Mittwoch, 19. Juli 2017

Bücher für Scholastiker und die es werden wollen

Heute möchte ich Ihnen vier Neuerscheinungen vorstellen, die es wert sind ausführlicher vorgestellt werden. Die Besprechung muss ich aber auf die kommenden Tage und Wochen verschieben und heute will ich diese Bücher nur kurz vorstellen. Bedauerlicherweise ist keines dieser Bücher in Deutschland erschienen und es wird sicher noch über 10 Jahre dauern, bis die deutsche Philosophie den Anschluss an den internationalen Standard findet. Hier also nun die kurze Vorstellung:


Edward Feser; Joseph M. Bessette: By Man Shall His Blood be Shed. A Catholic Defense of Capital Punishment. San Francisco: Ignatius Press 2017.

Edward Feser, der wohl populärste Vertreter des neuen Thomismus in den USA, hat ein Buch über die katholische Lehre zur Todesstrafe gemeinsam mit einem Professor für Recht, Joseph M. Bessette veröffentlicht. Das Buch ist allerdings nicht nur für Katholiken von Interesse, sondern es geht auch um die naturrechtlichen Grundlagen der Todesstrafe. Beide verteidigen die Gerechtigkeit und auch Notwendigkeit der Todesstrafe mit starken Argumenten. In Deutschland und Europa macht man sich mit solchen Büchern bzw. den darin genannten Argumenten mehr als nur unbeliebt; man wird von weiteren Diskussionen ausgeschlossen. Das ist allerdings keine wissenschaftliche Einstellung, denn es kann nichts geben, was von einer wissenschaftlichen Untersuchung ausgeschlossen werden sollte. Zudem enthält das Buch eine wirklich hervorragende Zusammenfassung des Naturrechts. Ein Radiointerview mit den Autoren über ihrBuch finden Sie hier


Anthony J. Lisska: Aquinas Theory of Perception. An Analytic Recontruction. Oxford: Oxford University Press 2016

Eine außerordentlich gute Arbeit über die Wahrnehmungstheorie Thomas von Aquins wurde Ende des letzten Jahres von den analytischen Thomisten Anthony J. Lisska veröffentlicht. Methodisch bezieht sich Lisska auf den bekannten Philosophen Gustav Bergmann (+ 1986), den man als Begründer der analytischen Ontologie betrachten könnte. Er hat die Methode der „structural History“ entwickelt, mit dessen Hilfe philosophische Texte rekonstruiert werden können und Schwierigkeiten im Verständnis bzw. der Interpretation von Texten gelöst werden können. Lisska, der diese Methode seiner Studie zugrunde legt, kann so die realistische Erkenntnistheorie Thomas von Aquins verteidigen, u.a. gegen andere Interpretation bekannter Thomisten, die sich aber kritisch gegen Thomas richten und seiner Wahrnehmungstheorie eine repräsentationalistische Theorie unterstellt haben. Eine Rezension dieser Schrift in englischer Sprache kannhier nachgelesen werden 


John P. Safranek: The Myth of Liberalism. Washington D.C.: The Catholic of America Press 2015.

Eine der bislang besten und grundlegendsten Kritiken des Liberalismus, also der vorherrschen politischen Theorie der westlichen Welt (alle im Bundestag vertreten Parteien und auch die, die hinein möchten, sind liberal), ist kürzlich im Verlag der Katholische Universität von Amerika erschienen. Ich habe dieses Buch von vorne bis hinten gelesen und konnte nicht aufhören, da die Analyse erstaunliche Zusammenhänge aufdeckt und zum Verständnis der Probleme unserer Zeit sehr erhellend ist. John Safranek ist Philosoph, arbeitet aber in der Notaufnahme des Columbia Community Hospital in Nebraska. Durch dieses Buch werden nahezu alle wesentlichen gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Erscheinungen unserer Gegenwart verständlich. Der Autor stellt alle grundlegenden Dogmen des Liberalismus und deren Grundbegriffe in Frage, also Autonomie, Freiheit, Gleichheit, Neutralität, Rechte usw. Das Buch ist sehr hilfreich insbesondere für Personen, die sich für politische Philosophie auf der Grundlage der aristotelisch-scholastischen Philosophie interessieren. Ich werde dieses Buch ausführlicher rezensieren, sobald mir dazu die Zeit gegeben wird. Hier finden Sie eine Rezension des Buches. Weitere Rezensionen finden Sie, wenn Sie nach Rezensionen des Buches auf Google suchen.

John Lawrence Hill: After the Natural Law. How the Classical Worldview Supports our Modern Moral and Political Values. San Francisco: Ignatius Press.


Noch ein letztes Buch möchte ich noch erwähnen, dessen Lektüre ich noch nicht abgeschlossen habe. Auch dieses Buch verteidigt das Naturrecht gegen die modernen Theorien, die unsere Gesellschaft beherrschen. Das Buch besteht aus zwei Hauptteilen. Im ersten Teil geht es um die klassische Weltsicht der Antike und des Mittelalters, die Auseinandersetzung um den griechischen Materialismus, die christliche Weltanschauung und das Naturrecht bei Thomas von Aquin. Daran schließt sich die thomistische Theorie der Person an. Der zweite Teil behandelt die Entstehung der Moderne bei William von Occam, Descartes, John Lockes und Thomas Hobbes und die sich daraus ergebende Auflösung der Person, der Seele und die Durchsetzung des Materialismus. Entgegen der geläufigen Auffassung, dass erst die Moderne den freien Menschen ermöglicht hat, zeigt der Autor, dass gerade das Gegenteil der Fall ist und anstelle der Freiheit ein strenger Determinismus tritt. Dieses ist eine gute Ergänzung zu dem zuvor genannten Buch. Auch die Trennung zwischen Recht und Moral, ein typisches Kennzeichen des Liberalismus, wird in diesem Buch thematisiert. Der moderne Begriff des Naturrechts wird kritisch betrachtet, insbesondere wegen der Ablehnung der Wesenheiten und der Ziel- und Zweckgerichtetheit aller menschlichen Handlungen. Eine Rezension dieses Buches gibt es hier 

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