David Oderberg, einer der einflussreichsten und bekanntesten
thomistischen Philosophen der Gegenwart, hat in einem Aufsatz für eine
Fachzeitschrift (2019) eine Analyse des Hirntodkriteriums, aber auch anderer
Todeskriterien veröffentlicht. In seinem Beitrag argumentiert Oderberg, dass alle
derzeitig gebräuchlichen empirisches Kriterien zur Bestimmung des
Todeszeitpunkts unzuverlässig sind und das nur die Philosophie, bzw. die
Metaphysik in der Lage ist, zu bestimmen, was der Tod ist. In der
aristotelisch-thomistischen Metaphysik wird aber die Trennung von Leib und
Seele als Tod definiert. Diese Trennung von Leib und Seele ist empirisch auf
jeden Fall gegeben, wenn die Verwesung des Körpers eintritt. Oderberg folgert
deshalb, dass jede Organtransplantation seit den 1950er Jahren, bei der die
Organe einem Menschen entnommen wurden, der mit dem Hirntodkriterium für tot
erklärt wurde, letztlich die Tötung eines Menschen darstellt. Er tritt ein für
ein Moratorium für alle weiteren Transplantationen, bei denen der Tod nicht
zumindest durch die Totenstarre festgestellt wird.