Heute möchte ich Ihnen vier Neuerscheinungen vorstellen, die
es wert sind ausführlicher vorgestellt werden. Die Besprechung muss ich aber
auf die kommenden Tage und Wochen verschieben und heute will ich diese Bücher
nur kurz vorstellen. Bedauerlicherweise ist keines dieser Bücher in Deutschland
erschienen und es wird sicher noch über 10 Jahre dauern, bis die deutsche
Philosophie den Anschluss an den internationalen Standard findet. Hier also nun
die kurze Vorstellung:
Edward Feser; Joseph M. Bessette: By
Man Shall His Blood be Shed. A Catholic
Defense of Capital Punishment. San Francisco: Ignatius Press 2017.
Edward Feser, der wohl populärste Vertreter des neuen
Thomismus in den USA, hat ein Buch über die katholische Lehre zur Todesstrafe
gemeinsam mit einem Professor für Recht, Joseph M. Bessette veröffentlicht. Das
Buch ist allerdings nicht nur für Katholiken von Interesse, sondern es geht
auch um die naturrechtlichen Grundlagen der Todesstrafe. Beide verteidigen die
Gerechtigkeit und auch Notwendigkeit der Todesstrafe mit starken Argumenten. In
Deutschland und Europa macht man sich mit solchen Büchern bzw. den darin
genannten Argumenten mehr als nur unbeliebt; man wird von weiteren Diskussionen
ausgeschlossen. Das ist allerdings keine wissenschaftliche Einstellung, denn es
kann nichts geben, was von einer wissenschaftlichen Untersuchung ausgeschlossen
werden sollte. Zudem enthält das Buch eine wirklich hervorragende
Zusammenfassung des Naturrechts. Ein Radiointerview mit den Autoren über ihrBuch finden Sie hier:
Anthony J. Lisska:
Aquinas Theory of Perception. An Analytic
Recontruction. Oxford: Oxford University Press 2016
Eine außerordentlich gute Arbeit über die
Wahrnehmungstheorie Thomas von Aquins wurde Ende des letzten Jahres von den
analytischen Thomisten Anthony J. Lisska veröffentlicht. Methodisch bezieht
sich Lisska auf den bekannten Philosophen Gustav Bergmann (+ 1986), den man als
Begründer der analytischen Ontologie betrachten könnte. Er hat die Methode der „structural
History“ entwickelt, mit dessen Hilfe philosophische Texte rekonstruiert werden
können und Schwierigkeiten im Verständnis bzw. der Interpretation von Texten
gelöst werden können. Lisska, der diese Methode seiner Studie zugrunde legt, kann
so die realistische Erkenntnistheorie Thomas von Aquins verteidigen, u.a. gegen
andere Interpretation bekannter Thomisten, die sich aber kritisch gegen Thomas
richten und seiner Wahrnehmungstheorie eine repräsentationalistische Theorie
unterstellt haben. Eine Rezension dieser Schrift in englischer Sprache kannhier nachgelesen werden
John P. Safranek:
The Myth of Liberalism. Washington
D.C.: The Catholic of America Press 2015.
Eine der bislang besten und grundlegendsten Kritiken des
Liberalismus, also der vorherrschen politischen Theorie der westlichen Welt
(alle im Bundestag vertreten Parteien und auch die, die hinein möchten, sind
liberal), ist kürzlich im Verlag der Katholische Universität von Amerika erschienen.
Ich habe dieses Buch von vorne bis hinten gelesen und konnte nicht aufhören, da
die Analyse erstaunliche Zusammenhänge aufdeckt und zum Verständnis der
Probleme unserer Zeit sehr erhellend ist. John Safranek ist Philosoph, arbeitet
aber in der Notaufnahme des Columbia Community Hospital in Nebraska. Durch
dieses Buch werden nahezu alle wesentlichen gegenwärtigen politischen und
gesellschaftlichen Erscheinungen unserer Gegenwart verständlich. Der Autor
stellt alle grundlegenden Dogmen des Liberalismus und deren Grundbegriffe in
Frage, also Autonomie, Freiheit, Gleichheit, Neutralität, Rechte usw. Das Buch
ist sehr hilfreich insbesondere für Personen, die sich für politische
Philosophie auf der Grundlage der aristotelisch-scholastischen Philosophie
interessieren. Ich werde dieses Buch ausführlicher rezensieren, sobald mir dazu
die Zeit gegeben wird. Hier finden Sie eine Rezension des Buches. Weitere Rezensionen finden Sie, wenn Sie nach Rezensionen des Buches auf Google
suchen.
John Lawrence Hill: After the Natural Law. How the
Classical Worldview Supports our Modern Moral and Political Values. San
Francisco: Ignatius Press.
Noch ein letztes Buch möchte ich noch erwähnen, dessen
Lektüre ich noch nicht abgeschlossen habe. Auch dieses Buch verteidigt das
Naturrecht gegen die modernen Theorien, die unsere Gesellschaft beherrschen.
Das Buch besteht aus zwei Hauptteilen. Im ersten Teil geht es um die klassische
Weltsicht der Antike und des Mittelalters, die Auseinandersetzung um den
griechischen Materialismus, die christliche Weltanschauung und das Naturrecht
bei Thomas von Aquin. Daran schließt sich die thomistische Theorie der Person
an. Der zweite Teil behandelt die Entstehung der Moderne bei William von Occam,
Descartes, John Lockes und Thomas Hobbes und die sich daraus ergebende
Auflösung der Person, der Seele und die Durchsetzung des Materialismus.
Entgegen der geläufigen Auffassung, dass erst die Moderne den freien Menschen
ermöglicht hat, zeigt der Autor, dass gerade das Gegenteil der Fall ist und
anstelle der Freiheit ein strenger Determinismus tritt. Dieses ist eine gute
Ergänzung zu dem zuvor genannten Buch. Auch die Trennung zwischen Recht und
Moral, ein typisches Kennzeichen des Liberalismus, wird in diesem Buch
thematisiert. Der moderne Begriff des Naturrechts wird kritisch betrachtet,
insbesondere wegen der Ablehnung der Wesenheiten und der Ziel- und Zweckgerichtetheit
aller menschlichen Handlungen. Eine Rezension dieses Buches gibt es hier
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