Mittwoch, 2. Oktober 2019

Tod und Organtransplantation


David Oderberg, einer der einflussreichsten und bekanntesten thomistischen Philosophen der Gegenwart, hat in einem Aufsatz für eine Fachzeitschrift (2019) eine Analyse des Hirntodkriteriums, aber auch anderer Todeskriterien veröffentlicht. In seinem Beitrag argumentiert Oderberg, dass alle derzeitig gebräuchlichen empirisches Kriterien zur Bestimmung des Todeszeitpunkts unzuverlässig sind und das nur die Philosophie, bzw. die Metaphysik in der Lage ist, zu bestimmen, was der Tod ist. In der aristotelisch-thomistischen Metaphysik wird aber die Trennung von Leib und Seele als Tod definiert. Diese Trennung von Leib und Seele ist empirisch auf jeden Fall gegeben, wenn die Verwesung des Körpers eintritt. Oderberg folgert deshalb, dass jede Organtransplantation seit den 1950er Jahren, bei der die Organe einem Menschen entnommen wurden, der mit dem Hirntodkriterium für tot erklärt wurde, letztlich die Tötung eines Menschen darstellt. Er tritt ein für ein Moratorium für alle weiteren Transplantationen, bei denen der Tod nicht zumindest durch die Totenstarre festgestellt wird.