Eigentlich ist dies ein philosophisches Blog, aber gelegentlich erlaube ich mir, auch theologische oder politische Themen zu behandeln. Kürzlich hat Papst Franziskus ein sogenanntes motu proprio veröffentlicht, das den Titel Traditionis Custodes trägt, also „Hüter der Tradition“. Der Titel könnte aus dem „Neusprech“ des Romans „1984“ stammen, denn der Inhalt bedeutet faktisch die Abschaffung der Tradition, zumindest die Abschaffung der traditionellen, auf Papst Gregor den Großen (6. Jahrhundert) zurückgehenden lateinischen Messe. Edward Feser hat dazu einen Text verfasst, dem ich nicht in allen Punkten zustimmen kann, der aber dennoch wertvoll ist und eine gute Kritik dieses Dokuments darstellt.
Betrachten Sie zwei Gruppen von Katholiken: Erstens, geschiedene Katholiken, die gegen
die Lehre der Kirche verstoßen, indem sie eine "neue Verbindung"
eingehen, in der sie sexuell aktiv sind und damit Ehebruch begehen. Und zweitens traditionalistische Katholiken,
die an der außerordentlichen Form der Messe (d.h. der "lateinischen
Messe") festhalten, von denen einige (aber keineswegs alle) falsche
theologische Ansichten über das Zweite Vatikanische Konzil und verwandte Themen
vertreten. [Anmerkung des Übersetzers: An diesem Punkt stimme ich Feser
nicht zu. Die allermeisten Probleme in der katholischen Kirche der Gegenwart
sind eine Folge des II. Vatikanischen Konzils, insbesondere einiger Dokumente des
Konzils, die eindeutig im Widerspruch zur überlieferten Lehre der Kirche stehen.
Eine hervorragende philosophische Analyse des Konzils findet sich in dem Buch von
Romano Amerio: Iota Unum. Eine Studie über die Veränderungen in der
katholischen Kirche im XX. Jahrhundert]. In Amoris Laetitia änderte
Papst Franziskus die liturgische Praxis der Kirche radikal, um der
erstgenannten Gruppe entgegenzukommen.
Und in Traditionis Custodes hat er nun die liturgische Praxis der
Kirche radikal verändert, um die zweite Gruppe zu bestrafen.
Nathaniel Hawthornes Roman Der scharlachrote Buchstabe
schildert eine unbarmherzige Gesellschaft, in der Ehebrecher gezwungen sind,
sich durch das Tragen eines scharlachroten A auf ihrer Kleidung von anderen
abzugrenzen. Papst Franziskus würde eine
solche Grausamkeit eindeutig missbilligen, und das zu Recht. Doch die grausame Behandlung der Gemeinschaft
derjenigen, die der alten Form der Messe anhängen – die unschuldige Mehrheit
von ihnen nicht weniger als die Minderheit mit problematischen theologischen
Ansichten – läuft darauf hinaus, dass man ihnen einen scharlachroten Buchstaben
anheftet: den Buchstaben T für "Traditionalisten", die eine
Gruppe, für die die oft wiederholten Aufrufe des Papstes zur Barmherzigkeit und
Begleitung nicht zu gelten scheinen.
Begleitung von Ehebrechern?
Betrachten wir einmal, wie radikal jeder dieser päpstlichen
Schritte ist. Die Kirche hat stets
gelehrt, dass eine gültige sakramentale Ehe erst mit dem Tod eines der
Ehegatten endet, und hat jede sexuelle Beziehung zu jemand anderem als dem
Ehepartner als schwere Sünde verurteilt.
Wer sich in einer solchen Ehe von einem Ehepartner scheiden lässt und
dann eine sexuelle Beziehung zu einem anderen eingeht, macht sich einer
schweren Sünde schuldig und kann in der Beichte nicht freigesprochen werden,
wenn er nicht fest entschlossen ist, die sexuelle Beziehung nicht
fortzusetzen. Dies ergibt sich aus der
Lehre Christi über Ehe und Scheidung an Stellen wie Matthäus 19,3-12 und Markus
10,2-12.
Die Schwere dieser Lehre kann gar nicht hoch genug
eingeschätzt werden. Christus erkennt
an, dass Mose die Ehescheidung "erlaubt" hat. Aber dann erklärt er: "Und ich sage
euch", dass die Ehescheidung verboten ist.
Das Gesetz des Mose wurde dem Mose von Gott selbst gegeben. Wer hat also die Autorität, es außer Kraft zu
setzen? Wer würde die Dreistigkeit
besitzen, zu erklären: "Mose hat dies und jenes erlaubt", aber
"ich sage" etwas anderes? Nur
Gott selbst. Die Lehre Christi gegen die
Ehescheidung ist daher nichts weniger als ein Zeichen seiner Göttlichkeit. Sich dieser Lehre zu widersetzen, hieße also,
entweder die Göttlichkeit Christi zu leugnen oder, blasphemisch, unsere
Autorität über die seine zu stellen. Es
hieße, zu erklären: "Christus hat dies und jenes gesagt, aber ich sage
etwas anderes". Niemand außer Gott
selbst, nicht einmal ein Papst (dessen Mandat eben immer nur darin besteht, die
Lehre Christi zu bewahren), hat das Recht dazu.
Wenn die fragliche Lehre "starr" klingt, ist das
Christus zuzuschreiben. Seine eigenen
Jünger sahen das so und meinten sogar, dass es besser wäre, nicht zu heiraten,
wenn die Dinge so liegen (Matthäus 19,10).
Kein Katholik, der sich im Zustand der Todsünde befindet,
darf die Heilige Kommunion empfangen, solange er nicht in der Beichte gültig
freigesprochen wurde. Und kein Katholik
kann gültig freigesprochen werden, der die Lehre der Kirche über Ehe und
Scheidung kennt, gegen diese Lehre verstößt, indem er eine sexuelle Beziehung
mit einer anderen Person als seinem Ehepartner hat, und sich weigert, diese sexuelle
Beziehung zu beenden. Daher darf kein
Katholik, der sich weigert, eine solche Beziehung zu beenden, die heilige
Kommunion empfangen.
Auch diese Lehre ist äußerst schwerwiegend, da sie ebenfalls
in der Heiligen Schrift begründet ist, insbesondere in den Worten des heiligen
Paulus in 1 Korinther 11, 27-29. Nach
der Lehre des heiligen Paulus ist der Empfang der heiligen Kommunion bei
gleichzeitiger Weigerung, eine solche sexuelle Beziehung zu beenden, nichts anderes,
als den Leib und das Blut Christi zu entweihen und damit das Gericht über sich
selbst zu bringen.
Diese Lehren sind so klar, konsequent und verbindlich, wie
es keine andere katholische Lehre ist oder sein könnte. Sie sind so alt wie die Kirche selbst, werden
von ihr als unfehlbar und absolut verbindlich dargestellt und sind immer und
immer wieder unmissverständlich bekräftigt worden. Das ist natürlich der Grund, warum Amoris
Laetitia so umstritten war. Denn es
scheint zuzulassen, dass diejenigen, die sich weigern, ehebrecherische sexuelle
Handlungen zu unterlassen, zumindest unter bestimmten Umständen dennoch die
heilige Kommunion empfangen können.
Sicherlich hat Papst Franziskus keine der oben zusammengefassten Lehren
ausdrücklich abgelehnt. Aber er hat auch
notorisch die Bitten mehrerer seiner eigenen Kardinäle (in den berühmten
"Dubia") abgelehnt, diese traditionelle Lehre ausdrücklich zu
bekräftigen, und damit jegliche Bedenken über die Übereinstimmung von Amoris
mit dieser Lehre entschieden aus dem Weg geräumt.
Dass sich der Heilige Vater selbst der Schwere des Problems
bewusst ist und sogar sein Gewissen damit belastet hat, geht aus einem Gespräch
hervor, das von einem seiner Verteidiger, Kardinal Christoph Schönborn, erzählt
wurde. Die Zeitschrift Crux
(nicht gerade ein traditionalistisches Blatt) berichtete darüber:
Schönborn enthüllte, dass Franziskus, als er den Papst
kurz nach der Präsentation von Amoris traf, ihm dankte und ihn fragte,
ob das Dokument orthodox sei.
"Ich sagte: 'Heiliger Vater, es ist völlig
orthodox'", erzählte Schönborn, und fügte hinzu, dass er ein paar Tage
später von Franziskus eine kleine Notiz erhielt, auf der stand: "Ich danke
Ihnen für dieses Wort. Das hat mich getröstet."
Zitat Ende. Man
beachte, dass der Papst selbst zumindest einige Zweifel an der Rechtgläubigkeit
des Dokuments hatte – genug, dass er sich "trösten" ließ, indem er
beruhigt wurde – sogar nachdem es bereits fertiggestellt und veröffentlicht
worden war!
Es geht mir hier nicht darum, alle Einzelheiten der
Kontroverse über Amoris wiederzugeben.
Es geht einfach darum, festzustellen, dass der Papst bereit war, bis zum
Äußersten zu gehen, um zu versuchen, den Schwächen selbst derjenigen
entgegenzukommen, die sich hartnäckig weigern, der Lehre Christi und des
heiligen Paulus zu folgen. Selbst wenn
man der Meinung ist, dass Amoris selbst die Grenze zur Heterodoxie in
Bezug auf diese Lehre nicht überschreitet, kann nicht geleugnet werden, dass
das Dokument äußerst sanft und entgegenkommend gegenüber denjenigen ist, die
diese Grenze überschreiten.
Beschämung der Traditionalisten
Der Kontrast zur Behandlung der traditionalistischen
Katholiken in Traditionis Custodes könnte nicht größer sein. Zunächst ist anzumerken, dass Papst
Franziskus in dem Begleitschreiben, in dem er seine Entscheidung erläutert,
behauptet, dass das Festhalten an der alten Form der Messe "oft durch eine
Ablehnung ... des Zweiten Vatikanischen Konzils selbst gekennzeichnet ist,
indem mit unbegründeten und unhaltbaren Behauptungen vorgebracht wird, dass es
die Tradition und die 'wahre Kirche' verraten habe."
Dazu ist zunächst zu sagen, dass es zwar stimmt, dass einige
Anhänger der alten Form diese Haltung haben, aber keineswegs alle. Im Gegenteil, wie Papst Franziskus selbst in
demselben Dokument feststellt, hat sein Vorgänger Papst Benedikt XVI.
bekräftigt, dass viele, die der alten Form anhängen, "den verbindlichen
Charakter des Zweiten Vatikanischen Konzils klar akzeptiert haben und dem Papst
und den Bischöfen treu waren."
Dennoch bestraft Papst Franziskus mit seiner strengen Einschränkung der
alten Form der Messe diese unschuldigen Katholiken zusammen mit den Schuldigen.
Zweitens müssen wir die genaue Natur der angeblichen
Heterodoxie und/oder schismatischen Tendenzen betrachten, die einigen dieser
Traditionalisten vorgeworfen werden. Es
gibt natürlich einige extreme Traditionalisten, die leugnen, dass wir seit
Jahrzehnten einen gültigen Papst haben (nämlich die Sedesvakantisten), und
andere, die auf weniger radikale Weise in unvollkommener Gemeinschaft mit dem
Papst stehen (wie die FSSPX). Aber
gerade weil sie nicht in regelrechter Gemeinschaft stehen, sind die Irrtümer
dieser Gruppen für das Zielpublikum von Traditionis Custodes irrelevant
- nämlich für traditionalistische Katholiken, die in regelrechter Gemeinschaft
mit dem Papst stehen (wie die FSSP und die Teilnehmer an Messen der Außerordentlichen
Form, die in gewöhnlichen Diözesanpfarreien angeboten werden).
Per Definition befinden sich die letztgenannten Gruppen
nicht im Schisma. Und obwohl es unter
dieser kleinen Gruppe innerhalb der Kirche zweifellos einige gibt, von denen
man in gewisser Weise sagen könnte, dass sie eine "schismatische
Mentalität" haben, gilt das Gleiche für die unzähligen Millionen liberaler
Katholiken, die die Autorität des Papstes, ihnen zu sagen, was sie zu glauben
oder wie sie zu handeln haben, einfach abtun - einschließlich der
ehebrecherischen Katholiken, denen der Papst in Amoris
entgegenkommt. Es ist klar, dass der
Papst keine Dringlichkeit verspürt, sich mit der schismatischen Mentalität
unter zahllosen Liberalen auseinanderzusetzen.
Warum also die Dringlichkeit, sich mit der schismatischen Mentalität
einer kleinen Zahl von Traditionalisten auseinanderzusetzen?
Außerdem stellt sich die Frage, was es genau bedeutet, das
Zweite Vatikanum "abzulehnen".
Für die Traditionalisten, die in voller Gemeinschaft mit dem Papst
stehen, bedeutet dies in der Regel, dass sie eine bestimmte Lehre des Konzils
ablehnen, z. B. die Lehre über die Religionsfreiheit. Nun bin ich mit denen, die diese Lehre
ablehnen, nicht einverstanden. Ich bin
der Ansicht, dass die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils über die
Religionsfreiheit mit der Lehre der Päpste vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil
zu diesem Thema in Einklang gebracht werden kann und sollte. (Aber zum einen ist die Lehre des Zweiten
Vatikanischen Konzils zu diesem Thema nicht unfehlbar (auch wenn das natürlich
nicht bedeutet, dass wir ihr keine Zustimmung schulden), und zum anderen ist es
unter lehramtstreuen Theologen umstritten, wie genau sie im Lichte der
traditionellen Lehre zu interpretieren ist.
Wenn der Papst also sanft und entgegenkommend mit denen umgeht, die sich
hartnäckig der alten und unfehlbaren Lehre Christi und des heiligen Paulus über
die Ehe und die heilige Kommunion widersetzen, wie kann er dann
vernünftigerweise weniger sanft und entgegenkommend mit denen sein, die
Probleme mit einer nicht unfehlbaren Lehre haben, die nur etwas mehr als
fünfzig Jahre alt ist?
Das Vergehen, dessen die Traditionalisten, an die sich Traditionis
Custodes richtet, beschuldigt werden, ist also (a) nicht eines, dessen sie
sich alle schuldig gemacht haben, und (b) offensichtlich weniger schwerwiegend
als das der Katholiken, die die Lehre der Kirche über Ehe, Scheidung und die heilige
Kommunion ablehnen. Dennoch wird
denjenigen, die diese Lehre ablehnen, Barmherzigkeit zuteil, während die
Traditionalisten, sowohl die Unschuldigen als auch die Schuldigen, mit Härte
bestraft werden.
Und die Strafe ist sehr hart. Der Papst beabsichtigt, die außerordentliche
Form der Messe aus den gewöhnlichen Pfarrgemeinden zu verbannen, künftige
Weihen von Priestern, die daran interessiert sind, sie zu zelebrieren,
einzuschränken und die Gemeinden, denen es noch erlaubt ist, die alte Form der
Messe zu verwenden, vom Rest der Kirche abzuschotten, bis sie bereit sind, die
neue Form zu übernehmen. Wie Kardinal
Gerhard Müller bemerkt, "besteht die eindeutige Absicht darin, die Außerordentliche
Form auf lange Sicht zum Aussterben zu verurteilen". Der Papst sagt den traditionalistischen
Katholiken, die an der alten Form der Messe festhalten, im Wesentlichen, dass
sie als Einzelne verdächtig sind und dass sie als Gruppe schließlich
verschwinden sollen. Wie Kardinal Müller
schreibt:
Ohne das geringste Einfühlungsvermögen ignoriert man die
religiösen Gefühle der (oft jungen) Teilnehmer an den Messen nach dem [alten]
Messbuch... Statt den Geruch der Schafe zu würdigen, schlägt der Hirte hier
hart mit der Krücke zu. Es scheint auch
einfach ungerecht zu sein, Zelebrationen des "alten" Ritus
abzuschaffen, nur weil er einige problematische Menschen anzieht: abusus non
tollit usum.
Das ist schon schlimm genug, wenn man nur den Schaden
betrachtet, der den Traditionalisten zugefügt wird. Aber es ist die ganze Kirche, die unter
dieser Entscheidung leidet, nicht nur die Traditionalisten. Zum einen hat Papst Benedikt XVI. deutlich
gemacht, dass es bei der Beibehaltung der Außerordentlichen Form
keineswegs nur darum geht, den Bedürfnissen einer bestimmten Gruppe innerhalb
der Kirche entgegenzukommen. Vielmehr
gehe es darum, die Verbindung der Kirche als Ganzes mit ihrer eigenen
Vergangenheit im liturgischen Kontext wiederherzustellen. Deshalb hoffte auch Benedikt, dass es in
Zukunft nur eine einzige Form der Messe geben würde, aber er wollte, dass die
alte Form einen Einfluss auf die neue ausübt, genauso wie die neue einen
Einfluss auf die Veränderung der alten ausübt.
Dies war Teil von Benedikts allgemeinem Beharren auf einer
"Hermeneutik der Kontinuität".
Traditionis Custodes zeigt keinerlei Sensibilität für diese
Dimension des Themas.
Zum anderen sagt der Papst zwar, dass er diese Entscheidung
getroffen hat, um eine größere Einheit in der Kirche zu fördern, aber es ist
offensichtlich, dass sie stattdessen nur zu größerer Uneinigkeit führen
wird. Das ist in jeder Familie
unvermeidlich, wenn ein Vater mit zweierlei Maß gegenüber seinen Kindern
misst. In der Tat ist es genau diese
Doppelmoral und nicht die alte Form der Messe, die die Uneinigkeit der letzten
Jahre verursacht hat. Was hat einige
Traditionalisten mehr dazu veranlasst, die Rechtgläubigkeit von Papst Franziskus
in Frage zu stellen? Die Tatsache, dass
sie jede Woche die lateinische Messe hören?
Oder Amoris Laetitia und die Weigerung des Papstes, die dubia
zu beantworten? Die Frage zu stellen,
bedeutet, sie zu beantworten. Traditionis
Custodes wird das Feuer, das Amoris entfacht hat, nicht auslöschen. Wenn überhaupt, dann wird es Benzin darauf
gießen.
Er ist immer noch der Heilige Vater
Einige werden sagen, der Papst verhalte sich lediglich wie
der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11-32). Der verärgerte ältere Sohn in diesem Gleichnis
steht nach dieser Interpretation für die Traditionalisten, während der
verlorene Sohn für die Katholiken steht, die die Lehre der Kirche über Ehe und
Scheidung nicht befolgen.
Aber die Analogie ist lächerlich. Zum einen tut der verlorene Sohn im Gleichnis
Buße und lehnt ausdrücklich eine Sonderbehandlung ab. Er sagt nicht: "Ich habe vor, weiterhin
ein unmoralisches Leben zu führen, aber ich verlange trotzdem etwas von diesem
gemästeten Kalb." Zum anderen
behandelt der Vater den älteren Sohn keineswegs hart, sondern versichert ihm
sanft, dass er ihn nicht weniger liebt als den verlorenen Sohn.
Dennoch ist der Papst letztlich ein Vater - ja, er ist immer
noch der Heilige Vater aller Katholiken, auch der Traditionalisten. Und obwohl die Kirche unter bestimmten
Umständen Kritik an Päpsten zulässt, kann dies nur mit Demut, Respekt und
Zurückhaltung geschehen. Der Papst ist
kein Politiker oder Unternehmensleiter, den wir für geeignet halten, zu
verspotten, zu entlassen oder aus dem Amt zu wählen. Er ist der Stellvertreter Christi, und er hat
keinen Vorgesetzten auf Erden. Wir
können ihn respektvoll auffordern, eine bestimmte Vorgehensweise zu überdenken,
aber wenn er sich weigert, dann müssen wir es Christus überlassen, das Problem
auf die Art und Weise und zu dem Zeitpunkt zu lösen, den er bestimmt.
Außerdem müssen wir, weil er der Papst ist, in diesem Fall
noch mehr als in jedem anderen dem Gebot Christi folgen, die andere Wange
hinzuhalten und für diejenigen zu beten, die uns schaden. Wir müssen bereit sein, das damit verbundene
Leid auf uns zu nehmen und es für andere aufzuopfern - auch für Papst
Franziskus selbst.
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