"Der Mensch fiel, aber Gott stieg herab. Erbärmlich ist der Mensch, aber voll Erbarmen kam Gott hernieder. Der Mensch fiel durch Stolz, Gott kam herab in Gnaden." (Thomas von Aquin)
Scholastiker wünscht Ihnen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest
Freitag, 22. Dezember 2017
Dienstag, 12. Dezember 2017
"Die fünf Wege" Thomas von Aquins: 1. Teil: Der Beweis aus der Veränderung der Welt
Mit Erlaubnis des Autors veröffentlichen wir in diesem Blog eine Artikelreihe zu den Gottesbeweisen Thomas von Aquins, die in der theologischen Zeitschrift THEOLOGISCHES erschienen ist. Bisher sind vier Beiträge erschienen. Wir werden diese in den kommenden Tagen und Wochen hier im Blog veröffentlichen.
Wir beginnen heute mit dem ersten Gottesbeweis, dem "Beweis aus der Veränderung in der Welt", wie er auch genannt wird.
Wir beginnen heute mit dem ersten Gottesbeweis, dem "Beweis aus der Veränderung in der Welt", wie er auch genannt wird.
Dienstag, 14. November 2017
Die Moral von Amoris Laetitia ist nicht thomistisch
Der folgende Beitrag stammt von Richard A. Spinello, Associate
Research Professor am Boston College und Mitglied der Adjunct Faculty am St.
John's Seminary in Boston. Der Beitrag erschien in der katholischen
Onlinezeitschrift Crisis Magazine,
einer der großen katholischen Internetportale der USA.
„In einer offiziellen Ansprache während seines jüngsten
Besuchs in Kolumbien bat Papst Franziskus seine jesuitischen Brüder, seine
umkämpfte Exhortation über die Ehe zu verteidigen, die nach wie vor von
Unklarheiten und heftiger Unbestimmtheit heimgesucht werden. In seinem kurzen
Diskurs hat der Papst auch Thomas von Aquin in dieses Unternehmen einbezogen,
indem er auf die thomistischen Eigenschaften von Amoris Laetitia beharrte. Er legte dar, wie „die Moraltheologie von
Amoris Laetitia thomistisch ist, die
Moral des großen Thomas“ und stellte diese Moral der auf Kasuistik basierenden,
strengeren Moraltheologie gegenüber. Und in einem ziemlich rauen Ton
beschuldigte er diejenigen, die seine Exhortation kritisierten, eine „rein kasuistische“
Herangehensweise an die moralische Argumentation zu haben.
Montag, 6. November 2017
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit?
Ein Gastbeitrag von Edward Feser
Der folgende Blogpost wurde übernommen vom Blog
edwardfeser.blogspot.com, dem Blog des Philosophen und wohl bekanntesten
amerikanischen analytischen Thomisten Edward Feser, Professor für Philosophie
am Pasadena City College in Kalifornien. Der Beitrag ist eine hervorragende
kritische Auseinandersetzung – oder sollte ich sagen, Abrechnung? – mit den
Idealen der Französischen Revolution aus naturrechtlicher Sicht. Scholastiker
hat diesen Blogbeitrag übersetzt um ihn den deutschen Lesern leichter
zugänglich zu machen.
„Oben abgebildet sind die Ideale der Französischen
Revolution und der modernen Welt im Allgemeinen - Freiheit, Gleichheit und
Brüderlichkeit. Man beachte sorgfältig, wie sie ihre Hauptattribute zeigen. Die
Freiheit gibt sich frei ihren Wünschen hin. Gleichheit teilt, was sie hat.
Brüderlichkeit sieht mit brüderlicher Sorge zu. Und sie sind alle Idioten.
Donnerstag, 26. Oktober 2017
Neue Bücher von Edward Feser: Die Todesstrafe
Der wohl bekannteste analytische Thomist der USA, Edward
Feser, Associate Professor für Philosophie am Pasadena City College in Pasadena
in Kalifornien, hat in diesem Jahr bereits zwei neue Bücher veröffentlicht.
Soeben ist erschienen sein Buch „Five Proofs of the Existence of God“, ein Buch
zu verschiedenen Gottesbeweisen, die aber nicht identisch sind mit den „fünf
Wegen“ Thomas von Aquins. Vor einigen Monaten erschien ein Buch, dass ich in
einem kurzen Blogbeitrag erwähnt habe und die naturrechtliche Auffassung zur
Todesstrafe verteidigt. Dieses Buch wurde zusammen mit Joseph M. Bessette
geschrieben, einem führenden amerikanischen Juristen und Professor für Government
und Ethik. Ich möchte dieses Buch hier kurz vorstellen und seine zentralen
Thesen darlegen. In Europa findet die Todesstrafe eine tiefe und radikale
Ablehnung, anders als in den USA und man kann der Auffassung sein, dass eine
Diskussion dieses Themas zumindest überflüssig, wenn nicht schädlich ist für
die Debatte um das Naturrecht. Doch dem würden die beiden Autoren entschieden
widersprechen.
Freitag, 29. September 2017
DGPhil-Kongress 2017: Ein Bericht
In dieser Woche fand in Berlin von Sonntag bis zum gestrigen
Donnerstag der 24. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Philosophie statt.
Diese philosophische Gesellschaft ist die mit Abstand größte in Deutschland mit
etwa 2.200 Mitgliedern, gefolgt von der GAP, der Gesellschaft für analytische
Philosophie mit derzeit etwa 1.200 Mitgliedern. Die DGPhil ist allerdings
zugleich ein Dachverband für verschiedene philosophische Fachgesellschaften.
Der Kongress an der Berliner Humboldt Universität war alles in allem
erfreulich, denn er hat gezeigt, dass der Neoaristotelismus vor allem bei
jüngeren Philosophinnen und Philosophen allmählich Anklang findet.
Freitag, 1. September 2017
Ein strenger erkenntnistheoretischer Realismus
Es ist Urlaubszeit und da hat der Scholastiker das Blog
etwas vernachlässigt. Hinzu kommt dann noch, dass ich in der vergangenen Woche
auf einem internationalen Philosophiekongress in München war. Es war der
Kongress der European Society for
Analytic Philosophy mit 700 Teilnehmern und fast 500 Vorträgen. Trotz
dieser gewaltigen Menge an Vorträgen gab es nur etwa zwei oder drei Vorträge,
die einen Bezug zur aristotelisch-scholastischen Philosophie erkennen ließen.
Dies bestätigte meine Vermutung, dass die europäische Philosophie etwa 10 Jahre
hinter der amerikanischen Philosophie zurückbleibt.
In den USA erscheint monatlich mindestens eine systematische
philosophische Studie auf der Grundlage der aristotelisch-thomistischen
Philosophie, in Deutschland – keine einzige. Heute möchte ich Ihnen ein
weiteres, bereits erwähntes Buch vorstellen, das ich für eines der besten Neuerscheinungen
aus dem Bereich des analytischen Thomismus in den letzten 10 Jahre halte: Anthony
Lisska: Aquinas‘s Theory of Perception.
Dienstag, 1. August 2017
Was kommt nach dem Naturrecht?
Heute möchte ich Ihnen ein Buch vorstellen, das in keiner
scholastischen Bibliothek fehlen sollte. Ich halte dieses Buch für eines der
besten Bücher zum Thema Naturrecht, das in den letzten fünfzig Jahren
veröffentlicht wurde. Der Autor, John Lawrence Hill ist sowohl Jurist als auch
Philosoph und arbeitet als Professor für Verfassungsrecht und Rechtsphilosophie
an der Indiana Universität in Indianapolis. Das Buch ist zugleich eine
hervorragende und gut verständliche Einführung in die Philosophiegeschichte,
angefangen bei den Vorsokratikern bis hin zur Gegenwartsphilosophie, natürlich
unter besonderer Berücksichtigung des Naturrechts und der Ethik insgesamt.
Dienstag, 25. Juli 2017
Rezension: Der Mythos des Liberalismus
Die Neuerscheinung aus dem Jahr 2015 von John Safranek ist
eines der besten kritischen Auseinandersetzungen mit dem Liberalismus
überhaupt. Unter Liberalismus wird hier die politische, soziale und kulturelle
Grundhaltung der westlichen Gesellschaften verstanden, also nicht die Politik
der FDP, sondern aller Parteien im Deutschen Bundestag und all derjenigen, die
hineinwollen. Das Buch ist besonders auf die US-amerikanische Situation
ausgerichtet und oft werden Beispiele von Urteilsbegründungen des obersten
US-Gerichts, des Supreme Court genannt, die sich aber problemlos auf Urteile
des Bundesverfassungsgerichts der letzten Jahre übertragen lassen.
Mittwoch, 19. Juli 2017
Bücher für Scholastiker und die es werden wollen
Heute möchte ich Ihnen vier Neuerscheinungen vorstellen, die
es wert sind ausführlicher vorgestellt werden. Die Besprechung muss ich aber
auf die kommenden Tage und Wochen verschieben und heute will ich diese Bücher
nur kurz vorstellen. Bedauerlicherweise ist keines dieser Bücher in Deutschland
erschienen und es wird sicher noch über 10 Jahre dauern, bis die deutsche
Philosophie den Anschluss an den internationalen Standard findet. Hier also nun
die kurze Vorstellung:
Montag, 10. Juli 2017
Glückseligkeit – Ziel aller menschlichen Tätigkeit
In einem vorherigen Blogbeitrag
habe ich dafür argumentiert, dass es ein letztes Ziel aller menschlichen
Handlungen gibt. Auch wenn es unzählbare verschiedene Ziele der zahlreichen
Handlungen in unserem Leben gibt, so sind diese vielen Ziele letztlich auch ein
letztes Ziel gerichtet, ohne die es diese Zwischenziele nicht geben würde, denn
im Vergleich zum letzten Ziel sind alle anderen Ziele nur Mittel. Dieses letzte
Ziel ist nach Auffassung der aristotelisch-scholastischen Philosophie die
Glückseligkeit. In allen unseren Handlungen streben wir nach Glück, letztlich
nach vollkommenem Glück. Doch was ist das?
Freitag, 23. Juni 2017
Thomas von Aquins Kommentar zur Metaphysik des Aristoteles
Es geht weiter: Inzwischen sind neun von zwölf Büchern des
bekannten Kommentars Thomas von Aquins zur Metaphysik
des Aristoteles erschienen. Der Kommentar
des hl. Thomas stellt das wohl umfangreichste philosophische Werk Thomas von
Aquins dar und zeigt nicht nur die Nähe Thomas‘ zur Philosophie des
Aristoteles, sondern zugleich auch seine Selbständigkeit und die
Weiterentwicklung der von Aristoteles entwickelten Grundlagen der Philosophie.
Selbst Philosophen, die keine besondere Nähe zu Thomas haben gestehen gerne zu,
dass der Kommentar Thomas von Aquins bis heute die beste Interpretation zur
aristotelischen Metaphysik darstellt. Es gibt keine Interpretation der
Metaphysik des Aristoteles, die keinen Bezug nimmt auf den Kommentar von Thomas.
Mittwoch, 7. Juni 2017
Gibt es ein letztes Ziel aller menschlichen Handlungen?
Bei jeder unserer Handlungen verfolgen wir ein Ziel. Ohne
ein solches Ziel würden wir nicht handeln. Der Begriff der Handlung ist hier in
einem weiten Sinne gemeint, wozu auch das Nichtstun gehören kann. In unserem
Tagesverlauf folgt eine Handlung der nächsten. Ist ein Ziel erreicht, verfolgen
wir ein weiteres Ziel. Bestimmte Ziele sind anderen Zielen über- oder
untergeordnet. Wir gehen einkaufen um einen Grillabend vorzubereiten. Das
Einkaufen ist hier ein Mittel in Bezug auf das Ziel des Grillabends. Aber auch
dieser kann wieder das Mittel für ein anderes Ziel sein. Die Frage des heutigen
Beitrags lautet: Gibt es ein letztes Ziel des Menschen, dem alle anderen Ziele
untergeordnet sind?
Donnerstag, 11. Mai 2017
Erlaubt die Redefreiheit, in der Öffentlichkeit zu lügen?
Die Gesellschaft fürAnalytische Philosophie (GAP) schreibt
regelmäßig den sogenannten „GAP Essaypreis“ aus. So auch im Jahr 2017. Die
Ausschreibung richtet sich primär an Studierende der Philosophie. In den
meisten Fällen handelt es sich bei den ausgeschriebenen Themen um solche aus
dem Bereich der Ethik, so auch die aktuelle Frage. Das für 2017 gewählte Thema
ist durchaus aktuell, denn es betrifft u.a., zumindest indirekt, die Frage nach
der Zensur von sogenannten Fake-News,
also Nachrichten, insbesondere in den sozialen Netzwerken, die eindeutig
falsch, also gelogen sind. Der Bundesjustizminister Heiko Maas plant derzeit
ein Gesetz, mit dessen Hilfe die Betreiber von sozialen Netzwerken gezwungen
werden sollen, solche Falschmeldungen zu löschen.
Samstag, 15. April 2017
Sieben Thesen der natürlichen Ethik
Scholastiker veröffentlicht hier die 7 Thesen zur natürlichen Ethik, die eine recht gute Kurzfassung der Grundlagen der natürlichen Ethik darstellen und die ich aus dem Grundkurs Philosophie VI. Natürliche Ethik entnommen habe, der im Januar erschienen ist.
Dienstag, 14. März 2017
Ist es moralisch geboten, Notleidenden aus fernen Ländern zu helfen?
Im Hintergrund der Debatte um die Migration nach Europa
steht die Frage, ob es moralisch geboten ist, Menschen die sich in einer
schweren Notlage befinden (Hunger, Armut, Krieg, Verfolgung etc.) zu helfen.
Diese Frage beinhaltet einige Vorfragen, die zunächst beantwortet werden
müssen, um diese Frage zu beantworten. Diese Vorfragen lauten:
(a)
Wann ist eine Handlung geboten?
(b)
Was meint „ferne Länder“?
(c)
Wer ist derjenige, der helfen soll?
Die Antworten auf diese Fragen werden auf der Grundlage des klassischen,
aristotelisch-thomistischen Naturrechts zu geben versucht.
Freitag, 10. März 2017
Ist das Gehirn ein Computer?
Die Computertheorie des Gehirns ist in der Gegenwartsphilosophie
weit verbreitet (z.B. P. Churchland; T.J. Sejnowski: The Computational Brain. Cambridge: MIT Press 1992). Auch außerhalb
der Philosophie wird diese Auffassung vom Menschen nicht selten vertreten.
Dagegen hat der amerikanische Philosoph John Searle, der kein Scholastiker ist,
sondern ein Materialist, ein starkes und m.E. bisher unwiderlegtes Argument
vorgetragen (The Rediscovery of the Mind, Cambridge, MA: MIT Press 1992). Ich
meine hier nicht das bekannte „Chinese Room Argument“,
mit dem Searle deutlich gemacht hat, dass die Syntax nicht hinreichend ist für
die Semantik der Sprache und das sich gegen die Theorie einer Identität von
mentalen und materiellen Eigenschaften richtet.
Mittwoch, 1. März 2017
Wie der Papst Thomas von Aquin verfälscht
In seiner apostolische Exhortation Amoris Laetitia von Papst Franziskus, die unter Katholiken mehr als
umstritten ist (um es einmal vorsichtig auszudrücken), verfälscht Papst
Franziskus Aussagen Thomas von Aquins. Dies kann man auch als Philosoph nicht
unwidersprochen hinnehmen. Zu theologischen Fragen äußere ich mich in diesem
Blog im Allgemeinen nicht, es sei denn, sie betreffen direkt auch
philosophische Fragen. Hinsichtlich von Amoris
Laetitia könnte man von philosophischer Seite ganz allgemein sagen, dass es
vom Naturrecht keine Ausnahmen gibt. Ein naturrechtliches Gebot wie die
Unauflösbarkeit der Ehe (das sich bereits bei Aristoteles findet) gilt
ausnahmslos und ist nicht dispensierbar. In der apostolische Exhortation des
Papstes geht es allerdings um die theologische Frage, ob man Personen, die im
dauernden Ehebruch lebe, die Sakramente erteilen darf oder nicht. Man kann
hierzu in philosophischer Hinsicht vielleicht sagen, dass die Zulassung von
Personen zu den Sakramenten, die in einer zweiten Ehe leben, obgleich die erste
Ehe naturrechtlich noch weiterbesteht (sog. Geschiedene und Wiederverheiratete),
voraussetzt, dass die Unauflöslichkeit der Ehe nicht ausnahmslos gilt. Doch
darum geht es in meinem Beitrag nicht, sondern um die Verfälschung des hl.
Thomas im Text des Papstes.
Dienstag, 28. Februar 2017
Metaphysische Voraussetzungen einer objektiven Moral
Wenn man eine objektive, realistische Moraltheorie
verteidigen will, dann geht dies nur auf der Grundlage einer Metaphysik. Die
Metaphysik ist die Wissenschaft vom Seienden als Seienden (Aristoteles). Sie
untersucht alles, was gibt, ausschließlich in Hinsicht darauf, dass es
existiert. Wenn man nach einer objektiven Moral fragt, dann muss man zunächst
die Frage klären, ob es so etwas wie objektive, von uns unabhängige moralische
Tatsachen gibt, bzw. falls es solche moralischen Tatsachen geben sollte, worin
diese bestehen. Die natürliche Ethik hat vor allem zwei metaphysische
Voraussetzungen: sie ist essentialistisch und teleologisch. Hierin
unterscheidet sie sich von fast allen anderen Moraltheorien.
Montag, 13. Februar 2017
Erster Aquinas Workshop
Das Institut für Thomistische Philosophie hat sich diesmal
etwas Besonderes einfallen lassen. Nachdem sowohl die Sommerakademie im
vergangenen Jahr als auch die für Ende dieser Woche geplante Winterakademie
durch zu geringe Teilnehmerzahlen nicht zustande kamen, ist das iTP jetzt eine
Kooperation mit dem Kölner Lindenthal-Institut eingegangen
und veranstaltet an einem Oktoberwochenende in Köln einen Workshop mit einem
Call for Papers, bei dem auch Studierende einen Vortrag halten können.
Donnerstag, 9. Februar 2017
Objektiv moralisch gut
Wenn wir über moralische Fragen streiten, dann setzt dies
eigentlich voraus, dass es eine objektive Wahrheit auch in moralischen Fragen
gibt. Eigentlich. Doch seit Jahrhunderten wird von Seiten der meisten
Philosophen gerade das bestritten. Wenn sie nicht wie David Hume behaupten,
dass es bei moralischen Diskussionen nur darum geht, die persönlichen Vorlieben
gegenüber anderen durchzusetzen, dann sind sie doch fest überzeugt, dass
moralische Fragen kein Fundament in der uns umgebenden Wirklichkeit haben, sondern
bestenfalls in der Übereinstimmung einer Mehrheit von Menschen. Im vorherigen Blogbeitrag habe ich dafür argumentiert, dass „gut“ eine objektive, von uns
unabhängige Qualität ist. Allerdings habe ich noch keine Argumente dafür
angeführt, dass es auch ein objektiv moralisches Gut gibt, aus dem sich
moralische Rechte und Pflichten ergeben.
Montag, 30. Januar 2017
Gibt es ein objektiv Gutes?
Um eine realistische Ethik begründen zu können, ist vor
allem eins nötig: ein objektiver Begriff des Guten. Was bedeutet objektiv?
Unter „objektiv“ in diesem Zusammenhang verstehe ich ein Begriff des Guten, der
nicht abhängig ist von irgendeiner Festlegung, sei diese nun individuell oder
sozial, d.h. über eine Mehrheit und sei diese Mehrheit auch 100%. Es kann eine
hundertprozentige Übereinstimmung in einer Sache geben, ohne dass diese Sache
deshalb auch objektiv den Tatsachen entspricht. Objektiv meint also unabhängig
von unseren persönlichen Vorlieben. Ob jemand gerne Grünkohl isst oder nicht,
ist ein subjektives Geschmacksurteil und nicht objektiv. Es gibt viele Dinge in
unserem Leben, die nicht objektiv feststellbar sind. Ob Grünkohl gut schmeckt
oder nicht gehört zu diesen subjektiven Angelegenheiten. Die meisten Menschen
aber auch die meisten Moralphilosophen werden auch der Auffassung sein, dass
moralische Urteile letztlich subjektiv sind, wobei diese Subjektivität nicht
individualistisch verstanden werden muss. Unsere Frage aber lautet, ob das, was
wir als „gut“ bezeichnen, objektiv, also unabhängig von uns, bestimmt werden
kann.
Donnerstag, 19. Januar 2017
1. Thomistische Winterakademie: Jetzt noch anmelden
Vom 17. – 22. Februar findet in Eichstätt die 1.
Thomistische Winterakademie zum Thema Hylemorphismus und Dualismus in der Philosophie des Geistes statt. Bis jetzt sind noch
Plätze frei, wie die Veranstalter vom Institut für Thomistische Philosophie mitteilen. Die
Akademie bietet Studierenden und anderen Interessenten die Möglichkeit, sich
intensiv mit der aristotelisch-thomistischen Theorie des Hylemorphismus
auseinanderzusetzen und zwar im Kontext mit Fragen zum Verhältnis von Seele und
Körper. Als Gegenposition wird eine moderne, weiterentwickelte Version des
klassischen kartesischen Dualismus vorgestellt und diskutiert. Durch die
Fokussierung auf die Philosophie des Geistes gibt es in fünf Tagen ausreichend
Zeit, diese Themen zu vertiefen.
Sonntag, 15. Januar 2017
Wahrheitskriterium
Wenn wir eine Aussage machen, dann beanspruchen wir im
Allgemeinen damit eine Wahrheitsbehauptung. Wenn wir FakeNews betrachten, die
bewusst eine falsche Behauptung aufstellen, von denen der Leser allerdings
nicht weiß, dass sie falsch ist, so wird auch eine solche Behauptung für wahr
gehalten oder sie soll für wahr gehalten werden. Darauf beruht ihre ganze
Wirkung. Wenn wir eine Aussage treffen, ganz gleich ob diese wahr ist oder
falsch, wenn ich z.B. behaupte, dass Donald Trump der nächste Präsident der USA
wird, dann verbinden wir mit dieser Aussage den Anspruch, dass sie wahr ist.
Doch was konstituiert Wahrheit oder Irrtum? Wie können wir zwischen wahren und
falschen Aussagen unterscheiden? Gibt es ein Kriterium der Wahrheit? Oder
brauchen wir ein „Wahrheitsministerium“, wie es die Bundesregierung jetzt bei Kampf
gegen FakeNews vorzubereiten scheint?
Donnerstag, 5. Januar 2017
Grundkurs zur Ethik angekündigt
Der Verlag editiones scholasticae hat
soeben den sechsten Band des GrundkursPhilosophie von Rafael Hüntelmann angekündigt. Der Band soll Ende des Monats Januar
lieferbar sein. Wie alle Bände der Reihe wird auch in diesem Band mit dem Titel
Natürliche Ethik eine Ethik auf der
Grundlage der aristotelisch-thomistischen Philosophie vorgestellt und in der
Auseinandersetzung mit anderen ethischen Theorien verteidigt.
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