Die Partei Bündnis 90 / Die Grünen ist an der Macht. Gewissermaßen als höchstes Staatsziel wurde von ihnen die Klimapolitik ausgerufen, bei der es vor allem darum geht, die Verbrennung und damit den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) zu senken, um so die „Natur“ und letztlich die gesamte Menschheit zu retten. Ein hoher Anspruch, bei dem so etwas wie Ideologie durchscheint. Wer einen einzelnen Punkt über alles andere stellt und sogar bereit ist, alles andere – auch die Freiheit und Selbstverantwortung – diesem Ziel unterzuordnen, ist offensichtlich totalitär gesinnt. Im Hintergrund dieser Politik der „Grünen“ steht aber auch ein bestimmtes Naturverständnis, das sich vom dem Naturbegriff der abendländischen philosophischen Tradition deutlich unterscheidet und letztlich die Ursache für die heute bekannten, sogenannten „Umweltprobleme“ ist.
Kennzeichnend für das klassische abendländische
Naturverständnis ist die Theorie des Hylemorphismus und der Ziel- und
Zweckgerichtetheit aller natürlichen Vorgänge. Jede natürliche Entität – die unbelebte
Natur (Steine, Wasser, Erde, Berge, Seen und Meere), die Pflanzen, Tiere und
auch der Mensch – sind zusammengesetzte Entitäten. Jede dieser Entität ist
zusammengesetzt aus einer rein potenziellen Materie (Fachbegriff dafür ist die
materia prima) und einem Strukturprinzip, der Form. Diese Form, das
Strukturprinzip bestimmt, was etwas ist. Zusammen mit der Materie im
zuvor genannten Sinn, bestimmt die Form die Wesenheit eines Dinges, dass es
sich um einen Kieselstein, einen Ahornbaum, eine Nelke, eine Mücke oder um ein
Pferd handelt. Zugleich gibt die Form die Wirklichkeit. Die Form ist das Prinzip
der Aktualität, der Verwirklichung. Die Form strukturiert, informiert
die Materie und so entfaltet die Form eine Entität zu ihrer Vollkommenheit,
anders gesagt, die Form strukturiert die Materie, so dass ein Seiendes sich
vollständig entfalten und entwickeln kann, dass auch einem Samen ein
vollentwickeltes Individuum wird – ein Ahornbaum oder ein Pferd.
Dies ist möglich, weil jede einzelne Wesenheit durch die
Form zielgerichtet tätig ist. Alle Tätigkeiten der Entitäten sind immer auf ein
Ziel gerichtet. Dieses Ziel ist, ganz allgemein gesagt – die Vervollkommnung und
Selbsterhaltung, so wie die Fortpflanzung. Ohne diese Zielgerichtetheit der
Entitäten und insbesondere der lebendigen Entitäten, ist die Tätigkeit von
Lebewesen völlig unbegreiflich. Aber auch alle kausalen Abläufe und Vorgänge,
die ja auch Tätigkeiten sind, bleiben unverständlich, wenn sie nicht als ziel-
und zweckgerichtete Tätigkeiten verstanden werden.
Dies ist nur ein ganz grober Abriss des klassischen
Naturverständnisses. In diesem Blog finden Sie sehr viel mehr zu Thema und es
gibt gute Literatur, die ich auch hier empfohlen habe, besonders die Schriften
von Edward Feser Scholastic Metaphysics und Aristotle’s Revenge.
Kommen wir nun zum Naturverständnis der Neuzeit, das auch
der Naturwissenschaft zugrunde liegt und das zugleich als Naturbegriff weiten
Teilen der sogenannten Ökologiebewegung und insbesondere den „Grünen“ zugrunde
liegt.
Der metaphysische Hintergrund des neuzeitlichen
Naturverständnisses ist eine Wiederaufnahme und Weiterentwicklung des antiken
Atomismus, der eigentlich von Aristoteles überholt wurde. Ganz schematisch
dargestellt geht jede atomistische Ontologie davon aus, dass die gesamte Natur
aus letzten unteilbaren und einfachen (d.h. nicht zusammengesetzten) Atomen
besteht. Dabei ist dieser philosophische Begriff des Atoms nicht unbedingt identisch
mit den Atomen der klassischen oder modernen Physik. Diese Atome bestehen
gewissermaßen ewig und bilden durch Zusammenballung größere Entitäten, also
unbelebte und lebendige Entitäten, einschließlich Menschen. Die Zusammensetzung
der Atome zu komplexen Entitäten wird dabei als zufällig verstanden, allerdings
gibt es bestimmte Gesetze, die Naturgesetze, durch die diese Zusammensetzung
bestimmt wird.
Je komplexer einer aus Atomen bestehende Entität ist, desto
eher kommt es zu lebendigen Lebewesen und auch Menschen unterscheiden sich
nicht grundsätzlich von unbelebten Dingen, sondern sie sind nur viel komplexer,
so dass sich aus den ursprünglichen einfachen Atomen im Verlauf der Evolution
hochkomplexe, bewusste Individuen gebildet haben.
Dieser Betrachtung der Natur entspricht ein rein
mechanistisches Weltbild. Das jetzt viele Freunde der Ökologie protestieren
werden und dagegen einwenden, dass die modernen Wissenschaften sich längst von
einer mechanistischen Betrachtungsweise verabschiedet haben, besonders in der
Biologie, ist verständlich, entspricht aber nicht den Tatsachen. Die Frage ist
nämlich; Was ist hier mit „mechanistischem Weltbild“ gemeint? Die aristotelisch-scholastische
Philosophie versteht unter einem mechanistischen Weltbild jede Weltanschauung,
bei der eine ziel- und zweckgerichtete Tätigkeit strikt aus der
Naturbetrachtung ausgeschlossen wird und jeder „Essentialismus“ (die Auffassung,
dass es Wesenheiten gibt) abgelehnt wird. Und genau dies trifft beides auf die
moderne Biologie (und erst recht auf alle anderen Naturwissenschaften) zu.
Auf der Grundlage eines mechanistischen und atomistischen
Weltbildes wird die Natur beherrschbar. Eine rein quantitative Betrachtung der
Natur unter Missachtung oder Bestreitung der Wesenheiten, erfasst all das, was
an den natürlichen Entitäten mess- und berechenbar ist und dies ist die
Voraussetzung für die Beherrschung der Naturvorgänge.
Und genau dies ist der entscheidende Grund für die
Zerstörung der „Umwelt“. Schon der Begriff „Umwelt“ ist problematisch, weil
diese dem Menschen gegenüber, um ihn herum ist und von ihm beherrscht und
manipuliert werden kann. Eine solche Beherrschung und Manipulierung der Welt
war der Antike und dem Mittelalter völlig fremd. Ob man nun aber die Natur
beherrscht um sie restlos auszubeuten oder um diese Ausbeutung wieder
rückgängig zu machen, ändert nichts an unserem Verhältnis zu Natur.
Der Gedanke der Beherrschbarkeit der Natur, ihrer
Manipulierbarkeit, der Berechenbarkeit, ist die Grundlage sowohl der
Naturzerstörung als auch der Klimapolitik, die ja glaubt, dass „Klima“ könne
vom Menschen beherrscht und manipuliert werden. Ich bestreite nicht, dass dies
tatsächlich möglich ist, doch wird diese Klimapolitik nichts am Wesen des Klimas
verändern. Es könnte sogar sein, dass die Klimapolitik der „Grünen“ sogar
schlimmere Schäden verursacht, als die derzeitigen Angriffe auf „die Natur“.
Das insbesondere die „Grünen“ das moderne
antiessentialistische und mechanistische Denken sogar auf die Spitze getrieben
haben, zeigt sich in vielen anderen Themenfelder ihrer Politik. Während sie
Frösche und Kröten mit großem Aufwand vor Gefahren „retten“, sehen die Freunde
der „Grünen“ keinerlei Probleme darin, kleine Kinder, die noch nicht geboren
wurden, zu töten. Auch nur ein sehr schwaches und rudimentäres Verständnis von
Wesenheiten würde eine solche Politik unmöglich machen. Und noch deutlicher
wird dieses antiessentialistische und im eigentliche Sinne naturfeindliche
Denken der „Grünen“ bei dem, was man heute als „Identitätspolitik“ oder auch „Gender-Mainstreaming“
bezeichnet. Es wird entschieden bestritten, dass es zwei Geschlechter gibt.
Mann und Frau sind unterschiedliche Wesenheiten des einen Wesens des Menschen. Wenn
es keine Wesenheiten gibt, die natürlich von der Natur vorgegeben und
unveränderlich sind, dann kann jeder selbst bestimmen, was er ist oder sein
will. Weitergedacht bedeutet dies aber auch, wenn es kein Wesen einer Kröte,
eines Huhns, eines Ahornbaums oder was auch immer gibt, dann kann man selbst
bestimmen, was etwas ist. Und wozu ein solches Denken führt, lässt sich jeden Tag
in unserer „Umwelt“ beobachten. Sind also vielleicht die „Grünen“ die
eigentlichen „Weltzerstörer“?
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