In der klassischen Wissenschaft und Philosophie werden die
Beziehungen und das Verhalten von Dingen abgeleitet aus dem, was diese Dinge sind, aus ihrer
Wesenheit.
In der modernen Wissenschaft und Philosophie wird die Frage,
was die Dinge sind, als unerkennbar beiseitegestellt und allein das Verhalten
und die Beziehungen der Dinge zueinander untersucht, d.h. es werden
ausschließlich quantitative Aspekte der Dinge in den Blick genommen und daraus
Schlüsse gezogen, die zukünftiges Verhalten der Dinge vorhersagen sollen.
Naturgesetze
Moderne Naturgesetze sagen nur etwas über die Beziehung der
verwendeten Ausdrücke zueinander, aber nichts darüber, was diese verwendeten Ausdrücke bezeichnen. Der Ausdruck Bewegung wird mit den Ausdrücken Masse und Beschleunigung in Korrelation gesetzt um daraus ein Gesetz zu
beschreiben. Es wird nicht gesagt, was
Bewegung selbst ist, oder was Masse
und Beschleunigung sind. Die aristotelische Wissenschaft hingegen würde aus dem
Begriff, bzw. dem Wesen der Bewegung (Aktualisierung einer Potenz, sofern sie
in Potenz ist), erklären, wie sich Bewegung zu Masse und Beschleunigung
verhält, was sich allerdings nicht in einem mathematisch formulierbaren Gesetz
ausdrücken läßt.
Klassische und
moderne Logik
Dies ist der Hintergrund des Unterschieds zwischen moderner Logik
und klassischer Logik, moderner Wissenschaft und Philosophie und klassischer
Wissenschaft und Philosophie.
Die moderne Logik ist daher auch nicht in der Lage,
Was-Aussagen logisch zu erfassen und zu beantworten. In der klassischen Logik
ist es der Inhalt eines Satz, den wir verstehen, der darüber entscheidet, ob
der Satz wahr ist, oder nicht. Dies gilt nicht von der modernen Logik. Ob ein
Satz wahr ist wird hier durch eine Wahrheitstafel entschieden, die völlig unabhängig davon
ist, was der Inhalt eines Satzes ist.
Wenn ich in der klassischen Logik sagen: Ein moderner
Logiker ist ein Mensch, dann ist diese Aussage wahr, sofern es zutrifft, dass
Logiker Menschen sind, was ganz offensichtlich der Fall. Ein solcher Satz muss
in der modernen Logik umformuliert werden in: Wenn x ein Logiker ist, dann ist
x ein Mensch, oder formal L(x) --> M(x). Dieser Satz ist aber
wahr oder falsch aufgrund des logischen Verbinders „wenn-dann“, der genau dann
zu einem falschen Satz führt, wenn der Vordersatz wahr und der Nachsatz falsch
ist. In allen anderen Fällen ist der Satz wahr. Wahrheit oder Falschheit ist
hier aber nicht abhängig von dem Inhalt der einzelnen Sätze, sondern von dem
Satzverbinder, also rein formal. Daher sagt diese Logik nichts über den Inhalt,
über das, was in diesen Sätzen
ausgesagt wird.
Eine Folge von Fragen und Antworten wie: „Was ist das da?“
„Das ist ein Quadrat?“, „Was ist ein Quadrat?“, „Ein Quadrat ist eine
gradlinige Figur mit vier gleichen Seiten“, lässt sich mit Hilfe der modernen
Logik nicht behandeln. Die moderne Logik kann keine Was-Aussagen formulieren.
Daraus folgt z.B., dass die moderne Philosophie und
insbesondere die Ontologie logische, also nicht reale Sachverhalte mit
ontologischen Sachverhalten identifiziert werden. Man geht davon aus, dass die
Logik die Struktur der Welt selbst widerspiegelt und daher mehr oder weniger 1:1
übertragen werden kann. Dazu findet sich in diesem Blog ein ausführlicher Beitrag.
Analytische und synthetische
Aussagen: Eine Unterscheidung ohne Realitätsbezug
Analytische Sätze, Aussagen oder Propositionen sind nach
herkömmlicher Auffassung solche Sätze, bei denen das Prädikat im Satzsubjekt
enthalten ist. „Alle Junggesellen sind unverheiratete Männer“ ist ein solcher
Satz. Derartige Sätze sind, ebenfalls nach moderner Auffassung, nicht
informativ, da sie nichts über die Welt aussagen. Henry Veatch (Two Logics, 1969) hat
gezeigt, dass es nach der klassisch-aristotelischen Auffassung überhaupt keine
analytischen Sätze gibt. Solche Sätze sind Was-Sätze, die etwas über das Wesen einer Sache aussagen und nicht
etwas über Begriffe oder Worte. Sie sagen in unserem Beispiel, dass das Wesen
des Junggesellen darin besteht, ein unverheirateter Mann zu sein, oder dass das
Wesen der Körper darin besteht, ausgedehnt zu sein. Und dies sind durchaus
informative Aussagen über die Welt, wie sie beschaffen ist, und nicht Aussagen
über den Gebrauch von Wörtern oder Begriffen.
Man könnte nun meinen, dass, wenn solche Sätze nicht
analytisch sind, nichts anderes übrigbleibt, als sie als synthetische Aussagen
zu bestimmen. Nach der üblichen Einteilung geht man davon aus, dass alle
Aussagen oder Propositionen entweder analytisch oder synthetisch sind. Kant hat
eine dritte Kategorie von Sätzen eingeführt, die synthetisch-apriorischen
Sätze, gewissermaßen eine Mischform aus synthetischen und analytischen
Urteilen, die wir aber hier beiseitelassen können. Henry Veatch hat aber
argumentiert, dass Sätze der genannten Art, wie „Alle Körper sind ausgedehnt“
auch keine synthetischen Urteile sind. Gleichwohl sind solche Sätze notwendige
Wahrheiten. Doch was bedeutet das? Wenn wir davon ausgehen, dass die Dinge das
sind, was sie sind, dass nichts existiert, ohne dass es etwas ist, dann ist das, was
ein Ding ist, notwendig und nicht zufällig. Natürlich ist das, was ein Ding
ist, seine Wesenheit, oft nicht einfach zu erkennen. Doch das ändert nichts an
der ontologischen Tatsache, dass die Wesenheit eines Dinges notwendig ist, dass
es diese Wesenheit notwendigerweise besitzt, bzw. das Was-Sätze immer
notwendigerweise wahr sind.
Dies bedeutet nun, dass solche Was-Sätze nicht aufgrund
ihrer logischen Struktur notwendigerweise wahr sind, sondern sie sind material notwendig wahr, d.h. aufgrund
der Tatsachen in der Welt, aufgrund dessen, dass die Dinge das sind, was sie sind. Die Einteilung der Sätze
in analytische und synthetische hingegen bezieht sich ausschließlich auf die
logische Struktur der Sätze und leitet davon ab, ob ein Satz analytisch ist und
deshalb notwendig, oder eben synthetisch und deshalb eine kontingente Wahrheit
ausspricht. Deshalb ist die Einteilung der Sätze in synthetische und
analytische irrelevant in Bezug auf Was-Sätze.
Moderne Logik ist natürlich ein weiter Begriff. In der Bergmann-Schule, die eine realistische Auffassung der Logik hat, gibt es analytische Tatsachen. Das sind solche, die aus logischen Gesetzen logisch folgen. Was-Aussagen stellen nach deren Auffassung meist Tatsachen dar, durch die mehrere Universalien mit einer Entität verbunden werden. Dass jemand ein Logiker ist, wäre eine Tatsache, die unter anderen auch die Universalien, die zu einem Menschen gehören, mit diesem verbindet. Deswegen wäre es ein analytische Tatsche, dass ein Logiker ein Mensch ist. Auch die Aussage, dass alle Körper ausgedehnt sind, würde als sprachliche Darstellung einer analytischen Tatsache angesehen. Der Bergmann-Schule liegt es fern, logische (also analytische) Tatsachen mit ontologischen zu identifizieren.
AntwortenLöschenEine "realistische Auffassung der Logik" ist genau das, was hier in Frage steht. Dies bedeutet doch, dass die Logik die Realität selbst widerspiegelt. Dies wird aber von der klassischen Logik bestritten. Logische Gesetze sind Gesetze der Sprache bzw. des Denkens (das sprachlich verfasst ist). Die Verbindung einer Universalie mit einem Individuum ist eine äußerliche Verbindung. Das jemand ein Mensch ist, ist diesem Menschen aber nicht äußerlich, sondern genau das, WAS er ist, nämlich ein Mensch. Sprachlich hingegen ist die Universalie durch das Wort "ist" mit einem bestimmten Individuum verbunden. In der modernen Logik und Ontologie werden Wesenheiten gleichermaßen geleugnet und das gilt auch, so weit ich weiß, für die Bergmann-Schule.
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