In den letzten Jahrzehnten scheint sich der Szientismus als
die vorherrschende Strömung nicht nur in der Philosophie, sondern auch im alltäglichen
Leben durchgesetzt zu haben. Wir erwarten von der Wissenschaft und insbesondere
von der Naturwissenschaft die Antwort auf alle wesentlichen Fragen. Ein Blick
in die Medien und insbesondere in die populären Wissenschaftsmagazine, ob im
Fernsehen oder in anderen Medien, macht diesen Trend deutlich. Es sind fast die
einzigen Sendungen und Magazine, die einen Zuwachs an Zuschauern und Lesern
verzeichnen können.
Dienstag, 3. Dezember 2019
Mittwoch, 2. Oktober 2019
Tod und Organtransplantation
David Oderberg, einer der einflussreichsten und bekanntesten
thomistischen Philosophen der Gegenwart, hat in einem Aufsatz für eine
Fachzeitschrift (2019) eine Analyse des Hirntodkriteriums, aber auch anderer
Todeskriterien veröffentlicht. In seinem Beitrag argumentiert Oderberg, dass alle
derzeitig gebräuchlichen empirisches Kriterien zur Bestimmung des
Todeszeitpunkts unzuverlässig sind und das nur die Philosophie, bzw. die
Metaphysik in der Lage ist, zu bestimmen, was der Tod ist. In der
aristotelisch-thomistischen Metaphysik wird aber die Trennung von Leib und
Seele als Tod definiert. Diese Trennung von Leib und Seele ist empirisch auf
jeden Fall gegeben, wenn die Verwesung des Körpers eintritt. Oderberg folgert
deshalb, dass jede Organtransplantation seit den 1950er Jahren, bei der die
Organe einem Menschen entnommen wurden, der mit dem Hirntodkriterium für tot
erklärt wurde, letztlich die Tötung eines Menschen darstellt. Er tritt ein für
ein Moratorium für alle weiteren Transplantationen, bei denen der Tod nicht
zumindest durch die Totenstarre festgestellt wird.
Dienstag, 27. August 2019
Naturphilosophie und Naturwissenschaft
Wie steht es um das Verhältnis von Naturphilosophie und
Naturwissenschaft? Diese Frage eröffnet ein weites Feld, aber einige
einleitende Worte, insbesondere aus erkenntnistheoretischer Sicht, können
hilfreich sein, um dieses Verhältnis zu beleuchten und die Einwände, die häufig
von Naturwissenschaftlern und insbesondere von szientistisch orientieren
Philosophen aufzugreifen und zu entkräften.
Dienstag, 6. August 2019
Psychoanalyse des sexuellen Revolutionärs
Wenn jemand eine Behauptung aufstellt oder ein Argument
vorbringt und vorgibt, es zu widerlegen, indem er auf einen angeblichen
persönlichen Mangel seines Charakters aufmerksam macht (wie z.B. einen
schlechten Charakter oder ein verdächtiges Motiv), dann haben wir es einen ad
hominem Trugschluss zu tun. Der
Grund, warum es sich um einen Trugschluss handelt, ist, dass das, worum es in
einem solchen Fall geht, die Wahrheit der Behauptung oder die Beweiskraft des
Arguments ist, aber stattdessen wurde das Thema gewechselt, indem man über
etwas anderes spricht, nämlich über die Person, die die Behauptung oder das
Argument aufstellt. Aber wie ich in
einem Beitrag von vor einigen Jahren erklärte, ist nicht jede Kritik an einer
Person, die eine Behauptung oder ein Argument vorbringt, ein ad hominem Trugschluss,
denn manchmal ist das Thema tatsächlich die Person selbst. Wenn eine Person zum
Beispiel anfällig für ad hominem Trugschlüsse ist und trotz sanfter
Korrektur auf ihnen besteht, ist es völlig legitim zu bemerken, dass sie
irrational und vielleicht sogar moralisch in gewisser Weise defekt ist - zum
Beispiel, dass sie im Laster des Zorn verharrt, oder eine eigensinnige
Persönlichkeit hat, oder sich eines Mangels an Nächstenliebe gegenüber ihren
Gegnern schuldig macht.
Montag, 15. Juli 2019
Was macht eine Aussage wahr?
Nach der klassischen aristotelischen Wahrheitstheorie ist
eine Aussage wahr, genau dann, wenn die Aussage mit der Tatsache übereinstimmt.
Dabei ist vorausgesetzt, dass nur Aussagen, bzw. Propositionen wahr sind. Es
gibt verschiedene andere Definitionen dieser klassischen Wahrheitstheorie, die
auch als Korrespondenztheorie der Wahrheit bezeichnet wird, doch dies ist in
unserem Zusammenhang von untergeordneter Bedeutung.
In der neueren Philosophie heißt es, dass eine Aussage durch
einen „Wahrmacher“ (truthmaker) wahr gemacht wird. Was ist damit gemeint und
wie unterscheidet sich diese Auffassung von der klassischen Wahrheitstheorie?
Donnerstag, 2. Mai 2019
Aristoteliker sollten Präsentisten sein
Der Präsentismus vertritt die Auffassung, dass innerhalb des zeitlichen Bereichs nur die Gegenwart existiert und dass Vergangenheit und Zukunft nicht existieren. Alex Pruss ist der Meinung, dass Aristoteliker keine Präsentisten sein sollten. Das wäre eine Neuigkeit für Aristoteles, Thomas von Aquin und andere aristotelische Präsentisten. Ich stimme eher mit ihnen als mit Alex Pruss überein, und ich denke, dass der Präsentismus tatsächlich die natürliche Sichtweise ist, die man einnehmen sollte, wenn man eine aristotelische Sichtweise auf die Natur der physischen Realität hat und insbesondere im Blick auf die Natur der Zeit. Ich erkläre das alles ausführlich in Aristoteles' Revenge. An dieser Stelle möchte ich nur kurz versuchen, die allgemeine Idee zu vermitteln.
Samstag, 16. März 2019
Ist das Geschlecht sozial konstruiert?
Der folgende Beitrag ist eine Übersetzung eines Blogbeitrags von Edward Feser, der sich wiederum auf einen Beitrag des Philosophen Alex Byrne bezieht. Byrne hat sich in verschiedenen Beiträgen mit der derzeitigen Gender-Debatte auseinandergesetzt und gilt als einer der besten Kenner dieser Debatte. In einem Beitrag auf Arc Digital hat er einen Beitrag zu der Frage veröffentlicht, ob das Geschlecht sozial konstruiert ist, wie die meisten Vertreter der Gendertheorie behaupten. Auf diesen Beitrag von Byrne auf Arc Digital bezieht sich der Kommentar von Edward Feser, den wir hier in deutscher Übersetzung wiedergeben.
Freitag, 15. März 2019
Warum der Verstand kein Gehirn braucht
Der folgende Text ist entnommen aus dem „Grundkurs Philosophie IV. Das Leib-Seele-Problem“ von Rafael Hüntelmann. In dem Text werden die wichtigsten Argumente für die Immaterialität des Geistes, bzw. des Verstandes vorgestellt:
Ganz offensichtlich sind sinnliche Wahrnehmungen auf materielle Organe angewiesen. Um Farben zu sehen, benötigen wir Augen, Sehnerven und ein Gehirn. Um Töne zu erfassen, müssen Schallwellen an unser Ohr gelangen und das Trommelfell muss in Schwingung versetzt werden, Schwingungen, die durch bestimmte Knochen und andere Organe weitergeleitet und in elektrische Impulse umgewandelt werden, die dann ins Gehirn gelangen.
Ganz offensichtlich sind sinnliche Wahrnehmungen auf materielle Organe angewiesen. Um Farben zu sehen, benötigen wir Augen, Sehnerven und ein Gehirn. Um Töne zu erfassen, müssen Schallwellen an unser Ohr gelangen und das Trommelfell muss in Schwingung versetzt werden, Schwingungen, die durch bestimmte Knochen und andere Organe weitergeleitet und in elektrische Impulse umgewandelt werden, die dann ins Gehirn gelangen.
Montag, 4. Februar 2019
Der Materialismus untergräbt sich selbst
Ein naives Verständnis des Materialismus spricht dem
Materialismus ein naives Verständnis der Materie zu. Die Materie, so sagt der gesunde
Menschenverstand, ist mehr oder weniger so, wie sie uns in der normalen
Erfahrung erscheint. Sie ist ein festes,
farbiges Material, das irgendwie schmeckt, riecht, klingt und sich auf eine
bestimmte Weise anfühlt. Der Materialismus
ist nach einem naiven Verständnis die Ansicht, dass alles, was existiert, in
dieser Weise ist. Selbst unbeobachtbare
Partikel gelten als winzige feste, farbige Objekte, die ihren eigenen
Geschmack, Geruch, Klang und ihr eigenes Gefühl haben. So wie kleine Steine oder Murmeln.
Donnerstag, 17. Januar 2019
Analytische und synthetische Sätze: Eine Unterscheidung ohne Realitätsbezug
Ich
möchte im Folgenden die Frage behandeln, worauf die Notwendigkeit einer wahren notwendigen
Proposition beruht und wie diese Notwendigkeit erkannt wird.
Meine
These lautet: Notwendige Urteile sind keine analytischen Sätze. Notwendige
Aussagen sind Was-Sätze, die etwas über die Wesenheit einer Sache aussagen.
Dies gilt für alle notwendigen Wahrheiten, unabhängig davon ob es sich um
„analytische“ „synthetische“ oder „synthetisch-apriorische“ Urteile handelt. Notwendige
Aussagen beruht auf der Verbindung eines Dinges mit seiner Wesenheit.
Donnerstag, 3. Januar 2019
Edward Fesers neues Buch: „Die Rache des Aristoteles“
Am 25. Januar erscheint das neue Buch von bekannten
amerikanischen Thomisten Edward Feser im Verlag editiones scholasticae. Der Verlag erwartet einen neuen
Bestseller, wie dies bereits der Fall war mit dem ersten englischsprachigen
Buch Scholastic Metaphysics, das vor vier Jahren im gleichen Verlag erschien. Das Buch trägt den provokanten Titel Aristotle’s
Revenge. The Metaphysical Foundations of Physical and Biological Science. Thema
des Buches ist die Naturphilosophie und eine Auseinandersetzung mit der
modernen Wissenschaftstheorie. Im Klappentext heißt es:
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