Dienstag, 26. Februar 2013

Immaterielle Aspekte des Denkens


In der Philosophie des Geistes versucht man seit Jahrzehnten, alle mentalen Vorgänge, wie sinnliches Wahrnehmen aber auch das Denken rein materiell zu erklären. Dass dies nicht ganz gelingt, ist auch in der Philosophie des Geistes bekannt, doch man hofft, durch die Erweiterung der Erkenntnisse der Neurowissenschaften in Zukunft eine solche vollständige Reduktion aller mentalen Entitäten auf materielle Entitäten durchführen zu können. Am radikalsten sind in dieser Hinsicht die Patricia und Paul Churchland, deren Theorie als Eliminativismus bezeichnet wird, denn sie behaupten, dass es nichts anderes gibt als neuronale Prozesse. In einem soeben erschienen Beitrag des amerikanischen Philosophen Edward Feser mit dem Titel Kripke, Ross and the Immaterial Aspects of Thought wird gezeigt, dass eine Reduktion mentaler Prozesse, insbesondere aber des begrifflichen Denkens auf materielle Prozesse theoretisch unmöglich ist und dass daher die Hoffnung auf weitere Erkenntnisse der Neurowissenschaften hoffnungslos ist.


Donnerstag, 14. Februar 2013

„Menschenverachtend“


Der Vorwurf, eine Meinung, eine Ansicht oder gar eine Handlung sei „menschenverachtend“ gehört heute zu den fast alltäglichen Vorwürfen im politischen und gesellschaftlichen „Diskurs“. Besonders Vertreter aus dem linken politischen Spektrum erheben diesen Vorwurf gegen die verschiedensten Meinungen, wie sie im konservativen und rechten politischen Spektrum verbreitet sind. Ein solcher Vorwurf unterbindet selbstverständlich jeden weiteren Diskurs und erspart demjenigen, der ihn erhebt vor allem weitere Argumente. Erstaunlicherweise (oder auch nicht?) sind es oft gerade diejenigen, die anderen eine menschenverachtende Haltung oder Meinung unterstellen, die keinen objektiven Begriff des Menschen kennen.

Freitag, 18. Januar 2013

War Thomas ein Fundamentalist?


Unter einem erkenntnistheoretischen Fundamentalismus versteht man heute eine epistemische Theorie, bei der jede nicht-grundlegende Aussage, oder Annahme auf eine letzte grundlegende, fundamentale Aussage zurückgeführt werden muss. Anders gesagt: von Wissen kann man nur dann sprechen, wenn es sich um eine begründete Erkenntnis handelt, die auf ein letztes, nicht begründbares Fundament zurückgeführt werden kann. Der klassische erkenntnistheoretische Fundamentalismus wird mit René Descartes in Verbindung gebracht, der nach einem letzten Fundament für jede Wahrheit gesucht hat, einem Fundament, auf das alle anderen Wahrheiten aufbauen. Descartes sieht dieses Fundament in dem berühmten cogito ergo sum. Verschiedene analytisch-orientierte Philosophen wie Nicholas Wolterstorff oder Alvin Plantinga haben auch der Erkenntnistheorie des Aquinaten (sofern man überhaupt von einer solchen sprechen kann) diesen oder einen ähnlichen Fundamentalismus unterstellt. Eleonore Stump, einer der besten Thomas-Spezialistinnen der Gegenwart, hat diese Unterstellung in einer hervorragenden Argumentation widerlegt.

Dienstag, 8. Januar 2013

Thomas von Aquin in Japan


Anders als in Deutschland ist die gesamte Summa Theologiae Thomas von Aquins jetzt ins japanische übersetzt. Das hat natürlich lange Zeit gedauert, nämlich genau 52 Jahre, länger als Thomas selbst gelebt hat und der hat noch zahlreiche weitere Werke verfasst. In Deutschland begannen die Dominikaner in den 1930iger Jahren mit einer deutschen Übersetzung, die aber dann in den 1960iger Jahren im Gefolge der Modernisierungen des II. Vatikanischen Konzils eingestellt wurde. Stattdessen wendeten sich die Dominikaner in Deutschland lieber dem Existenzialismus und der Philosophie Martin Heideggers zu. Ein besonders Verdienst an der japanischen Übersetzung der „Summa“ kommt dem Katholiken Ryosuke Inagaki (84) zu, der fast die Hälfte der 45 Bände übersetzt hat.

Samstag, 5. Januar 2013

Naturgesetze und die Natur der Dinge


Wenn man heutzutage gefragt wird, warum der Mond um die Erde kreist oder warum warme Luft nach oben steigt oder warum Laubbäume im Herbst ihre Blätter verlieren, dann verweist man für die Antwort im Allgemeinen auf die entsprechenden Naturgesetze. Dies ist sicherlich nicht falsch und zumeist geben wir uns mit einer solchen Erklärung zufrieden. Naturgesetze determinieren die verschiedenen Abläufe, Prozesse und Vorgänge in der Natur. Doch bewirken sie diese Prozesse auch?

Dienstag, 18. Dezember 2012

Für Sie gelesen: Einführungstexte bei OUP



Oxford University Press, der größte Verlag für Geisteswissenschaften in Europa, publiziert seit vielen Jahren eine Reihe mit dem Titel „A Very Short Introduction“. Der Reihe umfasst inzwischen weit über 300 Titel, in denen in die verschiedensten Themen und Gebiete auf sehr kurze (ca. 100 Seite) und prägnante Weise eingeführt wird. Naturgemäß ist die Qualität dieser kleinen Bücher sehr unterschiedlich und im wesentlichen von den Autoren abhängig. Ich habe in den vergangenen Wochen drei Titel dieser Reihe gelesen und möchte Sie Ihnen hier kurz vorstellen: Metaphysics,  Aristotle und Thomas Aquinas.

Freitag, 14. Dezember 2012

Was ist ein Organismus?


Unter dem Thema „Organismus – die Erklärung der Lebendigkeit“ fand kürzlich an der Berliner Humboldt-Universität eine Tagung statt, die mit Biologen und Philosophen besetzt war, die der Frage nachgingen, was denn der Organismus ist. Nun sind Was-Fragen keine Fragen, die von empirischen Einzelwissenschaften beantwortet werden können, diese können allerdings einiges dazu beitragen, auf solche Fragen eine richtige philosophische Antwort zu geben. Allerdings konnten, wie Leander Steinkopf in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 12. Dezember berichtet, auch die Philosophen auf diese Frage keine definitive Antwort geben. Am radikalsten fiel wohl die Antwort des Prozessphilosophen Peter McLaughlin aus Heidelberg aus, der den Organismus als Prozess definierte.

Freitag, 30. November 2012

Ontologie und Logik


In der gegenwärtigen analytisch-orientierten Philosophie gibt es starke Tendenzen, Logik und Ontologie mehr oder weniger zu identifizieren. Dies hängt sicher mit der modernen Fregeschen mathematischen Logik zusammen, die vor allem in der Prädikatenlogik und Modallogik nicht ontologieneutral ist. So gibt es ontologische Theorien, die die moderne Logik nicht nur als Grundlage der Ontologie betrachtet, sondern auch darüber hinaus die Logik direkt auf die Ontologie anwendet. Logische Entitäten sind allerdings grundsätzlich keine echten Entitäten, d.h. sie existieren nicht.

Freitag, 23. November 2012

Werte und Naturrecht


In den Medien, der Politik und Öffentlichkeit hört man immer häufiger die Rede von „Werten“. Es geht um „konservative Werte“, die es zu bewahren gilt oder um „ökologische Werte“. In der Auseinandersetzung um die sogenannte Homo-Ehe hört man als Sprachfloskel, „dass auch außerhalb der klassische Ehe und Familie Werte gelebt werden“. Nicht nur dass es zumeist unklar bleibt, welche konkreten Werte gemeint sind ist das Problem, sondern welche Grundlage diese Werte haben und ob sie über bloß subjektive Vorlieben hinaus auch objektiv begründet werden können. Ausgehend von Franz Brentano und seiner Schule gab es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine aus der Phänomenologie hervorgehende Wertethik, deren wichtigste Vertreter Max Scheler und Nicolai Hartmann waren.

Freitag, 9. November 2012

These 12: Die Quantität als Grund der Ausdehnung


Die Quantität ist nicht nur das Prinzip der Individuation, sondern auch der Ausdehnung einer Entität. Jede materielle Entität hat eine bestimmte Ausdehnung und befindet sich an einem bestimmten Ort. Keine Entität kann zugleich an zwei oder mehr Orten gleichzeitig sein. Dies ist der Inhalt der 12. These der „24 bestätigten Thesen der Thomistischen Philosophie“.