Es gibt unterschiedliche Formulierungen des Kausalprinzips in der Scholastik und Neuscholastik. Eines davon, obwohl nicht das bekannteste, wird von Edward Feser bevorzugt, weil es das Beste ist, um die Diskussion um dieses Prinzip zu beginnen. Es handelt sich um das Diktum Thomas von Aquins, dass „nichts von Potenzialität zu Aktualität überführt werden kann, außer durch etwas, das bereits im Zustand der Aktualität ist“ (Summa theologiae I.2.3). Jede Wirkursache aktualisiert eine Potenz. Das Prinzip der Kausalität, bei dem es um die Wirkursache geht, sagt uns: wenn eine Potenz aktualisiert wird, kann dies nur geschehen durch eine bereits aktuale Ursache, etwas, das bereits aktual ist.
Dies trifft sowohl auf die passive wie die aktive Potenz zu.
Eine passive Potenzialität liegt vor in dem Beispiel der Wasserlöslichkeit von
Salz oder der Zerbrechlichkeit von Glas. Eine aktive Potenzialität oder ein
Vermögen, eine Kraft liegt vor in der Kraft des Hammers, Glas zu zerbrechen.
Der grundlegende Gedanke hinter diesen Überlegungen ist der,
dass eine Potenz als Potenz lediglich eine Potenzialität ist und keine
Aktualität und dass sie deshalb aus sich selbst heraus nichts vermag.
Insbesondere kann sich keine Potenz selbst aktualisieren. Wenn eine Potenz also
aktualisiert ist, dann muss sie von etwas, das bereits aktual ist, aktualisiert
worden sein. Alle anderen Formulierungen des Kausalprinzips sind mehr oder
weniger Anwendungen dieses Prinzips. Solche anderen Formulierungen, die man in
verschiedene scholastischen Lehrbüchern findet, lauten: Wenn sich etwas
verändert, wird es durch etwas anderes verändert.
Eine andere, weniger deutlich erkennbare Anwendung des
Kausalprinzips in der obigen Formulierung, besteht in dem Satz des hl. Thomas,
dass „jedes zusammengesetzte Ding hat eine Ursache, denn Dinge, die in sich
selbst verschieden sind können sich nicht vereinigen, außer etwas verursacht
diese Vereinigung“ (Summa theologiae I.3.7). Deutlicher wird der Zusammenhang
mit dem Kausalprinzip aber, wenn man den Text weiterliest: „in jedem
Zusammengesetzten muss es Potenzialität und Aktualität geben …, denn entweder
aktualisiert ein Teil das andere oder alle Teile sind potenziell im Verhältnis
zum Ganzen.“
Gelegentlich wird das Kausalprinzip auch in dem Satz
ausgedrückt: „Jede Wirkung hat eine Ursache“. Wenn man den Begriff „Wirkung“ in
dieser Formulierung versteht im Sinne von „dasjenige, was verursacht wird“,
dann handelt es sich bloß um eine Tautologie. "„Wirkung“ kann allerdings
auch im Sinne von „Veränderung“ gelesen werden, oder „Ereignis“ und in diesem
Fall handelt es sich nicht um eine Tautologie, sondern bloß um eine Variante
des zuvor genannten Kausalprinzips.
Es sei noch daraufhin gewiesen, dass es einen deutlichen
Unterschied zwischen dem Kausalprinzip und dem sogenannten „Prinzip vom
zureichenden Grund“ gibt, dass in der heutigen Form auf Leibnitz zurückgeht.
Mehr dazu in Buch „Scholastic Metaphysics“
von Edward Feser, Seite107/8; der vorstehende Text ist eine Zusammenfassung der
Seiten105 – 108 dieses Buches.
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