Montag, 24. Oktober 2016

Die 50 einflussreichsten Philosophen



Kürzlich wurde wieder die Liste der 50 einflussreichstenlebenden Philosophen veröffentlicht. Die größte Überraschung: David Oderberg, der wohl bedeutendste thomistische Philosoph der Gegenwart, ist auf dieser Liste. Das ist in der Tat ein sehr gutes Zeichen für den Aufstieg der neuen philosophischen Bewegung des „analytischen Thomismus“, zu dem Oderberg zumeist gerechnet wird. Das letzte Buch Oderbergs stammt aus dem Jahre 2007, ist also bereits fast 10 Jahre alt. Oderberg, Professor für Ethik an der Universität Reading (in der Nähe von Oxford), veröffentlicht zahlreiche Fachartikel in international renommierten philosophischen Fachzeitschriften und ist zugleich selbst Herausgeber einer der größten Zeitschriften für analytische Philosophie, der Zeitschrift RATIO.




Oderberg erscheint in einer alphabetisch geordneten Reihe der 50 einflussreichsten lebenden Philosophen zusammen mit so bekannten Namen wie Noam Chomsky, Saul Kripky, (leider auch) Jürgen Habermas, Daniel Dennett, Jaegwon Kim und einem anderen analytischen Thomisten (von dem dieser Titel stammt) – John Haldane.

Auf der Liste heißt es über David Oderberg: „David Oderberg ist ein australischer Philosoph der in Großbritannien lebt und der derzeit Professor für Philosophie an der University of Reading ist. Oderberg hat in den Bereichen Metaphysik, Philosophie des Geistes und Religionsphilosophie gearbeitet, ist aber vielleicht am besten für seine besonders konservative Moralphilosophie bekannt. In seinem einflussreichen Buch Applied Ethics (2000), argumentiert Oderberg gegen den bemerkenswerten Moralphilosophen Peter Singer und zeitgenössische utilitaristische und konsequenzialistische Ansätze zur Moralphilosophie.

Grundsätzlich spielt der Begriff der „Unschuld“ in Oderbergs Moralphilosophie eine zentrale Rolle, und daraus leitet er eine hartnäckige Haltung ab, nach der das absichtliche Beenden eines unschuldigen Lebens immer moralisch falsch ist. Für Oderberg ist ein Fötus ein unschuldiges Leben und Abtreibung und Euthanasie sind gleichbedeutend mit Auftragsmord. Allerdings befürwortet Oderberg das Recht des Staates auf die Todesstrafe als Vergeltung und den Begriff eines »gerechten Krieges«. Tiere sind nach Ansicht Oderbergs keine moralischen Akteure und haben auch keine Rechte, die verletzt werden könnten.

Oderberg gehört zu der vordersten Front der Philosophen, die daran interessiert sind, die traditionelle (d.h. aristotelisch-scholastische) Metaphysik zu erneuern und sie in fruchtbaren Kontakt mit der zeitgenössischen analytischen Metaphysik, sowie mit der empirischen Wissenschaft zu bringen.

Einige Formulierungen dieses Textes zeigen, dass die Autoren nicht unbedingt zu den Förderern der aristotelisch-scholastischen Philosophie gehören, andererseits spricht dies aber doch für eine mehr oder weniger „objektive“ Methode bei der Auswahl der 50 einflussreichsten Philosophen. Die Methode, wie diese Liste erstellt wurde, wird auf der Website erläutert

Oderberg schreibt in einer ersten Reaktion auf die Auszeichnung: „Ich bin von der Einbindung [in die Liste] geschmeichelt und finde mich in einer guten Gesellschaft. Unnötig zu sagen, das ‚Einfluss‘, wie auch ‚Wirkung‘ " kein Selbstzweck sind. Jeder Akademiker bezweckt zum Teil, Andere zu beeinflussen, sowohl seine Kollegen als auch die breite Öffentlichkeit, und so ist es immer erfreulich, eine Bestätigung dafür zu bekommen, aus welcher Quelle auch immer“.

Scholastiker gratuliert David Oderberg und freut sich mit ihm über einen weiteren Schritt zur Anerkennung der aristotelisch-scholastischen Philosophie als einem wichtigen Partner in der philosophischen Auseinandersetzung der Gegenwartsphilosophie.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen