Samstag, 30. April 2011

Wesenheiten

Infolge des nominalistischen Zweifels an der Erkennbarkeit von Wesenheiten hat wohl kaum eine andere scholastische Theorie mehr Kritik bekommen als die Theorie der Wesenheiten. Die meisten philosophischen Theorien der Gegenwart, also insbesondere der analytischen Philosophie, sind antiessentialistisch. Zwar gibt es neuere Entwicklungen in der analytischen Philosophie, die essentialistischen Theorien verteidigen, doch unterscheidet sich deren Theorie der Wesenheiten deutlich von der aristotelisch-scholastischen Auffassung. Nach letzterer ist eine Wesenheit die Natur eines Dinges, die durch eine metaphysische Definition des Fallens unter einen bestimmte Art oder Gattung und ihre spezifische Differenz charakterisiert ist. Das klassische Beispiel hierfür ist die Natur oder Wesenheit des Menschen als animal rationale, als vernünftiges Lebewesen.

Mittwoch, 27. April 2011

Das mechanistische Weltbild der Moderne

Das Weltbild der modernen Wissenschaften und der Philosophie ist mechanistisch und naturalistisch. Leider hat dieses Denken den modernen Menschen tief ergriffen und verändert, was in ihm dieselbe Sinnleere hinterlassen hat, die das mechanistische Weltbild der Moderne hervorbringt. Doch was ist mit diesem Begriff des mechanistischen Weltbildes gemeint? Wir sind keine Esoteriker oder New Age Jünger, die auch häufig von einem mechanistischen Weltbild reden und sich davon mit ihren geradezu schwachsinnigen „Theorien“ abzusetzen versuchen, wobei sie in den allermeisten Fällen dieses Weltbild sogar teilen. Das mechanistische Weltbild ist der Ersatz für den Aristotelismus des Mittelalters. Die Grundlage dieses neuzeitlichen Denkens ist die Ignoranz gegen die Formal- und Finalursache, denn Argumente gegen diese gibt es praktisch nicht, wie wir gesehen haben.

Dienstag, 26. April 2011

Argumente gegen die Formursache?

Ein weiteres Argument gegen die scholastische Theorie der vier Ursachen stammt vom englischen Philosophen Locke, dessen ganzes Bemühen der Kritik der Scholastik galt. Obgleich Locke keine außerordentlichen philosophischen Neuerungen gebracht hat und seine Kritik der Scholastik äußerst flach, oberflächlich und von Missverständnissen durchsetzt ist, hatte und hat Lockes Philosophie großen Einfluss ausgeübt. Speziell gegen die Form, die gemeinsam mit der Materie jedes Ding konstituiert, wendet Locke ein, dass es „monster“ und „changelings“ gibt, womit er vielfältig deformierte und geistig zurückgebliebene Wesen, wie den „Elephant Man“ meint, die er offensichtlich nicht zu den Menschen zählt und die deshalb jeweils eine eigene Form nötig machen.

Freitag, 22. April 2011

Argumente gegen Finalität?

Überaus erstaunlich ist die Tatsache, dass es für die Ablehnung der Finalursache durch die neuzeitliche Philosophie schon vor Descartes praktisch keine Argumente gibt. In einigen Fällen versuchten Philosophen die Finalität lächerlich zu machen, in den meisten Fällen wird einfach darauf verwiesen, dass eine Finalursache „unwissenschaftlich“ ist – wobei dies nicht näher begründet wird – oder das Thema wird schlicht ausgeblendet. Im Allgemeinen wird auf die großen Erfolge der modernen Wissenschaften verwiesen, die ohne die Finalursache auskommen. Doch rechtfertigt der unbestreitbare Erfolg von Naturwissenschaft und Technik das moderne, mechanistische Weltverständnis?

Mittwoch, 20. April 2011

Vier Ursachen, ein Beispiel

Eine vollständige philosophische oder metaphysische Erklärung eines Gegenstandes ist nur dann gegeben, wenn man alle vier Ursachen im Sinne des Aristoteles angibt. Moderne wissenschaftliche und philosophische Erklärungen belassen es bei zwei Ursachen, nämlich den materiellen Bestandteilen eines Gegenstandes und der Wirkursache. Dabei gilt die Materie im strengen Sinne nicht als Ursache und die Wirkursache wird anders interpretiert als bei Aristoteles. An einem Beispiel soll hier eine vollständige Erklärung eines Gegenstandes durch seine vier Ursachen erläutert werden.

Dienstag, 19. April 2011

Vier, nicht eine Ursachenart. Die Wirkursache

Einer der wohl wichtigsten Unterschiede zwischen der neuzeitlichen Philosophie und der Scholastik ist die Theorie über Kausalität. Während die neuzeitliche Philosophie, einschließlich der Gegenwartsphilosophie, insbesondere die analytische Philosophie, nur die Wirkursache als echte Kausalität anerkennt, unterscheidet die Scholastik mit Aristoteles vier verschiedene Ursachenarten. Neben der Wirkursache, deren Verständnis sich zudem von modernen Kausaltheorien unterscheidet, werden die materiale Ursache, die Formursache und die Finalursache genannt. Thomas von Aquin hält die Finalursache sogar für die mit Abstand wichtigste Ursache, da sie alle anderen, vor allem jedoch die Wirkursache erst verständlich macht.

Montag, 18. April 2011

Individuation

Ein schwieriges Problem der Philosophie ist die Frage der Individuation. Dies ist auch in der Scholastik nicht anders. Jede Substanz ist von jeder anderen Substanz verschieden. Was aber ist der Grund für diese Verschiedenheit. Die substantielle Form kann nicht die Ursache sein, da sie eine Universalie ist, eine Form, die allen Dingen der gleichen Art zukommt, besser, die von allen Substanzen der gleichen Art instantiiert wird.
Es kann aber auch nicht die potentielle Materie sein, die materia prima, wie die Scholastiker es nannten, da diese völlig unbestimmt ist und daher nicht für die Individuation einer Entität verantwortlich sein kann.

Donnerstag, 14. April 2011

Wir beginnen

Ab heute beginne wir mir regelmäßigen Beiträgen. Ziel des Blogs ist die Darstellung, Auseinandersetzung und Kritik aktueller Ereignisse aus Gesellschaft, Kultur, Politik und insbesondere Philosophie auf der Grundlage der aristotelisch-thomistischen Philosophie, bzw. der Scholastik.