Der Verlag EDITIONES SCHOLASTICAE
hat in seinem gestrigen Newsletter einige wirklich interessante
Neuerscheinungen angekündigt. Darunter befindet sich nicht nur die erste
deutsche Übersetzung des Kommentars Thomas von Aquins zu Aristoteles Metaphysik
(dazu in einem späteren Blogbeitrag), sondern auch ein neuer Grundkurs Philosophie. Es handelt sich
bereits um den fünften Band der Reihe Philosophie
des gesunden Menschenverstandes, diesmal mit dem Thema „Die Existenz Gottes“.
Thema des neuen Grundkurses ist die natürliche
Theologie, also die Gotteserkenntnis aus bloßer Vernunft, ohne Bezugnahme auf
irgendeine Offenbarung. Hierzu stellt Hüntelmann drei Fragen: (1) Was ist
natürliche Theologie? (2) Wozu natürliche Theologie? und (3) Ist natürliche
Theologie möglich? Wie im ganzen Buch, werden immer aktuelle Positionen der
Religionsphilosophie thematisiert und kritisch diskutiert.
Im Mittelpunkt dieses Bandes stehen
die Gottesbeweise Thomas von Aquins, die sogenannten „fünf Wege“, die in zeitgemäßer
Darstellung vorgestellt werden. Sehr hilfreich, besonders für Studierende der
Philosophie, ist die Verteidigung der fünf Wege gegen alle wichtigen modernen
Einwände, was wesentlich zum besseren Verständnis der thomistischen
Gottesbeweise beiträgt und die Darstellung zugleich lebendig macht. Obwohl
bereits bei der Vorstellung der „fünf Wege“ stets auf kritische Einwände gegen
Thomas Bezug genommen wird, gibt es sogar ein eigenes Kapitel, in dem die
wichtigsten Einwände im Zusammenhang vorgestellt und widerlegt werden. Gerade
dadurch ist auch dieser Grundkurs gut
zum Studium der Religionsphilosophie geeignet, weil er die Grundzüge der
modernen Religionsphilosophie und Religionskritik diskutiert.
Zu diesem Hauptabschnitt „II.
Gottesbeweise“ gehört denn auch ein weiteres Kapitel, in dem andere, sowohl
klassische als auch insbesondere moderne Gottesbeweise vorgestellt und
diskutiert werden. Hier finden sich z.B. die ontologischen Gottesbeweise von
Anselm von Canterbury über Descartes, Leibniz bis hin zu Alvin Plantinga, aber
auch eine sehr kritische Diskussion der Intelligent-Design-Theorie. Weiterhin
werden moderne kosmologische Gottesbeweise diskutiert und insbesondere die
Wahrscheinlichkeitsbeweise von Richard Swinburne, dem derzeit wohl bekanntesten
Religionsphilosophen, der im vergangenen Jahr seinen 80. Geburtstag gefeiert
hat.
Im dritten Hauptteil behandelt der
Autor dann die Eigenschaften Gottes, also die grundlegenden Bestimmungen Gottes
in der natürlichen Theologie, wie Allmacht, Allwissenheit, Unveränderlichkeit,
Ewigkeit usw. Auch in diesem Teil wird Einwänden gegen die klassische natürliche
Theologie ein breiter Raum gegeben, wie z.B. Einwänden gegen die Ewigkeit
Gottes. Hier wird z.B. vorgebracht, dass Gott, wenn er ewig ist, all unsere
Handlungen bereits kennen muss, wir also nicht frei sein können und auch unsere
Gebete und Bitten sinnlos sind, weil Gott sie bereits alle kennt.
Zum Ende hin wird in einem eigenen
Exkurs das Wesen der Wunder untersucht und schließlich im letzten Teil der
Frage nachgegangen, warum es so viel Leid auf dieser Welt gibt, wenn es doch
einen gütigen Gott gibt. Bekanntlich ist das Argument des Leids in der Welt der
wichtigste Einwand gegen die Existenz Gottes.
Das Buch ist für alle, die an einer
natürlichen Theologie auf der Grundlage Thomas von Aquins interessiert sind,
sicher von großem Interesse. Darüber hinaus ist es aber auch für alle
Studierenden der Philosophie eine Bereicherung, zumal es einfach, lebendig und
gut lesbar geschrieben ist und die thomistische Philosophie so vorstellt, dass
sie in eine Auseinandersetzung mit der Gegenwartsphilosophie gebracht wird.
Bestellt werden kann das Buch in
jeder Buchhandlung oder bei Amazon.
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