Samstag, 6. April 2013

Über das Glück


Im Verlag Felix Meiner wurde im vergangenen Jahr die Schrift „Über das Glück / De beatidudine veröffentlicht Es handelt sich um einen Auszug aus der Summa Theologiae und zwar I-II, quaestiones 1-5. Derzeit ist keine andere Übersetzung aus der großen Summa Thomas von Aquins lieferbar und so ist es ein besonderes Verdienst des Verlags, diesen Teil der Summa neu übersetzt herausgegeben zu haben. Das kleine Buch, das in der „Philosophischen Bibliothek“ erschienen ist, wurde mit einer hervorragenden Einleitung von Johannes Brachtendorf  versehen, die in gut verständlicher, klarer und prägnanter Weise in die fünf Questiones des hl. Thomas einführt.






Ausgehend von einer kurzen Erläuterung der Grundlagen der eudaimonistischen Ethik, wie sie seit Platon und Aristoteles bis ins 18. Jahrhundert fast unumstritten war, stellt Brachtendorf den Inhalt der fünf Quaestiones dar.

Die eudaimonistischen Ethik geht von einer teleologischen Theorie der menschlichen Handlung aus, d.h. von der Vorstellung, dass jede menschliche Handlung ziel- oder zweckgerichtet ist und das die verschiedenen und sehr zahlreichen Ziele von Handlungen hierarchisch geordnet, und auf ein letztes Ziel hin ausgerichtet sind.

Die eudaimonistischen Ethik ist eine Glücksethik (vom griechischen Wort eudaimonia = Glück), die nicht, wie z.B. die deontische Ethik (Kant) befiehlt, sondern gewissermaßen berät und dem Menschen zeigt, wie er in wahrhafter Weise glücklich werden kann. Das Glück wird dabei als das höchste Ziel des Menschen betrachtet, dass alle Menschen erstreben. Diese Tatsache gilt als absolut evident und nicht bestreitbar. Nur worin das Glück besteht und wie dieses zu erreichen ist, darüber gibt es Streit.

Das Glück ist nicht nur das höchste Ziel aller menschlichen Tätigkeit, sondern auch das höchste Gut. Verbunden mit der eudaimonistischen Ethik ist eine Güterlehre und eine Hierarchie der Güter. Bestimmte Güter tragen nur wenig oder gar nicht zum Glück bei, während andere Güter unbedingt notwendig für ein glückliches Leben sind.

„Die eudaimonistischen Ethik zielt auf eine Perfektionierung des Menschen (S. X), d.h. der Mensch muss in eine richtige Haltung kommen, um glücklich sein zu können. Weniger der Besitz materieller oder äußerer Güter ist zur Vervollkommnung des Menschen von Bedeutung, sondern eine innere Haltung, die als Tugend bezeichnet wird. Die Tugend ist in diesem Sinn unbedingt erforderlich zum Glück und insofern ein höchstes Gut.

„In ihrer Glückskonzeption orientiert sich die eudaimonistische Ethik am Wesen des Menschen. Damit hat sie einen objektiven Charakter“. (S. X) Dies habe ich in diesem Blog an verschiedenen Stellen immer wieder betont und zwar im Zusammenhang mit dem Naturrecht, denn die eudaimonistischen Ethik ist das Fundament des Naturrechts. Das Wesen des Menschen wird, mit Aristoteles und der Scholastik in der leib-seelischen Einheit des Menschen gesehen, wobei die Rationalität das Bestimmende des Menschen ist und somit „ist das gute Leben in eudaimonistischer Sicht ein naturgemäßes und vernunftsgemäßes Leben.“ (S. XI). Insofern und aus dieser Perspektive kann man sagen, dass die Entfaltung der Wesensnatur des Menschen das höchste Ziel desselben ist, oder in moderneren Worten ist die Selbstverwirklichung (in diesem Sinne) das Ziel aller menschlichen Tätigkeiten.

Schon bei Aristoteles und Platon angedeutet, ist der Bezug zu Gott als dem letzten und höchsten Gut in den meisten eudaimonistischen Ethiken bestimmend und ganz besonders bei Thomas, für den das Streben nach der Erkenntnis und schließlich der Genuss Gottes das vollendete Glück darstellt, das allerdings nicht in diesem Leben, sondern erst im kommenden Leben Wirklichkeit werden kann.

Im Weiteren erklärt der Tübinger Philosoph den Inhalt der des Prologs zu den fünf Quaestiones und geht diese dann in ihrer Argumentationsstruktur durch Abschließend folgt eine Auseinandersetzung mit verschiedenen kritischen Einwänden gegen die Auffassung des hl. Thomas. Hier wäre eine Bezugnahme auf moderne ethische Positionen, v.a. den Konsequentialismus und den Utilitarismus wichtiger gewesen als die Auseinandersetzung mit Kant und verschiedenen protestantischen Kritikern, deren Bedeutung heute eher marginal ist.

Das Buch ist leider nicht ganz billig (48,00 Euro) aber es ist wunderschön gebunden, Satz und Druck sind außerordentlich gut und das Buch hat sogar ein Lesebändchen. Leider werden Bücher dieser Qualität heute nur noch selten produziert, aber Felix Meiner ist bekannt für die gute Qualität, zumindest der Hardcover Bücher. Besonders schön ist die in diesem Verlag erscheinende Quaestiones Disputatae Ausgabe in Halbleinen mit Goldschnitt. Deshalb sollte man schon allein um der Erhaltung der Buchkunst willen, dieses Geld investieren und zudem ist es eine Anschaffung fürs Leben.

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