In zwei früheren Beiträgen (hier
und hier) habe ich zu dem Film „Terror – Ihr Urteil“ Stellung genommen. Diese
Stellungnahmen haben zu zahlreichen Diskussionen geführt, nicht nur in der
Combox zu meinen Beiträgen, sondern auch über zahlreiche E-Mails, die mir
zugesandt wurden. Dies hat dazu beigetragen, dass ich mein Urteil revidieren
muss. Es gab in meiner Argumentation einen Fehler im Zusammenhang mit der
Theorie der doppelten Wirkung.
Samstag, 29. Oktober 2016
Montag, 24. Oktober 2016
Die 50 einflussreichsten Philosophen
Kürzlich wurde wieder die Liste der 50 einflussreichstenlebenden Philosophen veröffentlicht.
Die größte Überraschung: David Oderberg, der wohl bedeutendste thomistische
Philosoph der Gegenwart, ist auf dieser Liste. Das ist in der Tat ein sehr
gutes Zeichen für den Aufstieg der neuen philosophischen Bewegung des
„analytischen Thomismus“, zu dem Oderberg zumeist gerechnet wird. Das letzte
Buch Oderbergs stammt aus dem Jahre 2007, ist also bereits fast 10 Jahre alt.
Oderberg, Professor für Ethik an der Universität Reading (in der Nähe von
Oxford), veröffentlicht zahlreiche Fachartikel in international renommierten
philosophischen Fachzeitschriften und ist zugleich selbst Herausgeber einer der
größten Zeitschriften für analytische Philosophie, der Zeitschrift RATIO.
Samstag, 22. Oktober 2016
„Terror“ – Die Theorie der doppelten Wirkung
In meinem vorherigen Beitrag
über den Film „Terror – Ihr Urteil“ war ich nicht auf eine naturrechtliche
Argumentation eingegangen, die eine mögliche Rechtfertigung für den Abschuss
des Flugzeugs durch den Bundeswehrpiloten geben könnte. Jetzt hat Pater
Engelbert Recktenwald, ein Priester der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP)
in der katholischen Tageszeitung DIE TAGESPOST genau diese Rechtfertigung geliefert.
Er argumentiert dafür, dass der Abschuss des Passagierflugzeugs mit 167
Passagieren und einem Terroristen an Bord gerechtfertigt ist, weil nicht die
Tötung der unschuldigen Menschen beabsichtigt ist, sondern die Rettung der
70.000 Menschen im Stadion und die Tötung der 167 Passagiere nur eine
unbeabsichtigte Folge. Ich möchte diese Argumentation des Paters prüfen.
Dienstag, 18. Oktober 2016
„Terror – Ihr (konsequentialistisches) Urteil“
Gestern Abend wurde das Theaterstück „Terror – Ihr Urteil“
als Fernsehinszenierung gezeigt. Anschließend konnten die Zuschauer darüber
abstimmen, ob der Angeklagte, ein Offizier und Pilot der Bundeswehr, der ein
von Terroristen entführtes Passagierflugzeug mit 164 Insassen abgeschossen hat,
um zu verhindern, dass der Terrorist das Flugzeug in ein vollbesetztes Stadion
mit 70.000 Personen lenkt, schuldig ist. Das „Urteil“ der Zuschauer war
eindeutig: Der Pilot ist nicht schuldig, weil er zwar 164 Menschen getötet hat,
aber nur, um 70.000 Menschenleben zu retten. Fast 87 Prozent stimmten so ab.
Sie haben sich von der konsequentialistischen Argumentation überzeugen lassen.
Dies zeigt mir, wie weit die Menschen sich vom Naturrecht entfernt haben und wie
weit inzwischen das Verständnis für eine natürliche Moral verloren gegangen
ist. Allerdings waren sowohl die Plädoyers der Verteidiger, als auch die
anschließende Diskussion im Fernsehen nur von zwei alternativen Ethiken
bestimmt: der kantischen und der konsequentialistischen Ethik. Das Naturrecht
kam nicht vor.
Montag, 10. Oktober 2016
Ein Skandal in der Philosophie
Während und nach dem Kongress der Society of Christian
Philosophers (SCP), eine der großen philosophischen Gesellschaften in den USA,
die aber auch zahlreiche Mitglieder aus anderen Ländern hat (auch ich war bis
vor zwei Jahren Mitglied der SCP), gab es einen Skandal, der durch einen
Hauptvortrag von Richard Swinburne ausgelöst wurde. Swinburne ist emeritierter
Professor für philosophische Theologie und Religionsphilosophie in Oxford und
der bedeutendste Religionsphilosoph der Gegenwart. Er hatte es gewagt,
Homosexualität als Behinderung zu bezeichnen und hatte dazu Argumente
geliefert, die er auch in einem seiner letzten Bücher vorgestellt hat. Auch
wenn man mit ihm nicht übereinstimmt, so geht es in der Philosophie in erster
Linie um Argumentation. Stattdessen wurde er brutal beschimpft und der
Präsident der SCP, Michael Rea, der Swinburne eingeladen hatte, distanzierte
sich auf Facebook von Swinburne (ohne Argumente).
Mittwoch, 5. Oktober 2016
Wasser, Angela Merkel, Ontologie und Erkenntnistheorie und der liebe Gott
Stellen wir uns vor, wir treffen einen klugen Menschen der
aber nie eine Schule besucht hat und daher nicht weiß, dass Wasser H2O ist. Er
kann Ihnen alles über Wasser sagen, z.B., dass es bei normaler Zimmertemperatur
flüssig ist, dass es sich um eine klare Flüssigkeit handelt, dass Wasser bei
niedrigeren Temperaturen friert und wenn man es kocht gasförmig wird, und dass es
von allen Lebewesen zum Leben notwendig ist. Sie sagen diesem klugen Menschen
jetzt, dass Wasser die molekulare Struktur H2O hat. Doch er will davon nichts
wissen. Er bestreitet, dass es so etwas wie eine „molekulare Struktur“ gibt und
behauptet fest, dass Wasser nichts anderes ist als eine durchsichtige, klare
Flüssigkeit, die gefrieren kann und auch gasförmig werden kann. Die Frage
lautet nun: Meint der kluge Mann etwas Anderes als Wasser, wenn er nichts von
der molekularen Struktur des Wassers weiß?
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