Während und nach dem Kongress der Society of Christian
Philosophers (SCP), eine der großen philosophischen Gesellschaften in den USA,
die aber auch zahlreiche Mitglieder aus anderen Ländern hat (auch ich war bis
vor zwei Jahren Mitglied der SCP), gab es einen Skandal, der durch einen
Hauptvortrag von Richard Swinburne ausgelöst wurde. Swinburne ist emeritierter
Professor für philosophische Theologie und Religionsphilosophie in Oxford und
der bedeutendste Religionsphilosoph der Gegenwart. Er hatte es gewagt,
Homosexualität als Behinderung zu bezeichnen und hatte dazu Argumente
geliefert, die er auch in einem seiner letzten Bücher vorgestellt hat. Auch
wenn man mit ihm nicht übereinstimmt, so geht es in der Philosophie in erster
Linie um Argumentation. Stattdessen wurde er brutal beschimpft und der
Präsident der SCP, Michael Rea, der Swinburne eingeladen hatte, distanzierte
sich auf Facebook von Swinburne (ohne Argumente).
Der ganze Skandal ist ein Zeichen für den vollständigen
Sittenverfall durch Homolobbyisten, die inzwischen auch in der Philosophie ihr
Unwesen treiben und zwar nicht auf philosophische Art und Weise, d.h.
argumentativ, sondern durch gemeinste Beschimpfungen und Beleidigungen anderer
Philosophen.
So fluchte auf Facebook Jason Stanley, Professor für
Philosophy an der Yale University: “Fuck those
assholes. Seriously“, was ich
lieber unübersetzt lasse. Ihm stimmten weitere Professoren zu: Jonathan
Jenkins Ichikawa, Associate Professor für Philosophie an der University of
British Columbia oder Rebecca Kukla, Senior Research Scholar am Kennedy
Institute of Ethics an der Georgetown University.
Gegen eine offene und argumentative Debatte, auch mit harten
Bandagen und strengen Argumenten, wäre überhaupt nichts einzuwenden und
vielleicht gibt es auch gute Argumente gegen Swinburnes These, dass es sich bei
der Homosexualität um eine Behinderung handelt. Swinburne hat dafür jedenfalls
eine Reihe guter Argumente genannt. Doch von Seiten seiner Gegner gibt es nicht
ein einziges Argument. Man kann also nur vermuten, dass diese Gegner gar keine
Gegenargumente haben und deshalb wütend ihren Gefühlen freien Lauf lassen und
damit zugleich eine totalitäre Grundhaltung zumindest in dieser Frage zum
Ausdruck bringen, nach der es verboten ist, anders als der Mainstream über
Homosexualität zu denken. Die traditionelle Auffassung der letzten Jahrtausende
seit der Antike spricht mehr für Swinburne. Sowohl Platon als auch Aristoteles,
Thomas von Aquin oder Immanuel Kant hätten eher Swinburne zugestimmt als
denjenigen, wie Michael Rea, dem Präsidenten der SCP, der glaubte, er müsse
sich für Swinburne im Name der Gesellschaft entschuldigen.
Philosophen diskutieren über alle möglichen Themen und auch
hier gibt es heftige Auseinandersetzungen zwischen eher traditionell gesinnten und
modernen Philosophen. So z.B. in Fragen der Abtreibung oder anderen
umstrittenen moralischen Fragen. Doch hierbei geht es um den Austausch von
Argumenten und jeder bemüht sich darum, die besten Argumente für seine
Auffassung zu finden. Der Leser oder Hörer ist dann in der Lage zu entscheiden,
welche Argumente besser sind. Bei der Frage der Homosexualität ist dies
offenbar nicht der Fall. Das hat natürlich Gründe.
Michael Rea, der SCP-Präsident schreib in seiner
Distanzierung, dass Swinburne und jeder andere Sprecher „zu den Werten von
Diversität und Inklusion verpflichtet ist.“ Aber selbstverständlich. Doch warum
gilt dies nicht für Swinburne und für Philosophen, die argumentieren, dass
Homosexualität nicht dasselbe ist wie Heterosexualität? Denn genau dies ist ja
das Problem in den USA oder in Europa. Swinburnes Auffassung ist zweifellos
sehr unpopulär heutzutage und sie gehört nicht zu den Theorien, die in
philosophischen Debatten über Sexualethik „inkludiert“ werden, Diskussionen,
die gerade nicht dazu neigen „divers“ zu sein, sondern stattdessen die liberale
Auffassung dominieren. Gerade das Swinburne diese Auffassung vertreten konnte,
spricht für echten „Diversität und Inklusion“. Michael Rea will gerade das
rückgängig machen und beweist damit, dass das, was er sagt, nicht ernst gemeint
sein kann.
Das bei der „Diskussion“ um Homosexualität schon seit langem
Argumente keine Rolle mehr spielen, hat natürlich Gründe. In einem Blogbeitrag
hat Edward Feser http://edwardfeser.blogspot.de/2016/09/michael-rea-owes-richard-swinburne.html#more
diese Hintergründe aufgedeckt. So haben führende Homoaktivisten bereits Ende
der 1980er Jahre erkannt, dass Argumente offenbar nicht hilfreich sind, um die
Agenda der „Homorechte“ durchzusetzen. Marshall Kirk und Hunter Madsen haben
1989 in einem Buch mit dem Titel „After the Ball“ eine Langzeit-Propagandakampagne
entwickelt, um die Haltung der Gesellschaft zur Homosexualität zu verändern. Die
Mittel dazu sollten sein, dass bei Gegnern der Homosexualität Scham ausgelöst
wird, wenn sie gegen die Homoagenda argumentieren, dass sie zudem sozial
ausgegrenzt werden sollten und mit anderen durchdachten Methoden versucht
werden soll, die Emotionen zu
manipulieren und nicht an die Rationalität zu appellieren.
Wörtlich heißt es in dem Buch (meine Übersetzung): „Der Trick besteht darin, den Bigotten in die
Lage zu versetzen, dass er ein widersprüchliches Schamgefühl zu spüren bekommt...
Dies kann auf vielfältige Weise erreicht werden, wobei alle Methoden die
wiederholte Exposition mit illustrierenden Bildern oder verbalen Aussagen
benutzen, die mit seinem Selbstverständnis als einer guten Person unvereinbar
sind, der gut zu den übrigen Menschen passt. So kann die propagandistische
Werbung homophobe und homohassende Bigotte als grobe Lautmäuler und Arschlöcher
darstellen, die „nicht christlich“ sind. Es kann ihnen gezeigt werden, dass sie
kritisiert, gehasst und gemieden werden ... Es kann, kurz gesagt, homohassende
Bigotterie mit allen Arten von Attributen in Verbindung gebracht werden, durch
die sich der Bigotte schämen wird, dass er sie besitzt, und die mit sozialen
Konsequenzen verbunden sind, die er unangenehm und beängstigend empfindet ...“
Mit diesen und ähnlichen Methoden ist es den
Homosexuellenverbänden in den meisten westlichen Ländern inzwischen gelungen,
ihre Agenda durchzusetzen. Mit Argumenten wäre es ihnen nie gelungen, denn es
gibt vermutlich keine guten Argumente für eine vollständige Gleichheit von
Homo- und Heterosexualität. Beim Kongress der Society for Christian
Philosophers ist nun Richard Swinburne Opfer dieser Kampagne geworden, bei der
ausdrücklich Rationalität ausgeschaltet wird. Ebenso schlimm ist es, dass dies
bei einer philosophischen Fachgesellschaft geschehen ist und zudem noch bei
einer Gesellschaft, die sich christlich versteht. Das ist eine bedrohliche
Entwicklung…
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