Freitag, 9. Februar 2024

Voluntarismus in „Das Verschwinden“


Der Ruf von The Vanishing (1993) hat gelitten, weil die Kritiker ihn als minderwertig gegenüber dem niederländischen Film von 1988 beurteilen, von dem er ein Remake war.  Aber für sich betrachtet ist er ein solider kleiner Thriller.  Jeff Bridges ist in der Rolle des kauzigen Familienvaters und Kinderfängers Barney Cousins wirklich unheimlich.  Ich hatte neulich Grund, mir den Film noch einmal anzusehen, und dabei fiel mir auf, was ich für ein unterschwelliges Thema halte, nämlich den Kontrast zwischen voluntaristischen und intellektualistischen Vorstellungen vom menschlichen Handeln.

 

Der fliegende Mann von Avicenna


Das neue Buch von Peter Adamson, Ibn Sīnā (Avicenna): A Very Short Introduction ist eine hervorragende Einführung in den großen islamischen Philosophen des Mittelalters.  Nach einem biografischen Kapitel behandelt es Avicennas Ansichten über Logik und Erkenntnistheorie, philosophische Anthropologie, Wissenschaft und natürliche Theologie und schließt mit einer Diskussion über seinen Einfluss auf die spätere Philosophie und Theologie.  Nützlich für den Leser ist unter anderem die Diskussion von Avicennas berühmtem Argument des "fliegenden Mannes".  Werfen wir einen Blick darauf.

Das Gedankenexperiment des fliegenden Mannes ist eines der Mittel (nicht das einzige), mit denen Avicenna die Immaterialität der menschlichen Seele nachweisen will.  Er stellt es am Ende des ersten Kapitels seiner Behandlung des Themas der Seele in seinem Werk Die Heilung vor.  Eine Stelle, an der man die entsprechende Passage finden kann, ist Jon McGinnis und David C. Reismans Sammelband Classical Arabic Philosophy,  in dem sie wie folgt übersetzt wird: