sind bewusst, das
heißt, sie folgen dem Bewusstsein einer gewissen Realität. Emotionale Wünsche
zum Beispiel folgen auf eine sinnliche Wahrnehmung. Der Wille ist die bewusste
Neigung, die auf eine intellektuelle Erkenntnis folgt.
Der Gegenstand des Willens
Wie alle Vermögen wird auch der Wille durch seine Tätigkeit
identifiziert, und seine Tätigkeit wird durch seinen Zweck erkannt. Das Sehvermögen
zum Beispiel wird durch den Akt des Sehens identifiziert, der wiederum durch
seinen Gegenstand, die Farbe, charakterisiert ist. In ähnlicher Weise werden
die begehrenden Emotionen durch ihre Objekte von den zornigen Emotionen
unterschieden. Die begehrenden Emotionen beziehen sich auf ein einfaches Gut
oder ein einfaches Übel, während die zornigen sich auf ein schwieriges Gut oder
ein schwieriges Übel beziehen. Um die Willenstätigkeiten zu verstehen, müssen
wir also den Gegenstand verstehen, auf den sie gerichtet sind.
Wie die Emotionen ist auch der Wille ein Begehrungsvermögen.
Als solches ist sein Gegenstand das Gute (oder sein Gegenteil, das Böse oder
das Schlechte).[1]
Inwiefern unterscheidet sich der Wille von den Emotionen, die ebenfalls das
Gute als ihren Gegenstand haben? Der Wille und die Emotionen unterscheiden
sich, weil ihre Objekte nicht genau gleich sind. Der Gegenstand des Willens ist
das Gute, wie es die Vernunft erkennt, während der Gegenstand der Emotionen das
Gute ist, wie es die Sinne erkennen.[2]
Der Wille unterscheidet sich also von den Emotionen in der Weise, dass sich das
intellektuelle Erkennen vom Erkennen der Sinne unterscheidet.
Die Sinne sortieren Erfahrungen nach ihrer Beziehung zu
bestimmten Ergebnissen in gut oder schlecht. Der grundlegende Output ist Lust
(oder Schmerz), wobei es sich dabei um das handelt, was Thomas von Aquin als
äußere Lust (angenehm für den Tastsinn) oder innere Lust (angenehm für das
Vorstellungsvermögen) bezeichnet. Die Sinne haben kein Verständnis für allgemeine
Merkmale. Sie haben beispielsweise kein allgemeines Verständnis für ein Dreieck
als eine dreiseitige Figur, obwohl sie eine (positive oder negative) Reaktion
auf das Bild einer dreiseitigen Figur zeigen können. Ebenso liefern die Sinne
kein allgemeines Verständnis dafür, was es bedeutet, gut zu sein.[3]
Sie verbinden einfach bestimmte konkrete Erfahrungen mit dem, was gefällt.
Im Gegensatz dazu erfasst die Vernunft neben den
Unterschieden auch Ähnlichkeiten. Sie versteht zum Beispiel, was Dreiseitigkeit
bedeutet. Ein Vogel kann keine allgemeine Vorstellung von einem Dreieck bilden,
aber er kann lernen, auf das Bild eines Dreiecks zu picken, um Nahrung zu
bekommen. Ein Kind hingegen kann ab einem gewissen Alter begreifen, was Dreiseitigkeit
bedeutet. Ebenso kann die Vernunft begreifen, was es bedeutet, gut zu sein; wir
können verstehen, was bei vielen guten Dingen ähnlich ist. Für die Sinne ist „gut“
nichts anderes als eine Assoziation mit dem, was den Sinnen gefällt. Für die
Vernunft ist „gut“ das, was eine Sache vollendet.[4]
Wir begreifen leicht, dass ein gutes Auge gut sieht, und dass
ein schlechtes Auge einen Defekt hat, durch den es nicht gut sieht. Genauso
schreibt ein guter Stift gut, während ein schlechter Stift nicht gut schreibt.
Ein gutes Herz pumpt das Blut gut, während ein schlechtes Herz nicht gut pumpt.
In jedem Fall ist das Gute an der Sache das, was sie Sache vervollständigt,
das, was ihren Zweck oder ihre Funktion verwirklicht. Die Vernunft kann diese
vielen Vorkommnisse von „gut“ wahrnehmen und das herausziehen, abstrahieren,
was an ihnen ähnlich ist. Die Vernunft kann die Natur des Guten erfassen.
Der Beschränktheit der Sinne entspricht einer parallelen
Beschränktheit in den Emotionen. Die Sinne kommen nie über konkrete Instanzen
hinaus, die nach ihrem Verhältnis zu Lust und Schmerz sortiert sind. Ebenso
bewegen sich die Emotionen immer auf ein konkretes Gut hin, und zwar genau
insoweit, als es mit Lust oder Schmerz in Verbindung gebracht wird.[5]
Im Gegensatz dazu dehnt sich die Vernunft über die Assoziationen hinaus auf das
Verständnis von Ähnlichkeiten aus. Mit der Weite der Vernunft korrespondiert
eine parallele Weite des Willens. Die Vernunft geht über die konkreten Fälle
hinaus und erfasst das Wesen des Guten selbst. In gleicher Weise begehrt der
Wille Objekte genau insoweit, als sie gut sind.[6]
Diese Fähigkeit zeigt sich am besten in unserer Neigung, wenn
wir etwas begehren, mit einer abstrakten Betrachtung zu beginnen und – nach
weiterem Nachdenken – zu immer konkreteren Wünschen zu gelangen. Diana könnte
zum Beispiel mit dem Wunsch beginnen, eine Reise nach Europa zu unternehmen.
Nach reiflicher Überlegung entscheidet sie, dass sie nach England reisen
möchte. Nach weiterer Überlegung entscheidet sie sich für London. Dann
beschließt sie, dass sie im April reisen möchte. Und so geht es weiter, bis sie
sich über die konkreten Einzelheiten ihrer Reise klar ist. In ähnlicher Weise
könnte Paul damit beginnen, etwas zu essen; er grenzt seinen Wunsch auf
italienisches Essen ein und dann wählt er Pasta; schließlich entscheidet sich
für Fettuccine mit Alfredo-Sauce. So geht es mit unseren Wünschen bis hin zum
Willen. Wir beginnen, etwas unter einer Abstraktion zu begehren, und wir
bewegen uns zu immer konkreteren Realisierungen.
Dieser Punkt bedarf einer weiteren Klärung. Wir wünschen nichts
Abstraktes, denn das Gute verwirklicht sich nur im Konkreten. Vielmehr wünschen
wir immer konkrete Güter, aber wir wünschen sie unter einer abstrakten
Betrachtung.[7]
Diana wünscht keine abstrakte Reise nach Europa. Sie wünscht eine konkrete
Reise nach Europa, aber sie fängt damit an, sie unter keiner besonderen
Überlegung zu wünschen, sondern zunächst bloß als eine Reise nach Europa. Paul begehrt
keine abstrakte Mahlzeit. Vielmehr wünscht er sich eine wirkliche Mahlzeit,
aber er beginnt damit, sich diese unter abstrakten Gesichtspunkten zu wünschen.
Die abstrakteste aller Überlegungen betrifft das Gute im
Allgemeinen. Der Wille kann sogar auf diese allgemeinste aller abstrakten
Überlegungen reagieren.[8]
Wir können einen Gegenstand einfach insoweit begehren, als er gut ist. Wir
begehren gleichwohl ein konkretes Gut, da das Gute immer im Konkreten
verwirklicht ist, aber wir begehren es unter einer sehr abstrakten Betrachtung;
wir begehren es einfach insofern, als es gut ist.
Auch dieser Punkt bedarf der weiteren Klärung, denn er ist leider
anfällig für ein sehr bedauerliches Missverständnis. Vorhin stellten wir fest,
dass die Vernunft begreift, was ein gutes Auge ist, was ein guter Stift ist und
was ein gutes Herz ist – wobei wir aus diesen vielen Beispielen die allgemeine Idee abstrahierten,
was es bedeutet, gut zu sein. Nun haben wir festgestellt, dass der Wille das
Gute gerade in dem Maße begehrt, in dem er gut ist. Wir könnten irrtümlich zu
dem Schluss kommen, dass der Wille das Gute eines Stiftes, das Gute eines
Baumes und das Gute einer Katze begehre, da all diese Güter unter die
allgemeine Vorstellung des Guten fallen.
Wenn Thomas sagt, dass der Wille das Gute im Allgemeinen
begehrt, meint er nicht, dass der Wille jedes einzelne Gut begehrt. Vielmehr
bezieht er sich auf das menschliche Gut im Allgemeinen. Der Wille ist
ein begehrendes Vermögen eines menschlichen Wesens; als solches begehrt er das,
was den Menschen vervollständigt. Der Wille unterscheidet sich von anderen begehrenden
Vermögen dadurch, dass er diese Vollendung gerade insofern wünschen kann, als
es ein menschliches Gut ist. Im Gegensatz dazu begehren die Gefühle immer etwas
Konkretes, das mit dem Angenehmen verbunden ist. Der Gegenstand des Willens ist
also das Gut im Allgemeinen, das als menschliches Gut im Allgemeinen verstanden
werden muss.[9]
Unter diesem weiten Gegenstand kann der Wille viele konkret spezifizierte Güter
begehren, wie zum Beispiel Bewegung, Studium und Dessert.
Wille versus Gefühle
Wir haben gesehen, dass es sich bei meinem Gefühl der Liebe um
einen auf ein einfaches Gut gerichteten Impuls handelt, während das Gefühl des
Hasses ein Impuls ist, der einer einfachen schlechten Sache entflieht. Das
Gefühl des Begehrens ist eine Bewegung hin zu einem einfachen Gut, das abwesend
ist, während das Gefühl des Genusses das Ruhen in einem einfachen,
gegenwärtigen Gut ist, und so weiter. Die verschiedenen Tätigkeiten der
Emotionen werden nach den Aspekten der Gegenstände eingeteilt. Dasselbe gilt auch
für den Willen. Thomas spricht von der Liebe im Willen und vom Hass im Willen.
Er spricht von Freude im Willen und Trauer im Willen. Der Wille kann hoffen und
er kann verzweifeln.
Dieselben Worte können also für verschiedene Handlungen der
Emotionen und des Willens verwendet werden.[10]
Es gibt eine emotionale Liebe und eine Liebe des Willens. Die Hoffnung liegt in
den Emotionen und sie liegt im Willen. Dennoch haben dieselben Worte unterschiedliche
Bedeutungen, wenn sie auf die Emotionen und auf den Willen angewandt werden.
Die beiden Gruppen von Wünschen mögen die gleichen Namen haben, aber sie
unterscheiden sich wesentlich voneinander.
Am wichtigsten ist, dass sich beide Gruppen in der Art und
Weise unterscheiden, wie sich die Vernunft von den Sinnen unterscheidet. Wir
haben gesehen, dass jeder der Sinne ein Körperorgan hat. Im Gegensatz dazu ist
die Vernunft ein völlig immaterielles Vermögen, das kein Körperorgan benötigt;
sie wohnt unmittelbar in der Seele. Ebenso haben wir gesehen, dass es sich bei
Emotionen um körperliche Wünsche handelt, die eine körperliche Veränderung
beinhalten, deren wir uns bewusst werden; deshalb nennen wir die Emotionen „Gefühle“.
Wenn wir zum Beispiel Angst haben, verkrampfen sich unsere Muskeln, unser Herz
beginnt schneller zu schlagen und so weiter. Diese Veränderungen gehören zu dem,
was es bedeutet, das Gefühl der Angst zu haben. Darüber hinaus sind wir uns
dieser Veränderungen in uns bewusst – wir spüren sie.
Der Wille ist, wie die Vernunft, kein körperliches Vermögen.[11]
Seine Handlungen beinhalten keine körperlichen Veränderungen, und wir sind uns
unserer Willenshandlungen nicht sinnlich bewusst. Wir fühlen nicht die Liebe
des Willens, wir fühlen nicht den Genuss des Willens, und wir fühlen nicht die
Hoffnung des Willens. Natürlich sind wir uns unserer Willenshandlungen bewusst,
aber unser Bewusstsein ist nicht sinnlich. Vielmehr sind wir uns unserer
Willenshandlungen durch die Vernunft bewusst.[12]
Diese Unfähigkeit, unsere Willenshandlungen zu empfinden,
könnte einige dazu veranlassen, die Existenz des Willens an sich zu leugnen.
Wir sagen: Sehen ist Glauben. Genauer gesagt mag es lauten: „Fühlen ist Glauben“.
Wir fühlen uns sicherer, wenn wir etwas fühlen. Aus diesem Grund sind
philosophische Persönlichkeiten wie David Hume nie über das Vorstellungsvermögen
hinausgelangt. Letztlich lehnen sie die Vernunft und ihre Immaterialität ab.
Aufgrund des Mangels des Vermögens der Vernunft sind diese Personen nicht in
der Lage, Beziehungen, insbesondere kausale Beziehungen, zu erfassen. Dieselben
philosophischen Persönlichkeiten haben eine ähnliche Schwierigkeit mit dem
Willen.
Wir gestehen bereitwillig die Emotionen zu, die wir empfinden
können. Wir sind weniger geneigt, Willensakte anzuerkennen, die wir nicht
fühlen können. Wir kennen das Gefühl der Liebe, denn wir fühlen die Liebe. Aber
was ist mit dem Willensakt der Liebe? Gibt es ihn wirklich? Anna weiß, dass sie
sich entschieden hat, in den Lebensmittelladen zu gehen, aber sie spürt ihre
Wahl nicht. Vielleicht spürt sie ihren Wunsch nach einer Mahlzeit (der sie dazu
veranlasst hat, in den Lebensmittelladen zu gehen), und sie spürt vielleicht
die Befriedigung, die sie empfindet, sobald sie beginnt zu essen, aber sie
spürt weder ihre Wahl, in den Lebensmittelladen zu gehen, noch ihre Wahl, die
Mahlzeit einzunehmen. Dennoch ist die Wahl real.
Dieses Beispiel zeigt eine weitere Schwierigkeit beim
Erkennen der Willenshandlungen. Allzu oft sind sie verborgen vom Hintergrund
eines Wirrwarrs von Emotionen. Beispielsweise steht die Entscheidung, in den
Lebensmittelladen zu gehen, nicht für sich allein, sondern wird zusammen mit
emotionalen Wünschen, wie dem Wunsch zu essen, getroffen. Fast jedes Mal, wenn
wir uns entscheiden, tun wir dies als Reaktion auf verschiedene Emotionen.[13]
Wir entscheiden uns zu schreien, weil wir wütend sind; wir entscheiden uns zu
rennen, weil wir Angst haben, und so weiter. Auf der anderen Seite verweigern
wir das Dessert trotz unseres Verlangens nach etwas Süßem, wir behaupten uns
trotz unserer Angst und so weiter. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die sinnlichen
Emotionen lenken, können wir die Wahl aus den Augen verlieren. Wie viel eher
können wir also die willentliche Liebe zum Essen aus den Augen
verlieren, wenn sie neben dem emotionalen Verlangen nach einer Mahlzeit steht.
Thomas von Aquin beharrt darauf, dass wir uns unserer Willensakte
bewusst sind, aber wir können sie mit Emotionen verwechseln. In gleicher Weise
wurden die Ideen der Vernunft oft mit Vorstellungen verwechselt. John Locke
dachte, dass allgemeine Vorstellungen eine Art von universalem Bild seien. Wir
haben gesehen, dass es ein solches Bild nicht geben kann, aber Locke
verwechselte das, was zur Vernunft gehört, mit der bekannteren Vorstellung. In
ähnlicher Weise können die Wünsche unseres Willens den Emotionen zugeschrieben
werden.
Die Vernunft ist erheblich mächtiger als die Sinne. Ebenso
sind die Wünsche des Willens viel tiefgreifender als die Wünsche der Gefühle.
Die Emotionen sind immer an eine konkrete Realität gebunden, die mit dem
verbunden ist, was den Sinnen gefällt. Der Wille dehnt sich über den gesamten
Bereich des Guten aus. In den Gefühlen zum Beispiel ist der Kummer in der Tat
beunruhigend; im Willen zerreißt der Kummer die Seele selbst. Die Freude in den
Gefühlen ist erhebend; die Freude des Willens ist tiefer Frieden.
Wir sprechen von der Trauer des Willens und der Freude des
Willens, aber die vorangegangene Diskussion hat gezeigt, dass diese Worte ausgedehnt
sind, wenn sie auf den Willen angewandt werden.[14]
„Trauer“ impliziert zunächst etwas, das man fühlt, ebenso wie „Freude“. Wenn
diese Worte auf den Willen angewendet werden, beziehen sie sich auf Zustände
einer bewussten Neigung ohne ein körperliches Gefühl. Sie beziehen sich auf
einen Zustand, der sich auf das Vorhandensein von etwas Bösem richtet, oder auf
einen Zustand, der sich auf das Vorhandensein von etwas Gutem bezieht. Wir
empfinden sicherlich eine sinnliche Freude, wenn wir einen lange verlorenen
Freund wiederfinden, und wir empfinden eine sinnliche Trauer über den Tod eines
Freundes. Tiefer als die sinnliche Freude ist jedoch die Freude des Willens,
die nicht sinnlich empfunden werden kann, und tiefer als das Gefühl der Trauer
ist die entsprechende Trauer des Willens.
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