Dienstag, 12. November 2024

Neuerscheinung zur Würde des Menschen und dem Naturrecht


Im Verlag EDITIONES SCHOLASTICAE ist soeben ein neues Buch zum Thema Naturrecht erschienen. Es handelt sich um eine Übersetzung eines Titels des bekannten amerikanischen Thomisten Richard Berquist, der im vergangenen Jahr verstorben ist. Das neue und besondere an diesem Buch ist die Verknüpfung der Menschenwürde mit dem Naturrecht. Herkömmlich wird die Theorie der Menschenwürde von den meisten Menschen anerkannt, das Naturrecht hingegen wird weitgehend abgelehnt. Berquist zeigt, dass die Menschenwürde bodenlos, ohne Grundlage ist, wenn das Naturrecht nicht die Grundlage der Würde des Menschen bildet. So leitet er alle wesentlichen Elemente des Naturrechts aus der Menschenwürde ab.



Mittwoch, 4. September 2024

Trump hat die Sozialkonservativen in ein Dilemma gebracht


Der amerikanische scholastische Philosoph Edward Feser hat in einem Beitrag für sein Blog eine ausführliche Analyse zur bevorstehenden US-Wahl im November vorgelegt und dabei verschiedene gravierende Veränderungen im Programm des republikanischen Kandidaten Donald Trump heftig kritisiert. Es geht um die Frage, ob christliche, naturrechtlich orientierte oder sozialkonservative Wähler überhaupt noch Trump wählen können. Da in diesem Artikel auch die Prinzipien für eine solche Entscheidung genannt werden, können darauf auch Rückschlüsse auf die Wahlentscheidungen christlicher Wähler in Deutschland gezogen werden.

 

Montag, 5. August 2024

Rawls über Religion


Obwohl John Rawls vieles geschrieben hat, was für die Religion von Bedeutung ist - und insbesondere für die Frage, welchen Einfluss sie auf die Politik haben kann (nach Rawls' Ansicht im Grunde keinen) -, hat er wenig über die Religion selbst geschrieben.  Nach seinem Tod wurde seine Magisterarbeit mit dem Titel A Brief Inquiry into the Meaning of Sin and Faith veröffentlicht.  Natürlich ist sie für sein reifes Denken nur von begrenzter Bedeutung.  Im selben Band wurde jedoch 1997 ein kurzer persönlicher Essay mit dem Titel "On My Religion" veröffentlicht, der als Bericht über die Entwicklung seiner religiösen Überzeugungen nicht uninteressant ist.  Ich denke, er wirft ein gewisses Licht auf seine politische Philosophie.  Ausgehend von Rawls' bekanntesten Werken ist der konservative religiöse Gläubige gezwungen, Rawls' Wissen und Verständnis von Religion als oberflächlich zu beurteilen.  Und in der Tat denke ich, dass seine Ansichten zu diesen Themen oberflächlich waren.  Aber wie der Aufsatz zeigt, liegt das nicht daran, dass er nicht viel über sie nachgedacht hat.

 

 

Sonntag, 4. August 2024

Multiversen und Falsifizierbarkeit


 Adam Beckers 2018 erschienenes Buch What is Real? The Unfinished Quest for the Meaning of Quantum Physics ist eine hervorragende Darstellung der langjährigen und hartnäckigen Kontroverse über die Interpretation der Quantenmechanik. Ein Hauptthema des Buches ist, wie sehr die Richtung der Physik des 20. Jahrhunderts von Persönlichkeiten, politischen Faktoren, Karriereinteressen und nicht zuletzt von ungeprüften und schwammigen philosophischen Annahmen bestimmt wurde - etwas, das, wie Wissenschaftsphilosophen wie Thomas Kuhn und Paul Feyerabend gezeigt haben, in der Geschichte der Wissenschaft immer der Fall war. Besonders kritisiert wird die Tendenz zeitgenössischer Physiker, der Philosophie gegenüber sowohl ignorant als auch herablassend zu sein.

 

Dienstag, 4. Juni 2024

Das neue Buch von Edward Feser ist da – Endlich ein Buch zur thomistischen Psychologie


Nach längerer Zeit hat der Verlag editiones scholasticae wieder ein Buch des bekannten US-Philosophen und Thomisten Edward Feser veröffentlicht. Der Titel: Immortal Souls 
A Treatise on Human Nature. Es ist das mit Abstand dickste Buch des Autors mit 548 Seiten. Thema des neuen Buches ist die Philosophische Psychologie, ein Thema, von dem in der Gegenwartsphilosophie nur noch die Frage nach dem Leib-Seele Verhältnis übriggeblieben ist. Mit diesem Buch legt Edward Feser eine umfassende Studie zur scholastischen Philosophischen Psychologie vor. Der Autor schreibt dazu:

 

Donnerstag, 18. April 2024

Geist, Materie und Formbarkeit. Von Descartes zum Konstruktivismus


Wir setzen unseren Blick auf Jacques Maritains Three Reformers: Luther, Descartes, Rousseau fort und wollen einige interessante Passagen über das Menschenbild betrachten, das die moderne Welt von Descartes geerbt hat.  Maritain untertitelt sein Kapitel zu diesem Thema mit "Die Inkarnation des Engels".  Wie zu erwarten, hat dies zum Teil mit der Auffassung des kartesischen Dualisten zu tun, dass der Geist eine res cogitans oder denkende Substanz ist, deren Natur gänzlich unkörperlich ist, so dass sie nur zufällig mit dem Körper verbunden ist.  Maritain interessiert sich jedoch vor allem für die kartesische Lehre von den eingeborenen Ideen und ihre Auswirkungen.

Mittwoch, 17. April 2024

Die Metaphysik des Individualismus


Im modernen moralischen Diskurs wird oft von "Personen" und "Individuen" gesprochen, als ob diese Begriffe mehr oder weniger austauschbar wären.  Doch das ist nicht der Fall.  In seinem Buch Three Reformers: Luther, Descartes, Rousseau (vor allem in Kapitel 1, Abschnitt 3) weist Jacques Maritain auf einige wichtige Unterschiede zwischen den Begriffen hin und zeigt ihre moralischen und sozialen Implikationen auf.

 

Dienstag, 26. März 2024

Personalismus und Gemeinwohl

 


Der folgende Artikel erschien erstmals 2009 in der katholischen Monatszeitschrift Kirchliche Umschau. Wegen seiner Aktualität und der kritischen Betrachtung des Personalismus lohnt sich eine Veröffentlichung im Blog.

Die moderne liberalistische Gesellschaft ist völlig unfähig ein allgemeines sittliches Gesamtbewußtsein hervorzubringen, wie es vor allem im Mittelalter, aber auch noch einige Jahrhunderte später in fast allen europäischen Ländern zu finden war. Die liberale Gesellschaft wird beherrscht von Interessengruppen und Parteien, die ihre eigenen Bedürfnisse und Weltanschauungen gegen andere durchzusetzen versuchen. Wenn es in einer solchen liberalistischen Gesellschaft einer Gruppe oder Partei ermöglicht würde, ihre Interessen und Anschauungen durchzusetzen, dann wäre das Gemeinwohl als Ziel der Gesellschaft sofort zerstört. Denn das Gemeinwohl ist das Wohl der ganzen Gemeinschaft, des gesamten Staates und setzt ein sittliches Gesamtbewußtsein voraus. Da aber ein Gesamtbewußtsein der Gesellschaft fehlt und nur Parteien gegeneinander antreten, muß in einer liberalistischen Gesellschaft das Gemeinwohl in anderer Weise verwirklicht werden als in einer Gesellschaft, die ein sittliches Gesamtbewußtsein hervorgebracht hat.

 

Mittwoch, 13. März 2024

Der Papst und der Ukraine-Krieg

Augustinus war einer der ersten
Theoretiker des gerechten Kriegs

Vor einigen Tagen wurde in nahezu allen Medien über ein Interview des Papstes mit dem italienischsprachigen Fernsehen der Schweiz berichtet, das vollständig erst am 20. März ausgestrahlt wird. Es wurden aber einige Auszüge aus dem Interview veröffentlicht, die zu einer heftigen Diskussion geführt haben. Dem Papst werden Vorwürfe gemacht, weil er angeblich die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert habe. Wie oft in kriegerischen Zeiten wird auch hier mit Lügen operiert, denn der Papst hat nichts anderes gesagt, als dass die Ukraine und Russland verhandeln sollten.

Es ist allgemein bekannt, dass der Papst in den vergangenen Jahren häufiger Äußerungen von sich gegeben hat, die der überlieferten Lehre der Kirche deutlich widersprechen. In diesem Fall steht er aber in vollem Einklang mit der Lehre der Kirche vom „gerechten Krieg“.

 

Avicenna, Thomas von Aquin und Leibniz über das Kontingenzargument


Avicenna, Aquin und Leibniz legen alle jeweils eine Version dessen vor, was man heute als Kontingenzargument aus der für die Existenz eines notwendigen göttlichen Wesens bezeichnet.  Ihre Versionen sind interessanterweise unterschiedlich, obwohl Thomas von Aquin deutlich von Avicenna beeinflusst wurde und Leibniz mit Thomas von Aquin vertraut war.  Ich denke, dass alle drei gute Argumente sind, obwohl ich sie hier nicht verteidigen werde.  Das Argument von Avicenna habe ich in einem früheren Beitrag diskutiert.  Ich verteidige das Argument von Thomas in meinem Buch Aquinas, 1 auf den Seiten 90-99.  Das Argument von Leibniz verteidige ich in Kapitel 5 meines Buches Fünf Gottesbeweise Hier möchte ich die Argumente lediglich vergleichen und gegenüberstellen.