Ein Einwand gegen die thomistischen Gottesbeweise, der sehr
weit verbreitet ist und auch von Philosophen vorgetragen wird, die
grundsätzlich den „fünf Wegen“ zugeneigt sind, lautet, dass die fünf Wege eine „erste
Ursache“ oder einen „unbewegten Beweger“, eine „notwendige Entität“ etc.
beweisen können, nicht aber, dass diese erste Ursache etc. mit Gott identisch
ist. Wenn man die Argumente Thomas von Aquins für die Existenz Gottes ganz eng
versteht, kann man diesen Einwand akzeptieren. Aber durch die Hinzunahme einer
einzigen Prämisse ergibt sich in allen Fällen, dass diese erste Ursache oder
dieser unbewegte Beweger Gott ist. Deshalb beendet Thomas jeden der fünf Wege
auch mit dem Satz „und dies nennen alle Gott“.
Allerdings belässt es Thomas nicht bei diesem Satz. In der Summa theologiae folgt im Anschluss an
die fünf Wege die Erläuterung und Argumentation für die Eigenschaften Gottes
und hier argumentiert Thomas, dass eine „erste Ursache“ oder ein absolut
notwendiges Seiendes nichts anderes sein kann als Gott. Eine Entität, die jede
Veränderung im Universum verursacht – angefangen von den Veränderungen der
Atome, über die Veränderungen der Lebewesen bis hin zu den Bewegungen im
Universum – kann nur das sein, was alle Gott nennen. Genauso stellen wir uns
Gott vor: als ein allmächtiges Wesen, der alles bewirkt. Eine Entität, die
absolut notwendig ist und so die Ursache aller kontingenten Dinge ist, auch
eine solche Entität kann nur Gott sein, denn genau das ist es, was wir mit Gott
meinen.
Eine Entität deren Wesenheit die Existenz ist und die nicht
nicht existieren kann, was soll dies für eine Entität sein, wenn nicht Gott?
Wenn man die Argumente Thomas von Aquins für die Existenz Gottes auch nur ein wenig
betrachtet, wird man zu dem Ergebnis
kommen, dass diese Argumente nichts Anderes beweisen als Gott, denn eine erste
Ursache, eine Entität, deren Wesenheit die Existenz ist und die notwendig
existiert, eine Entität die das höchste Seiende, das Sein selbst, ist, und
allen Entitäten eine innerliche Ziel- und Zweckgerichtetheit mitteilt, eine
solche Entität ist Gott.
Man könnte noch einwenden, dass diese Argumente vielleicht
Gott beweisen aber nicht notwendigerweise einen
Gott. Es könnte doch sein, dass es mehrere solcher Götter gibt. Doch auch
dieser Einwand scheitert. Es kann nur ein Seiendes geben, dessen Wesen die
Existenz ist und das deshalb das Sein selbst ist, reiner Akt, actus purus. Dies ergibt sich allein
durch logische Betrachtung des Begriffs eines Seienden, dessen Wesen die
Existenz ist.
Man kann aber durchaus zugestehen, dass Thomas zunächst
nichts Anderes beabsichtigt, als die Existenz eines Wesens zu beweisen, das
einzigartige Eigenschaften besitzt, die mit nichts direkt vergleichbar sind,
das wir kennen. Eine solche „Eigenschaft“ ist z.B. die, ein unbewegter Beweger
zu sein oder ein reiner Akt zu sein. Wenn man Argumente dafür anführen kann,
dass es ein solches Wesen gibt, dann kann man mit weiteren Argumenten, die sich
zum Teil aus diesen Eigenschaften ergeben, auch beweisen, dass es sich bei
diesem Wesen tatsächlich um Gott handelt. Dies ist der Übergang zu der
Argumentation für die Eigenschaften Gottes. Diese Eigenschaften folgen aus den
Gottesbeweisen. Durch die Erkenntnis dieser Eigenschaften Gottes kommen wir zu
einem besseren und tieferen Verständnis dessen, wer oder was dieser Gott ist
und zwar ohne Bezugnahme auf die Offenbarung.
Zur Erkenntnis dieser Eigenschaften Gottes gibt es nach Auffassung
Thomas von Aquins drei Wege: Diese drei Wege werden bezeichnet als via causalitatis, via negativa und via
eminentia. Was ist damit gemeint? Der erste Weg zur Erkenntnis der
göttlichen Eigenschaften geht so vor, wie wir auch gewöhnlich in unserer Erkenntnis
fortschreiten: Wir kennen die Wirkungen und schließen von dort auf die Ursache,
die Gott ist. Der Weg der Negation (via
negativa) geht so vor, dass er von Gott alles das verneint, was in
irgendeiner Weise einschränkend ist. Dazu gehört z.B. die Ausgedehntheit, die
Farbigkeit und alle materiellen Eigenschaften, die Gott nicht zukommen können,
da sie mit dem, was wir bereits aus den Gottesbeweisen von Gott kennengelernt
haben, nicht vereinbar sind. Die via
eminentia, der Weg der Steigerung, geht so vor, dass bestimmte
Eigenschaften, die wir auch aus der Welt kennen, wie z.B. die
Erkenntnisfähigkeit, Macht und Kraft oder auch die Güte, bis ins Unendliche
gesteigert werden, denn Gott ist unendlich, wie die Gottesbeweise bereits
deutlich gemacht haben. Diese drei Wege gehören zusammen und einer allein ist
nicht ausreichend, um zu einer mehr oder weniger angemessenen Erkenntnis Gottes
zu gelangen.
In den folgenden Blogbeiträgen werde ich einige der
wichtigsten Eigenschaften Gottes vorstellen und dabei auf Einwände eingehen,
die dagegen vorgebracht wurden. Vor allem die Eigenschaft der Einfachheit ist
sehr umstritten, auch von Seiten theistischer Philosophen.
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