Diese Frage taucht seit Jahrzehnten immer von neuem auf und
hat für viel Streit zwischen Christen, nicht nur zwischen Christen
unterschiedlicher Konfessionen, gesorgt, sondern auch zum Streit zwischen
Katholiken, die eher liberal und modern gesinnt sind und Katholiken, die sich
der Tradition verbunden fühlen. In Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils
wird behauptet, dass Christen und Moslems denselben Gott anbeten. Ich möchte
zur Schlichtung dieses Streites beitragen, indem ich eine von ideologischen
Vorurteilen freie philosophische Analyse vorstellen möchten. Es geht mir, um
dies hier gleich zu Beginn deutlich zu sagen, nicht darum, interreligiöse
Treffen und Gebetsveranstaltungen zu rechtfertigen. Der Ökumenismus oder der
interreligiöse Dialog ist völlig unabhängig von der Frage, ob Christen und
Moslems denselben Gott anbeten oder nicht. Man kann entschieden gegen derartige
synkretistische Veranstaltungen sein, ohne zu behaupten, dass es sich bei
beiden Religionen um zwei verschiedene „Götter“ handelt. Man kann aber ebenso
für interreligiöse Gebetstreffen sein, selbst wenn klar ist, dass die
beteiligten Religionsvertreter nicht denselben Gott anbeten, wie dies bei
Hindus und Buddhisten zweifellos der Fall ist.