Setzen wir unsere Blogbeiträge zur natürlichen Theologie
fort. Die Argumente für die Existenz Gottes führen unmittelbar zu bestimmten
Eigenschaften Gottes. Thomas von Aquin geht bei der Frage nach den Eigenschaften
Gottes so vor, dass er drei Wege zur Erkenntnis Gottes vorstellt, nämlich der
Weg der Kausalität (via causalitatis),
den Weg der Negation (via negativa)
und drittens den Weg der Steigerung (via
eminentia). Dabei bezieht er sich auf einen antiken Vorläufer, Dionysius
Areopagita, der heute zumeist als Pseudo- Dionysius Areopagita bezeichnet wird,
weil es nicht der Philosoph ist, den Paulus in Athen getroffen hat, obwohl
Thomas dies wohl noch glaubte.
Dienstag, 2. August 2016
Dienstag, 12. Juli 2016
Beten Christen und Moslems den gleichen Gott an?
Diese Frage taucht seit Jahrzehnten immer von neuem auf und
hat für viel Streit zwischen Christen, nicht nur zwischen Christen
unterschiedlicher Konfessionen, gesorgt, sondern auch zum Streit zwischen
Katholiken, die eher liberal und modern gesinnt sind und Katholiken, die sich
der Tradition verbunden fühlen. In Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils
wird behauptet, dass Christen und Moslems denselben Gott anbeten. Ich möchte
zur Schlichtung dieses Streites beitragen, indem ich eine von ideologischen
Vorurteilen freie philosophische Analyse vorstellen möchten. Es geht mir, um
dies hier gleich zu Beginn deutlich zu sagen, nicht darum, interreligiöse
Treffen und Gebetsveranstaltungen zu rechtfertigen. Der Ökumenismus oder der
interreligiöse Dialog ist völlig unabhängig von der Frage, ob Christen und
Moslems denselben Gott anbeten oder nicht. Man kann entschieden gegen derartige
synkretistische Veranstaltungen sein, ohne zu behaupten, dass es sich bei
beiden Religionen um zwei verschiedene „Götter“ handelt. Man kann aber ebenso
für interreligiöse Gebetstreffen sein, selbst wenn klar ist, dass die
beteiligten Religionsvertreter nicht denselben Gott anbeten, wie dies bei
Hindus und Buddhisten zweifellos der Fall ist.
Dienstag, 28. Juni 2016
Was beweisen die Gottesbeweise überhaupt?
Ein Einwand gegen die thomistischen Gottesbeweise, der sehr
weit verbreitet ist und auch von Philosophen vorgetragen wird, die
grundsätzlich den „fünf Wegen“ zugeneigt sind, lautet, dass die fünf Wege eine „erste
Ursache“ oder einen „unbewegten Beweger“, eine „notwendige Entität“ etc.
beweisen können, nicht aber, dass diese erste Ursache etc. mit Gott identisch
ist. Wenn man die Argumente Thomas von Aquins für die Existenz Gottes ganz eng
versteht, kann man diesen Einwand akzeptieren. Aber durch die Hinzunahme einer
einzigen Prämisse ergibt sich in allen Fällen, dass diese erste Ursache oder
dieser unbewegte Beweger Gott ist. Deshalb beendet Thomas jeden der fünf Wege
auch mit dem Satz „und dies nennen alle Gott“.
Mittwoch, 8. Juni 2016
Ist ein Kieselstein eine Substanz?
Unter Aristotelikern gibt es eine Diskussion über die Frage,
ob unbelebte Entitäten wie Kieselsteine, Felsbrocken oder Sandkörner Substanzen
sind oder ob nur die Moleküle, aus denen diese Dinge bestehen, als Substanzen
betrachtet werden können. Für Aristoteles, Thomas von Aquin und ältere Scholastiker
konnte diese Frage zumindest nicht in dieser Form entstehen, da sie von der
atomaren Struktur der Dinge noch nichts wussten. Natürlich setzte sich bereits
Aristoteles mit den antiken Atomisten auseinander, allerdings war deren
Atombegriff ein philosophischer Begriff und nicht ein physikalischer Begriff.
Zudem behaupteten die antiken Atomisten, dass alles was existiert,
ausschließlich aus Atomen zusammengesetzt ist und dass diese Atome sich durch
Zufall zu bestimmten komplexen Entitäten ordnen, wie Steinen, Pflanzen, Tieren
und Menschen. Diese Auffassung steht auch bei vielen materialistischen
Philosophien der Gegenwart im Hintergrund, wenn freilich auch erheblich
komplexer ausgearbeitet durch die Verbindung des Atomismus mit der
Naturwissenschaft. Die Frage der Aristoteliker nach der Substanzialität der
unbelebten Materie hat einen anderen Hintergrund.
Samstag, 28. Mai 2016
Richard Swinburnes Gottesbeweise
Richard Swinburne, Professor für Religionsphilosophie an der Oxford University, gehört derzeit zu den bekanntesten und meist diskutierten Religionsphilosophen. Er feierte im vergangenen Jahr seinen 80. Geburtstag und dazu gab es eine internationale Konferenz in den USA. Swinburne hat eine neue Art von Gottesbeweisen in die Philosophie eingeführt, nachdem er zu der Auffassung gekommen ist, dass alle bisherigen Beweise für die Existenz Gottes, also auch die „fünf Wege“ Thomas von Aquins oder die Beweise Leibniz‘, gescheitert sind. Dennoch hat Swinburne nicht völlig neue Gottesbeweise vorgestellt, sondern es ist seine Methode, die sich von früheren Gottesbeweisen unterscheidet. Diese Methode ist induktiv und beruht auf der Wahrscheinlichkeitstheorie (Bayesianische Theorie der Bestätigung wissenschaftlicher Hypothesen).
Mittwoch, 11. Mai 2016
Erste Thomistische Sommerakademie: Das Programm
Das Institut für Thomistische Philosophie (iTP) hat inzwischen
das Programm der diesjährigen Sommerakademie
bekanntgegeben. Thema ist die
Auseinandersetzung zwischen Dualismus und dem thomistischen Hylemorphismus in
der Philosophie des Geistes. Professor Uwe Meixner wird einen Dualismus
verteidigen, wie er in der modernen analytischen Philosophie der Gegenwart
vertreten wird, wobei Meixner diese Position weiterentwickelt hat. Privatdozent
Dr. Klaus Obenauer, ein ausgewiesener Spezialist der Philosophie Thomas von
Aquins verteidigt den Hylemorphismus.
Das Programm ist spannend und anspruchsvoll, lässt aber auch ausreichend Zeit
zur Entspannung und Urlaub.
Montag, 9. Mai 2016
Kosmologische Gottesbeweise: Leibniz und William Lane Craig
Die ersten drei Gottesbeweise bei Thomas von Aquin werden
oft unter dem Titel „kosmologische Gottesbeweise“ zusammengefasst. Bei dieser
Art von Argumenten für die Existenz Gottes werden reale Verhältnisse in der
Welt zum Ausgangspunkt für ein Argument für die Existenz Gottes genommen. Bei
Thomas ist dies die Tatsache, dass es Veränderungen in der Welt gibt
oder dass es kausale Beziehungenzwischen den Dingen gibt,
bzw. dass die Dinge der Welt nicht notwendigerweise existieren.
Bereits vor Thomas gab es natürlich auch schon kosmologische Gottesbeweise und
ebenso nach Thomas. Am Bekanntesten ist der kosmologische Gottesbeweis von
Leibniz. In jüngerer Zeit hat der Philosoph William Lane Craig
einen Gottesbeweis neu in die Debatte eingeführt, der ursprünglich auf die
islamische Philosophie zurückgeht.
Mittwoch, 20. April 2016
Der intelligente Designer
Insbesondere in den USA sind Argumente für die Existenz
Gottes verbreitet, die unter dem Begriff „teleologische Gottesbeweise“
zusammengefasst werden. Diese Beweise gehen zurück auf den anglikanischen
Pfarrer William Paley
Sie unterscheiden sich grundsätzlich vom bekannten „fünften Weg“
Thomas von Aquins, obwohl sie
bedauerlicherweise immer wieder mit diesem Gottesbeweis von Thomas in denselben
Topf geworfen werden. Gemeinsam ist beiden Argumenten für die Existenz Gottes
nur, dass sie von der alltäglichen Erfahrung ausgehen, dass viele lebendige
Vorgänge in der Natur offensichtlich zielgerichtet sind.
Montag, 4. April 2016
Was werden Sie nach Ihrem Tod tun?
Unter gegenwärtigen thomistischen Philosophen gibt es eine
Diskussion über die Frage nach dem metaphysischen Status des Menschen nach dem
Tod. Leser, die ohnehin nicht an einem Leben nach dem Tod glauben und die
philosophischen Argumente dafür nicht ernst nehmen, können an dieser Stelle
aufhören zu lesen. Für die anderen, die sich für diese Debatte interessieren,
an der einige der bekanntesten Thomisten der Gegenwart teilnehmen, geht es um die
Frage, ob der Mensch selbst nach dem Tod weiter existiert oder nur ein Teil des
Menschen, die Seele. In allen wichtigen Grundlagen stimmen in dieser Frage die
Thomisten überein. So ist es unumstritten, dass die menschliche Seele die
substanzielle Form des lebenden Menschen ist, dass diese Seele auch nach dem
Tod weiterexistiert und das der Körper des Menschen nach der Auferstehung
wiederhergestellt wird (was natürlich eine theologische Aussage ist, keine
philosophische).
Mittwoch, 16. März 2016
Ontologische Gottesbeweise
Schon seit der Antike und bis in unsere Zeit sind sogenannte
„ontologische Gottesbeweise“ immer wieder in der Diskussion. Obwohl die meisten
Varianten schon seit langem widerlegt wurden, wird immer wieder versucht, diese
pima facie sehr einleuchtenden Gottesbeweise neu zu beleben. Sogar der
Mathematiker Kurt Gödel
hat einen ontologischen Gottesbeweis mit Hilfe der modernen Logik vorgestellt.
Ich möchte heute zunächst allgemein diesen Gottesbeweis vorstellen und dann
eine moderne Variante desselben von Alvin Plantinga.
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