Mittwoch, 30. Juli 2014

Einwände gegen das scholastische Kausalprinzip. David Hume



Im letzten Blogbeitrag habe ich versucht, in aller Kürze das scholastische Prinzip der Kausalität vorzustellen. Hier soll es nun darum gehen, die Argumente, die gegen dieses Prinzip vorgebracht wurden, kennenzulernen. Außerdem möchte ich deutlich machen, dass diese Gegenargumente, die alle auf David Hume zurückgehen, schwach und widerlegbar sind.




Das historisch einflussreichste und bis heute wirksamste Argument gegen das scholastische Kausalitätsprinzip geht auf David Hume zurück. Es lässt sich in fünf Schritten zusammenfassen:

(1)   Alles was unterscheidbar ist kann als voneinander getrennt gedacht werden.
(2)   Ursache und Wirkung sind unterscheidbar.
(3)   Deshalb können Ursache und Wirkung als getrennt voneinander betrachtet werden.
(4)   Alles was denkbar ist, ist möglich.
(5)   Deshalb können Ursache und Wirkung in der Realität voneinander getrennt sein.

Was in (5) impliziert ist, dass grundsätzlich eine Wirkung – also jede Veränderung und Aktualisierung, sowie jedes kontingente, zusammengesetzte oder bloß potenzielle Ding – ohne eine Ursache bestehen könnte. Und damit wäre das Prinzip der Kausalität hinfällig.

Zunächst sind die Prämissen (2) und (4) sehr problematisch. Zunächst unterscheidet Hume nicht klar zwischen „denkbar“ und „vorstellbar“. Vorstellen bedeutet nach Hume, ein bestimmtes geistiges Bild von etwas bilden. Denken hingegen ist das Erfassen der abstrakten Wesenheit einer Sache und die Bestimmung, was für eine bestimmte Wesenheit möglich ist. Die frühen Empiristen begehen diesen Fehler einer Nichtunterscheidung zwischen Vorstellen und Denken fast durchgängig. Aber eine strikt intellektuelle Tätigkeit ist nicht auf Vorstellung reduzierbar und von einer Vorstellung oder dem Akt des Vorstellens verschieden.

Ein weiterer Punkt in Humes Argument beruht auf der Voraussetzung, dass reale Verschiedenheit Trennbarkeit impliziert. Dass diese Voraussetzung angreifbar ist, wurde in einem früheren Blogbeitrag schon gezeigt. Thomistische Philosophen jedenfalls sind der Auffassung, dass ein realer Unterschied nicht eine Trennbarkeit der verschiedenen Bestimmungen impliziert. Ein Beispiel, dass von David Oderberg stammt, besagt: Ein Kreis hat einen Radius und einen Umfang. Zwischen beiden gibt es offensichtlich einen realen Unterschied, d.h. die Eigenschaften „einen Radius zu haben“ und „einen Umfang zu haben“ sind real verschieden. Doch gleichzeitig gibt es keinen Kreis, der nicht zugleich einen Umfang und einen Radius hat. Dass Radius und Umfang real verschieden sind lässt sich daraus ersehen, dass der Umfang das Doppelte des Radius multipliziert mit pi ist. Dennoch können Radius und Umfang nicht voneinander getrennt werden.

Doch selbst wenn man dieses Gegenargument nicht gelten lassen möchte, gibt es ein weiteres Argument gegen Hume. Dieser setzt nämlich voraus, dass eine Ursache immer zeitlich früher ist als die Wirkung. Wenn nun die Ursache A und die Wirkung B nicht zur selben Zeit existieren, kann es so aussehen, als seien Ursache und Wirkung voneinander trennbar. Nach scholastischer Auffassung existieren die Ursache und ihre unmittelbare Wirkung nicht zu verschiedenen Zeiten. Das Zerbrechen des Glases durch einen Steinwurf geschieht in ein und demselben Augenblick, es handelt sich um ein und dasselbe Ereignis und nicht um zwei verschiedene Ereignisse, wie Hume glaubhaft machen möchte. „Beide Ereignisse“ finden simultan statt und gehören zusammen als dieses eine Ereignis. Trifft dies zu, dann sind Ursache und Wirkung trennbar.

Ein weiteres Argument gegen das scholastische Kausalitätsprinzip gegen zurück auf Bertrand Russell, ein anderes Argument bezieht sich auf eine bestimmte Interpretation der Quantenmechanik und ein drittes Argument beruht auf Newtons Trägheitsgesetz. Diese drei Argumente werde ich später vorstellen und diskutieren.

Mehr dazu in Edward Feser: Scholastic Metaphysics, S. 109 – 128.

Übrigens: Das Buch ist jetzt auch als E-Book erhältlich für 19,99 Euro


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen