Kürzlich wurde wieder die Liste der 50 einflussreichstenlebenden Philosophen veröffentlicht.
Die größte Überraschung: David Oderberg, der wohl bedeutendste thomistische
Philosoph der Gegenwart, ist auf dieser Liste. Das ist in der Tat ein sehr
gutes Zeichen für den Aufstieg der neuen philosophischen Bewegung des
„analytischen Thomismus“, zu dem Oderberg zumeist gerechnet wird. Das letzte
Buch Oderbergs stammt aus dem Jahre 2007, ist also bereits fast 10 Jahre alt.
Oderberg, Professor für Ethik an der Universität Reading (in der Nähe von
Oxford), veröffentlicht zahlreiche Fachartikel in international renommierten
philosophischen Fachzeitschriften und ist zugleich selbst Herausgeber einer der
größten Zeitschriften für analytische Philosophie, der Zeitschrift RATIO.
Oderberg erscheint in einer alphabetisch geordneten Reihe der 50 einflussreichsten lebenden Philosophen zusammen mit so bekannten Namen wie Noam Chomsky, Saul Kripky, (leider auch) Jürgen Habermas, Daniel Dennett, Jaegwon Kim und einem anderen analytischen Thomisten (von dem dieser Titel stammt) – John Haldane.
Auf der Liste heißt es über David Oderberg: „David Oderberg ist ein australischer
Philosoph der in Großbritannien lebt und der derzeit Professor für Philosophie
an der University of Reading ist. Oderberg hat in den Bereichen Metaphysik, Philosophie
des Geistes und Religionsphilosophie gearbeitet, ist aber vielleicht am besten
für seine besonders konservative Moralphilosophie bekannt. In seinem
einflussreichen Buch Applied Ethics
(2000), argumentiert Oderberg gegen den bemerkenswerten Moralphilosophen Peter
Singer und zeitgenössische utilitaristische und konsequenzialistische Ansätze
zur Moralphilosophie.
Grundsätzlich spielt
der Begriff der „Unschuld“ in Oderbergs Moralphilosophie eine zentrale Rolle,
und daraus leitet er eine hartnäckige Haltung ab, nach der das absichtliche
Beenden eines unschuldigen Lebens immer moralisch falsch ist. Für Oderberg ist
ein Fötus ein unschuldiges Leben und Abtreibung und Euthanasie sind
gleichbedeutend mit Auftragsmord. Allerdings befürwortet Oderberg das Recht des
Staates auf die Todesstrafe als Vergeltung und den Begriff eines »gerechten
Krieges«. Tiere sind nach Ansicht Oderbergs keine moralischen Akteure und haben
auch keine Rechte, die verletzt werden könnten.
Oderberg gehört zu der
vordersten Front der Philosophen, die daran interessiert sind, die
traditionelle (d.h. aristotelisch-scholastische) Metaphysik zu erneuern und sie
in fruchtbaren Kontakt mit der zeitgenössischen analytischen Metaphysik, sowie
mit der empirischen Wissenschaft zu bringen.“
Einige Formulierungen dieses Textes zeigen, dass die Autoren
nicht unbedingt zu den Förderern der aristotelisch-scholastischen Philosophie
gehören, andererseits spricht dies aber doch für eine mehr oder weniger
„objektive“ Methode bei der Auswahl der 50 einflussreichsten Philosophen. Die
Methode, wie diese Liste erstellt wurde, wird auf der Website erläutert.
Oderberg schreibt in einer ersten Reaktion auf die
Auszeichnung: „Ich bin von der Einbindung
[in die Liste] geschmeichelt und finde mich in einer guten Gesellschaft. Unnötig
zu sagen, das ‚Einfluss‘, wie auch ‚Wirkung‘ " kein Selbstzweck sind.
Jeder Akademiker bezweckt zum Teil, Andere zu beeinflussen, sowohl seine
Kollegen als auch die breite Öffentlichkeit, und so ist es immer erfreulich,
eine Bestätigung dafür zu bekommen, aus welcher Quelle auch immer“.
Scholastiker gratuliert David Oderberg und freut sich mit
ihm über einen weiteren Schritt zur Anerkennung der
aristotelisch-scholastischen Philosophie als einem wichtigen Partner in der
philosophischen Auseinandersetzung der Gegenwartsphilosophie.
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