Mittwoch, 4. August 2021

Papst Franziskus und die katholische Tradition


 Eigentlich ist dies ein philosophisches Blog, aber gelegentlich erlaube ich mir, auch theologische oder politische Themen zu behandeln. Kürzlich hat Papst Franziskus ein sogenanntes motu proprio veröffentlicht, das den Titel Traditionis Custodes trägt, also „Hüter der Tradition“. Der Titel könnte aus dem „Neusprech“ des Romans „1984“ stammen, denn der Inhalt bedeutet faktisch die Abschaffung der Tradition, zumindest die Abschaffung der traditionellen, auf Papst Gregor den Großen (6. Jahrhundert) zurückgehenden lateinischen Messe. Edward Feser hat dazu einen Text verfasst, dem ich nicht in allen Punkten zustimmen kann, der aber dennoch wertvoll ist und eine gute Kritik dieses Dokuments darstellt.

 

 

Betrachten Sie zwei Gruppen von Katholiken:  Erstens, geschiedene Katholiken, die gegen die Lehre der Kirche verstoßen, indem sie eine "neue Verbindung" eingehen, in der sie sexuell aktiv sind und damit Ehebruch begehen.  Und zweitens traditionalistische Katholiken, die an der außerordentlichen Form der Messe (d.h. der "lateinischen Messe") festhalten, von denen einige (aber keineswegs alle) falsche theologische Ansichten über das Zweite Vatikanische Konzil und verwandte Themen vertreten. [Anmerkung des Übersetzers: An diesem Punkt stimme ich Feser nicht zu. Die allermeisten Probleme in der katholischen Kirche der Gegenwart sind eine Folge des II. Vatikanischen Konzils, insbesondere einiger Dokumente des Konzils, die eindeutig im Widerspruch zur überlieferten Lehre der Kirche stehen. Eine hervorragende philosophische Analyse des Konzils findet sich in dem Buch von Romano Amerio: Iota Unum. Eine Studie über die Veränderungen in der katholischen Kirche im XX. Jahrhundert]. In Amoris Laetitia änderte Papst Franziskus die liturgische Praxis der Kirche radikal, um der erstgenannten Gruppe entgegenzukommen.  Und in Traditionis Custodes hat er nun die liturgische Praxis der Kirche radikal verändert, um die zweite Gruppe zu bestrafen.

 

Nathaniel Hawthornes Roman Der scharlachrote Buchstabe schildert eine unbarmherzige Gesellschaft, in der Ehebrecher gezwungen sind, sich durch das Tragen eines scharlachroten A auf ihrer Kleidung von anderen abzugrenzen.  Papst Franziskus würde eine solche Grausamkeit eindeutig missbilligen, und das zu Recht.  Doch die grausame Behandlung der Gemeinschaft derjenigen, die der alten Form der Messe anhängen – die unschuldige Mehrheit von ihnen nicht weniger als die Minderheit mit problematischen theologischen Ansichten – läuft darauf hinaus, dass man ihnen einen scharlachroten Buchstaben anheftet: den Buchstaben T für "Traditionalisten", die eine Gruppe, für die die oft wiederholten Aufrufe des Papstes zur Barmherzigkeit und Begleitung nicht zu gelten scheinen.

 

Begleitung von Ehebrechern?

 

Betrachten wir einmal, wie radikal jeder dieser päpstlichen Schritte ist.  Die Kirche hat stets gelehrt, dass eine gültige sakramentale Ehe erst mit dem Tod eines der Ehegatten endet, und hat jede sexuelle Beziehung zu jemand anderem als dem Ehepartner als schwere Sünde verurteilt.  Wer sich in einer solchen Ehe von einem Ehepartner scheiden lässt und dann eine sexuelle Beziehung zu einem anderen eingeht, macht sich einer schweren Sünde schuldig und kann in der Beichte nicht freigesprochen werden, wenn er nicht fest entschlossen ist, die sexuelle Beziehung nicht fortzusetzen.  Dies ergibt sich aus der Lehre Christi über Ehe und Scheidung an Stellen wie Matthäus 19,3-12 und Markus 10,2-12.

 

Die Schwere dieser Lehre kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.  Christus erkennt an, dass Mose die Ehescheidung "erlaubt" hat.  Aber dann erklärt er: "Und ich sage euch", dass die Ehescheidung verboten ist.  Das Gesetz des Mose wurde dem Mose von Gott selbst gegeben.  Wer hat also die Autorität, es außer Kraft zu setzen?  Wer würde die Dreistigkeit besitzen, zu erklären: "Mose hat dies und jenes erlaubt", aber "ich sage" etwas anderes?  Nur Gott selbst.  Die Lehre Christi gegen die Ehescheidung ist daher nichts weniger als ein Zeichen seiner Göttlichkeit.  Sich dieser Lehre zu widersetzen, hieße also, entweder die Göttlichkeit Christi zu leugnen oder, blasphemisch, unsere Autorität über die seine zu stellen.  Es hieße, zu erklären: "Christus hat dies und jenes gesagt, aber ich sage etwas anderes".  Niemand außer Gott selbst, nicht einmal ein Papst (dessen Mandat eben immer nur darin besteht, die Lehre Christi zu bewahren), hat das Recht dazu.

 

Wenn die fragliche Lehre "starr" klingt, ist das Christus zuzuschreiben.  Seine eigenen Jünger sahen das so und meinten sogar, dass es besser wäre, nicht zu heiraten, wenn die Dinge so liegen (Matthäus 19,10).

 

Kein Katholik, der sich im Zustand der Todsünde befindet, darf die Heilige Kommunion empfangen, solange er nicht in der Beichte gültig freigesprochen wurde.  Und kein Katholik kann gültig freigesprochen werden, der die Lehre der Kirche über Ehe und Scheidung kennt, gegen diese Lehre verstößt, indem er eine sexuelle Beziehung mit einer anderen Person als seinem Ehepartner hat, und sich weigert, diese sexuelle Beziehung zu beenden.  Daher darf kein Katholik, der sich weigert, eine solche Beziehung zu beenden, die heilige Kommunion empfangen.

 

Auch diese Lehre ist äußerst schwerwiegend, da sie ebenfalls in der Heiligen Schrift begründet ist, insbesondere in den Worten des heiligen Paulus in 1 Korinther 11, 27-29.  Nach der Lehre des heiligen Paulus ist der Empfang der heiligen Kommunion bei gleichzeitiger Weigerung, eine solche sexuelle Beziehung zu beenden, nichts anderes, als den Leib und das Blut Christi zu entweihen und damit das Gericht über sich selbst zu bringen.

 

Diese Lehren sind so klar, konsequent und verbindlich, wie es keine andere katholische Lehre ist oder sein könnte.  Sie sind so alt wie die Kirche selbst, werden von ihr als unfehlbar und absolut verbindlich dargestellt und sind immer und immer wieder unmissverständlich bekräftigt worden.  Das ist natürlich der Grund, warum Amoris Laetitia so umstritten war.  Denn es scheint zuzulassen, dass diejenigen, die sich weigern, ehebrecherische sexuelle Handlungen zu unterlassen, zumindest unter bestimmten Umständen dennoch die heilige Kommunion empfangen können.  Sicherlich hat Papst Franziskus keine der oben zusammengefassten Lehren ausdrücklich abgelehnt.  Aber er hat auch notorisch die Bitten mehrerer seiner eigenen Kardinäle (in den berühmten "Dubia") abgelehnt, diese traditionelle Lehre ausdrücklich zu bekräftigen, und damit jegliche Bedenken über die Übereinstimmung von Amoris mit dieser Lehre entschieden aus dem Weg geräumt.

 

Dass sich der Heilige Vater selbst der Schwere des Problems bewusst ist und sogar sein Gewissen damit belastet hat, geht aus einem Gespräch hervor, das von einem seiner Verteidiger, Kardinal Christoph Schönborn, erzählt wurde.  Die Zeitschrift Crux (nicht gerade ein traditionalistisches Blatt) berichtete darüber:

 

Schönborn enthüllte, dass Franziskus, als er den Papst kurz nach der Präsentation von Amoris traf, ihm dankte und ihn fragte, ob das Dokument orthodox sei.

 

"Ich sagte: 'Heiliger Vater, es ist völlig orthodox'", erzählte Schönborn, und fügte hinzu, dass er ein paar Tage später von Franziskus eine kleine Notiz erhielt, auf der stand: "Ich danke Ihnen für dieses Wort. Das hat mich getröstet."

 

Zitat Ende.  Man beachte, dass der Papst selbst zumindest einige Zweifel an der Rechtgläubigkeit des Dokuments hatte – genug, dass er sich "trösten" ließ, indem er beruhigt wurde – sogar nachdem es bereits fertiggestellt und veröffentlicht worden war!

 

Es geht mir hier nicht darum, alle Einzelheiten der Kontroverse über Amoris wiederzugeben.  Es geht einfach darum, festzustellen, dass der Papst bereit war, bis zum Äußersten zu gehen, um zu versuchen, den Schwächen selbst derjenigen entgegenzukommen, die sich hartnäckig weigern, der Lehre Christi und des heiligen Paulus zu folgen.  Selbst wenn man der Meinung ist, dass Amoris selbst die Grenze zur Heterodoxie in Bezug auf diese Lehre nicht überschreitet, kann nicht geleugnet werden, dass das Dokument äußerst sanft und entgegenkommend gegenüber denjenigen ist, die diese Grenze überschreiten.

 

Beschämung der Traditionalisten

 

Der Kontrast zur Behandlung der traditionalistischen Katholiken in Traditionis Custodes könnte nicht größer sein.  Zunächst ist anzumerken, dass Papst Franziskus in dem Begleitschreiben, in dem er seine Entscheidung erläutert, behauptet, dass das Festhalten an der alten Form der Messe "oft durch eine Ablehnung ... des Zweiten Vatikanischen Konzils selbst gekennzeichnet ist, indem mit unbegründeten und unhaltbaren Behauptungen vorgebracht wird, dass es die Tradition und die 'wahre Kirche' verraten habe."

 

Dazu ist zunächst zu sagen, dass es zwar stimmt, dass einige Anhänger der alten Form diese Haltung haben, aber keineswegs alle.  Im Gegenteil, wie Papst Franziskus selbst in demselben Dokument feststellt, hat sein Vorgänger Papst Benedikt XVI. bekräftigt, dass viele, die der alten Form anhängen, "den verbindlichen Charakter des Zweiten Vatikanischen Konzils klar akzeptiert haben und dem Papst und den Bischöfen treu waren."  Dennoch bestraft Papst Franziskus mit seiner strengen Einschränkung der alten Form der Messe diese unschuldigen Katholiken zusammen mit den Schuldigen.

 

Zweitens müssen wir die genaue Natur der angeblichen Heterodoxie und/oder schismatischen Tendenzen betrachten, die einigen dieser Traditionalisten vorgeworfen werden.  Es gibt natürlich einige extreme Traditionalisten, die leugnen, dass wir seit Jahrzehnten einen gültigen Papst haben (nämlich die Sedesvakantisten), und andere, die auf weniger radikale Weise in unvollkommener Gemeinschaft mit dem Papst stehen (wie die FSSPX).  Aber gerade weil sie nicht in regelrechter Gemeinschaft stehen, sind die Irrtümer dieser Gruppen für das Zielpublikum von Traditionis Custodes irrelevant - nämlich für traditionalistische Katholiken, die in regelrechter Gemeinschaft mit dem Papst stehen (wie die FSSP und die Teilnehmer an Messen der Außerordentlichen Form, die in gewöhnlichen Diözesanpfarreien angeboten werden).  

 

Per Definition befinden sich die letztgenannten Gruppen nicht im Schisma.  Und obwohl es unter dieser kleinen Gruppe innerhalb der Kirche zweifellos einige gibt, von denen man in gewisser Weise sagen könnte, dass sie eine "schismatische Mentalität" haben, gilt das Gleiche für die unzähligen Millionen liberaler Katholiken, die die Autorität des Papstes, ihnen zu sagen, was sie zu glauben oder wie sie zu handeln haben, einfach abtun - einschließlich der ehebrecherischen Katholiken, denen der Papst in Amoris entgegenkommt.  Es ist klar, dass der Papst keine Dringlichkeit verspürt, sich mit der schismatischen Mentalität unter zahllosen Liberalen auseinanderzusetzen.  Warum also die Dringlichkeit, sich mit der schismatischen Mentalität einer kleinen Zahl von Traditionalisten auseinanderzusetzen?

 

Außerdem stellt sich die Frage, was es genau bedeutet, das Zweite Vatikanum "abzulehnen".  Für die Traditionalisten, die in voller Gemeinschaft mit dem Papst stehen, bedeutet dies in der Regel, dass sie eine bestimmte Lehre des Konzils ablehnen, z. B. die Lehre über die Religionsfreiheit.  Nun bin ich mit denen, die diese Lehre ablehnen, nicht einverstanden.  Ich bin der Ansicht, dass die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Religionsfreiheit mit der Lehre der Päpste vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu diesem Thema in Einklang gebracht werden kann und sollte.  (Aber zum einen ist die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils zu diesem Thema nicht unfehlbar (auch wenn das natürlich nicht bedeutet, dass wir ihr keine Zustimmung schulden), und zum anderen ist es unter lehramtstreuen Theologen umstritten, wie genau sie im Lichte der traditionellen Lehre zu interpretieren ist.  Wenn der Papst also sanft und entgegenkommend mit denen umgeht, die sich hartnäckig der alten und unfehlbaren Lehre Christi und des heiligen Paulus über die Ehe und die heilige Kommunion widersetzen, wie kann er dann vernünftigerweise weniger sanft und entgegenkommend mit denen sein, die Probleme mit einer nicht unfehlbaren Lehre haben, die nur etwas mehr als fünfzig Jahre alt ist?

 

Das Vergehen, dessen die Traditionalisten, an die sich Traditionis Custodes richtet, beschuldigt werden, ist also (a) nicht eines, dessen sie sich alle schuldig gemacht haben, und (b) offensichtlich weniger schwerwiegend als das der Katholiken, die die Lehre der Kirche über Ehe, Scheidung und die heilige Kommunion ablehnen.  Dennoch wird denjenigen, die diese Lehre ablehnen, Barmherzigkeit zuteil, während die Traditionalisten, sowohl die Unschuldigen als auch die Schuldigen, mit Härte bestraft werden.

 

Und die Strafe ist sehr hart.  Der Papst beabsichtigt, die außerordentliche Form der Messe aus den gewöhnlichen Pfarrgemeinden zu verbannen, künftige Weihen von Priestern, die daran interessiert sind, sie zu zelebrieren, einzuschränken und die Gemeinden, denen es noch erlaubt ist, die alte Form der Messe zu verwenden, vom Rest der Kirche abzuschotten, bis sie bereit sind, die neue Form zu übernehmen.  Wie Kardinal Gerhard Müller bemerkt, "besteht die eindeutige Absicht darin, die Außerordentliche Form auf lange Sicht zum Aussterben zu verurteilen".  Der Papst sagt den traditionalistischen Katholiken, die an der alten Form der Messe festhalten, im Wesentlichen, dass sie als Einzelne verdächtig sind und dass sie als Gruppe schließlich verschwinden sollen.  Wie Kardinal Müller schreibt:

 

Ohne das geringste Einfühlungsvermögen ignoriert man die religiösen Gefühle der (oft jungen) Teilnehmer an den Messen nach dem [alten] Messbuch... Statt den Geruch der Schafe zu würdigen, schlägt der Hirte hier hart mit der Krücke zu.  Es scheint auch einfach ungerecht zu sein, Zelebrationen des "alten" Ritus abzuschaffen, nur weil er einige problematische Menschen anzieht: abusus non tollit usum.

 

Das ist schon schlimm genug, wenn man nur den Schaden betrachtet, der den Traditionalisten zugefügt wird.  Aber es ist die ganze Kirche, die unter dieser Entscheidung leidet, nicht nur die Traditionalisten.  Zum einen hat Papst Benedikt XVI. deutlich gemacht, dass es bei der Beibehaltung der Außerordentlichen Form keineswegs nur darum geht, den Bedürfnissen einer bestimmten Gruppe innerhalb der Kirche entgegenzukommen.  Vielmehr gehe es darum, die Verbindung der Kirche als Ganzes mit ihrer eigenen Vergangenheit im liturgischen Kontext wiederherzustellen.  Deshalb hoffte auch Benedikt, dass es in Zukunft nur eine einzige Form der Messe geben würde, aber er wollte, dass die alte Form einen Einfluss auf die neue ausübt, genauso wie die neue einen Einfluss auf die Veränderung der alten ausübt.  Dies war Teil von Benedikts allgemeinem Beharren auf einer "Hermeneutik der Kontinuität".  Traditionis Custodes zeigt keinerlei Sensibilität für diese Dimension des Themas.

 

Zum anderen sagt der Papst zwar, dass er diese Entscheidung getroffen hat, um eine größere Einheit in der Kirche zu fördern, aber es ist offensichtlich, dass sie stattdessen nur zu größerer Uneinigkeit führen wird.  Das ist in jeder Familie unvermeidlich, wenn ein Vater mit zweierlei Maß gegenüber seinen Kindern misst.  In der Tat ist es genau diese Doppelmoral und nicht die alte Form der Messe, die die Uneinigkeit der letzten Jahre verursacht hat.  Was hat einige Traditionalisten mehr dazu veranlasst, die Rechtgläubigkeit von Papst Franziskus in Frage zu stellen?  Die Tatsache, dass sie jede Woche die lateinische Messe hören?  Oder Amoris Laetitia und die Weigerung des Papstes, die dubia zu beantworten?  Die Frage zu stellen, bedeutet, sie zu beantworten.  Traditionis Custodes wird das Feuer, das Amoris entfacht hat, nicht auslöschen.  Wenn überhaupt, dann wird es Benzin darauf gießen.

 

Er ist immer noch der Heilige Vater

 

Einige werden sagen, der Papst verhalte sich lediglich wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11-32).  Der verärgerte ältere Sohn in diesem Gleichnis steht nach dieser Interpretation für die Traditionalisten, während der verlorene Sohn für die Katholiken steht, die die Lehre der Kirche über Ehe und Scheidung nicht befolgen.

 

Aber die Analogie ist lächerlich.  Zum einen tut der verlorene Sohn im Gleichnis Buße und lehnt ausdrücklich eine Sonderbehandlung ab.  Er sagt nicht: "Ich habe vor, weiterhin ein unmoralisches Leben zu führen, aber ich verlange trotzdem etwas von diesem gemästeten Kalb."  Zum anderen behandelt der Vater den älteren Sohn keineswegs hart, sondern versichert ihm sanft, dass er ihn nicht weniger liebt als den verlorenen Sohn.

 

Dennoch ist der Papst letztlich ein Vater - ja, er ist immer noch der Heilige Vater aller Katholiken, auch der Traditionalisten.  Und obwohl die Kirche unter bestimmten Umständen Kritik an Päpsten zulässt, kann dies nur mit Demut, Respekt und Zurückhaltung geschehen.  Der Papst ist kein Politiker oder Unternehmensleiter, den wir für geeignet halten, zu verspotten, zu entlassen oder aus dem Amt zu wählen.  Er ist der Stellvertreter Christi, und er hat keinen Vorgesetzten auf Erden.  Wir können ihn respektvoll auffordern, eine bestimmte Vorgehensweise zu überdenken, aber wenn er sich weigert, dann müssen wir es Christus überlassen, das Problem auf die Art und Weise und zu dem Zeitpunkt zu lösen, den er bestimmt.

 

Außerdem müssen wir, weil er der Papst ist, in diesem Fall noch mehr als in jedem anderen dem Gebot Christi folgen, die andere Wange hinzuhalten und für diejenigen zu beten, die uns schaden.  Wir müssen bereit sein, das damit verbundene Leid auf uns zu nehmen und es für andere aufzuopfern - auch für Papst Franziskus selbst.

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