Mittwoch, 13. März 2024

Der Papst und der Ukraine-Krieg

Augustinus war einer der ersten
Theoretiker des gerechten Kriegs

Vor einigen Tagen wurde in nahezu allen Medien über ein Interview des Papstes mit dem italienischsprachigen Fernsehen der Schweiz berichtet, das vollständig erst am 20. März ausgestrahlt wird. Es wurden aber einige Auszüge aus dem Interview veröffentlicht, die zu einer heftigen Diskussion geführt haben. Dem Papst werden Vorwürfe gemacht, weil er angeblich die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert habe. Wie oft in kriegerischen Zeiten wird auch hier mit Lügen operiert, denn der Papst hat nichts anderes gesagt, als dass die Ukraine und Russland verhandeln sollten.

Es ist allgemein bekannt, dass der Papst in den vergangenen Jahren häufiger Äußerungen von sich gegeben hat, die der überlieferten Lehre der Kirche deutlich widersprechen. In diesem Fall steht er aber in vollem Einklang mit der Lehre der Kirche vom „gerechten Krieg“.

 

 

Die Antwort des Papstes erfolgt auf die direkte Frage des Interviewers, ob es zum Hissen der weißen Fahne nicht auch Mut brauche. Woraufhin der Papst tatsächlich sagt, dass derjenige stärker sei, der den Mut aufbringe, die weiße Fahne zu hissen und zu verhandeln. Das Hissen der weißen Fahne ist völkerrechtlich nicht das Symbol für die Kapitulation, sondern für die Bereitschaft zu Verhandlungen. Der Papst kann sich mit dieser Antwort auf die Jahrhunderte alte Lehre der Kirche vom gerechten Krieg berufen, die auch im aktuellen Katechismus der katholischen Kirche (KKK Nr. 2309) nachzulesen ist. Eine der ersten Theologen die die Theorie des gerechten Kriegs entwickelt haben, was Augustinus (unser Bild). Wenn man die Bedingungen für einen gerechten Krieg betrachtet, dann kann in der derzeitigen Situation daraus nur der Schluss gezogen werden, den der Papst daraus zieht.

 

Werfen wir kurz einen Blick auf die vier Bedingungen die erfüllt sein müssen, damit man von einem gerechten Krieg sprechen kann. Vorher sei bemerkt – um Missverständnisse zu vermeiden -, dass der Angriff Russlands auf die Ukraine völkerrechtswidrig ist und natürlich damit auch kein gerechter Krieg sein kann, selbst dann nicht, wenn man die Rechtfertigungen und Argumente Russlands für den Angriff anerkennen würde. Nun zu den vier Bedingungen für einen gerechten Krieg:

 

Ein gerechter Krieg als Verteidigungskrieg ist ausschließlich dann gerechtfertigt, wenn vier Bedingungen erfüllt sind: Erstens muss der Angriff, der abgewehrt werden soll, tatsächlich zu einem schwerwiegenden und dauerhaften Schaden aufseiten des Angegriffenen oder der Völkergemeinschaft führen. Zweitens müssen sich alle anderen Mittel, um den Krieg zu beenden, als wirkungslos herausgestellt haben. Drittens muss der Verteidigungskrieg mit Aussicht auf Erfolg geführt werden können. Und viertens dürfen durch die Verteidigung nicht größere Schäden angerichtet werden als durch den Angriff. Schon ein oberflächlicher Blick auf diese Bedingungen zeigt, dass zumindest die beiden letzten Bedingungen nicht erfüllt sind, denn schon seit Monaten hat sich der Krieg zu einem Stellungskrieg entwickelt, bei dem es auf beiden Seiten kaum noch Veränderungen in den Stellungen gibt und bei Fortsetzung des Krieges nehmen die Schäden und vor allem die Todesopfer in erheblichem Maße zu.

 

Zum zweiten Punkt könnte man sagen, dass es vermutlich durchaus die Möglichkeit gibt, den Krieg auf andere Weise zu beenden, nämlich durch Verhandlungen, auch wenn von den Bellizisten wie Kiesewetter, Strack-Zimmermann oder Baerbock das Gegenteil behauptet wird. Zumindest könnte man den Versuch machen und Russland zu Verhandlungen auffordern um zu sehen, ob Russland dazu bereit ist.

 

Mit Blick auf diese traditionelle Lehre der Kirche konnte der Papst, wenn er nicht gegen die kirchliche Lehre verstoßen wollte, nichts anderes sagen als das, was er gesagt hat.

1 Kommentar:

  1. Danke für die hilfreichen Ratschläge und Tipps, die Sie in diesem Blog bereitgestellt haben

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