Dienstag, 26. März 2024

Personalismus und Gemeinwohl

 


Der folgende Artikel erschien erstmals 2009 in der katholischen Monatszeitschrift Kirchliche Umschau. Wegen seiner Aktualität und der kritischen Betrachtung des Personalismus lohnt sich eine Veröffentlichung im Blog.

Die moderne liberalistische Gesellschaft ist völlig unfähig ein allgemeines sittliches Gesamtbewußtsein hervorzubringen, wie es vor allem im Mittelalter, aber auch noch einige Jahrhunderte später in fast allen europäischen Ländern zu finden war. Die liberale Gesellschaft wird beherrscht von Interessengruppen und Parteien, die ihre eigenen Bedürfnisse und Weltanschauungen gegen andere durchzusetzen versuchen. Wenn es in einer solchen liberalistischen Gesellschaft einer Gruppe oder Partei ermöglicht würde, ihre Interessen und Anschauungen durchzusetzen, dann wäre das Gemeinwohl als Ziel der Gesellschaft sofort zerstört. Denn das Gemeinwohl ist das Wohl der ganzen Gemeinschaft, des gesamten Staates und setzt ein sittliches Gesamtbewußtsein voraus. Da aber ein Gesamtbewußtsein der Gesellschaft fehlt und nur Parteien gegeneinander antreten, muß in einer liberalistischen Gesellschaft das Gemeinwohl in anderer Weise verwirklicht werden als in einer Gesellschaft, die ein sittliches Gesamtbewußtsein hervorgebracht hat.

 

Mittwoch, 13. März 2024

Der Papst und der Ukraine-Krieg

Augustinus war einer der ersten
Theoretiker des gerechten Kriegs

Vor einigen Tagen wurde in nahezu allen Medien über ein Interview des Papstes mit dem italienischsprachigen Fernsehen der Schweiz berichtet, das vollständig erst am 20. März ausgestrahlt wird. Es wurden aber einige Auszüge aus dem Interview veröffentlicht, die zu einer heftigen Diskussion geführt haben. Dem Papst werden Vorwürfe gemacht, weil er angeblich die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert habe. Wie oft in kriegerischen Zeiten wird auch hier mit Lügen operiert, denn der Papst hat nichts anderes gesagt, als dass die Ukraine und Russland verhandeln sollten.

Es ist allgemein bekannt, dass der Papst in den vergangenen Jahren häufiger Äußerungen von sich gegeben hat, die der überlieferten Lehre der Kirche deutlich widersprechen. In diesem Fall steht er aber in vollem Einklang mit der Lehre der Kirche vom „gerechten Krieg“.

 

Avicenna, Thomas von Aquin und Leibniz über das Kontingenzargument


Avicenna, Aquin und Leibniz legen alle jeweils eine Version dessen vor, was man heute als Kontingenzargument aus der für die Existenz eines notwendigen göttlichen Wesens bezeichnet.  Ihre Versionen sind interessanterweise unterschiedlich, obwohl Thomas von Aquin deutlich von Avicenna beeinflusst wurde und Leibniz mit Thomas von Aquin vertraut war.  Ich denke, dass alle drei gute Argumente sind, obwohl ich sie hier nicht verteidigen werde.  Das Argument von Avicenna habe ich in einem früheren Beitrag diskutiert.  Ich verteidige das Argument von Thomas in meinem Buch Aquinas, 1 auf den Seiten 90-99.  Das Argument von Leibniz verteidige ich in Kapitel 5 meines Buches Fünf Gottesbeweise Hier möchte ich die Argumente lediglich vergleichen und gegenüberstellen.