Mittwoch, 29. Juni 2022

Klimapolitik und das Naturverständnis der „Grünen“


Die Partei Bündnis 90 / Die Grünen ist an der Macht. Gewissermaßen als höchstes Staatsziel wurde von ihnen die Klimapolitik ausgerufen, bei der es vor allem darum geht, die Verbrennung und damit den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) zu senken, um so die „Natur“ und letztlich die gesamte Menschheit zu retten. Ein hoher Anspruch, bei dem so etwas wie Ideologie durchscheint. Wer einen einzelnen Punkt über alles andere stellt und sogar bereit ist, alles andere – auch die Freiheit und Selbstverantwortung – diesem Ziel unterzuordnen, ist offensichtlich totalitär gesinnt. Im Hintergrund dieser Politik der „Grünen“ steht aber auch ein bestimmtes Naturverständnis, das sich vom dem Naturbegriff der abendländischen philosophischen Tradition deutlich unterscheidet und letztlich die Ursache für die heute bekannten, sogenannten „Umweltprobleme“ ist.

 

Kennzeichnend für das klassische abendländische Naturverständnis ist die Theorie des Hylemorphismus und der Ziel- und Zweckgerichtetheit aller natürlichen Vorgänge. Jede natürliche Entität – die unbelebte Natur (Steine, Wasser, Erde, Berge, Seen und Meere), die Pflanzen, Tiere und auch der Mensch – sind zusammengesetzte Entitäten. Jede dieser Entität ist zusammengesetzt aus einer rein potenziellen Materie (Fachbegriff dafür ist die materia prima) und einem Strukturprinzip, der Form. Diese Form, das Strukturprinzip bestimmt, was etwas ist. Zusammen mit der Materie im zuvor genannten Sinn, bestimmt die Form die Wesenheit eines Dinges, dass es sich um einen Kieselstein, einen Ahornbaum, eine Nelke, eine Mücke oder um ein Pferd handelt. Zugleich gibt die Form die Wirklichkeit. Die Form ist das Prinzip der Aktualität, der Verwirklichung. Die Form strukturiert, informiert die Materie und so entfaltet die Form eine Entität zu ihrer Vollkommenheit, anders gesagt, die Form strukturiert die Materie, so dass ein Seiendes sich vollständig entfalten und entwickeln kann, dass auch einem Samen ein vollentwickeltes Individuum wird – ein Ahornbaum oder ein Pferd.

 

Dies ist möglich, weil jede einzelne Wesenheit durch die Form zielgerichtet tätig ist. Alle Tätigkeiten der Entitäten sind immer auf ein Ziel gerichtet. Dieses Ziel ist, ganz allgemein gesagt – die Vervollkommnung und Selbsterhaltung, so wie die Fortpflanzung. Ohne diese Zielgerichtetheit der Entitäten und insbesondere der lebendigen Entitäten, ist die Tätigkeit von Lebewesen völlig unbegreiflich. Aber auch alle kausalen Abläufe und Vorgänge, die ja auch Tätigkeiten sind, bleiben unverständlich, wenn sie nicht als ziel- und zweckgerichtete Tätigkeiten verstanden werden.

 

Dies ist nur ein ganz grober Abriss des klassischen Naturverständnisses. In diesem Blog finden Sie sehr viel mehr zu Thema und es gibt gute Literatur, die ich auch hier empfohlen habe, besonders die Schriften von Edward Feser Scholastic Metaphysics und Aristotle’s Revenge.

 

Kommen wir nun zum Naturverständnis der Neuzeit, das auch der Naturwissenschaft zugrunde liegt und das zugleich als Naturbegriff weiten Teilen der sogenannten Ökologiebewegung und insbesondere den „Grünen“ zugrunde liegt.

 

Der metaphysische Hintergrund des neuzeitlichen Naturverständnisses ist eine Wiederaufnahme und Weiterentwicklung des antiken Atomismus, der eigentlich von Aristoteles überholt wurde. Ganz schematisch dargestellt geht jede atomistische Ontologie davon aus, dass die gesamte Natur aus letzten unteilbaren und einfachen (d.h. nicht zusammengesetzten) Atomen besteht. Dabei ist dieser philosophische Begriff des Atoms nicht unbedingt identisch mit den Atomen der klassischen oder modernen Physik. Diese Atome bestehen gewissermaßen ewig und bilden durch Zusammenballung größere Entitäten, also unbelebte und lebendige Entitäten, einschließlich Menschen. Die Zusammensetzung der Atome zu komplexen Entitäten wird dabei als zufällig verstanden, allerdings gibt es bestimmte Gesetze, die Naturgesetze, durch die diese Zusammensetzung bestimmt wird.

 

Je komplexer einer aus Atomen bestehende Entität ist, desto eher kommt es zu lebendigen Lebewesen und auch Menschen unterscheiden sich nicht grundsätzlich von unbelebten Dingen, sondern sie sind nur viel komplexer, so dass sich aus den ursprünglichen einfachen Atomen im Verlauf der Evolution hochkomplexe, bewusste Individuen gebildet haben.

 

Dieser Betrachtung der Natur entspricht ein rein mechanistisches Weltbild. Das jetzt viele Freunde der Ökologie protestieren werden und dagegen einwenden, dass die modernen Wissenschaften sich längst von einer mechanistischen Betrachtungsweise verabschiedet haben, besonders in der Biologie, ist verständlich, entspricht aber nicht den Tatsachen. Die Frage ist nämlich; Was ist hier mit „mechanistischem Weltbild“ gemeint? Die aristotelisch-scholastische Philosophie versteht unter einem mechanistischen Weltbild jede Weltanschauung, bei der eine ziel- und zweckgerichtete Tätigkeit strikt aus der Naturbetrachtung ausgeschlossen wird und jeder „Essentialismus“ (die Auffassung, dass es Wesenheiten gibt) abgelehnt wird. Und genau dies trifft beides auf die moderne Biologie (und erst recht auf alle anderen Naturwissenschaften) zu.

 

Auf der Grundlage eines mechanistischen und atomistischen Weltbildes wird die Natur beherrschbar. Eine rein quantitative Betrachtung der Natur unter Missachtung oder Bestreitung der Wesenheiten, erfasst all das, was an den natürlichen Entitäten mess- und berechenbar ist und dies ist die Voraussetzung für die Beherrschung der Naturvorgänge.

 

Und genau dies ist der entscheidende Grund für die Zerstörung der „Umwelt“. Schon der Begriff „Umwelt“ ist problematisch, weil diese dem Menschen gegenüber, um ihn herum ist und von ihm beherrscht und manipuliert werden kann. Eine solche Beherrschung und Manipulierung der Welt war der Antike und dem Mittelalter völlig fremd. Ob man nun aber die Natur beherrscht um sie restlos auszubeuten oder um diese Ausbeutung wieder rückgängig zu machen, ändert nichts an unserem Verhältnis zu Natur.

 

Der Gedanke der Beherrschbarkeit der Natur, ihrer Manipulierbarkeit, der Berechenbarkeit, ist die Grundlage sowohl der Naturzerstörung als auch der Klimapolitik, die ja glaubt, dass „Klima“ könne vom Menschen beherrscht und manipuliert werden. Ich bestreite nicht, dass dies tatsächlich möglich ist, doch wird diese Klimapolitik nichts am Wesen des Klimas verändern. Es könnte sogar sein, dass die Klimapolitik der „Grünen“ sogar schlimmere Schäden verursacht, als die derzeitigen Angriffe auf „die Natur“.

 

Das insbesondere die „Grünen“ das moderne antiessentialistische und mechanistische Denken sogar auf die Spitze getrieben haben, zeigt sich in vielen anderen Themenfelder ihrer Politik. Während sie Frösche und Kröten mit großem Aufwand vor Gefahren „retten“, sehen die Freunde der „Grünen“ keinerlei Probleme darin, kleine Kinder, die noch nicht geboren wurden, zu töten. Auch nur ein sehr schwaches und rudimentäres Verständnis von Wesenheiten würde eine solche Politik unmöglich machen. Und noch deutlicher wird dieses antiessentialistische und im eigentliche Sinne naturfeindliche Denken der „Grünen“ bei dem, was man heute als „Identitätspolitik“ oder auch „Gender-Mainstreaming“ bezeichnet. Es wird entschieden bestritten, dass es zwei Geschlechter gibt. Mann und Frau sind unterschiedliche Wesenheiten des einen Wesens des Menschen. Wenn es keine Wesenheiten gibt, die natürlich von der Natur vorgegeben und unveränderlich sind, dann kann jeder selbst bestimmen, was er ist oder sein will. Weitergedacht bedeutet dies aber auch, wenn es kein Wesen einer Kröte, eines Huhns, eines Ahornbaums oder was auch immer gibt, dann kann man selbst bestimmen, was etwas ist. Und wozu ein solches Denken führt, lässt sich jeden Tag in unserer „Umwelt“ beobachten. Sind also vielleicht die „Grünen“ die eigentlichen „Weltzerstörer“?

 

 

 

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