Der folgende Artikel erschien erstmals 2009 in der katholischen Monatszeitschrift Kirchliche Umschau. Wegen seiner Aktualität und der kritischen Betrachtung des Personalismus lohnt sich eine Veröffentlichung im Blog.
Die moderne liberalistische Gesellschaft ist völlig unfähig
ein allgemeines sittliches Gesamtbewußtsein hervorzubringen, wie es vor allem
im Mittelalter, aber auch noch einige Jahrhunderte später in fast allen
europäischen Ländern zu finden war. Die liberale Gesellschaft wird beherrscht
von Interessengruppen und Parteien, die ihre eigenen Bedürfnisse und
Weltanschauungen gegen andere durchzusetzen versuchen. Wenn es in einer solchen
liberalistischen Gesellschaft einer Gruppe oder Partei ermöglicht würde, ihre
Interessen und Anschauungen durchzusetzen, dann wäre das Gemeinwohl als Ziel
der Gesellschaft sofort zerstört. Denn das Gemeinwohl ist das Wohl der ganzen
Gemeinschaft, des gesamten Staates und setzt ein sittliches Gesamtbewußtsein
voraus. Da aber ein Gesamtbewußtsein der Gesellschaft fehlt und nur Parteien
gegeneinander antreten, muß in einer liberalistischen Gesellschaft das
Gemeinwohl in anderer Weise verwirklicht werden als in einer Gesellschaft, die
ein sittliches Gesamtbewußtsein hervorgebracht hat.