Im letzten Blogbeitrag habe ich versucht, in aller Kürze das
scholastische Prinzip der Kausalität
vorzustellen. Hier soll es nun darum gehen, die Argumente, die gegen dieses
Prinzip vorgebracht wurden, kennenzulernen. Außerdem möchte ich deutlich machen,
dass diese Gegenargumente, die alle auf David Hume zurückgehen, schwach und
widerlegbar sind.
Das historisch einflussreichste und bis heute wirksamste
Argument gegen das scholastische Kausalitätsprinzip geht auf David Hume zurück.
Es lässt sich in fünf Schritten zusammenfassen:
(1)
Alles was unterscheidbar ist kann als voneinander
getrennt gedacht werden.
(2)
Ursache und Wirkung sind unterscheidbar.
(3)
Deshalb können Ursache und Wirkung als getrennt
voneinander betrachtet werden.
(4)
Alles was denkbar ist, ist möglich.
(5)
Deshalb können Ursache und Wirkung in der
Realität voneinander getrennt sein.
Was in (5) impliziert ist, dass grundsätzlich eine Wirkung –
also jede Veränderung und Aktualisierung, sowie jedes kontingente,
zusammengesetzte oder bloß potenzielle Ding – ohne eine Ursache bestehen
könnte. Und damit wäre das Prinzip der Kausalität hinfällig.
Zunächst sind die Prämissen (2) und (4) sehr problematisch.
Zunächst unterscheidet Hume nicht klar zwischen „denkbar“ und „vorstellbar“.
Vorstellen bedeutet nach Hume, ein bestimmtes geistiges Bild von etwas bilden.
Denken hingegen ist das Erfassen der abstrakten Wesenheit einer Sache und die
Bestimmung, was für eine bestimmte Wesenheit möglich ist. Die frühen Empiristen
begehen diesen Fehler einer Nichtunterscheidung zwischen Vorstellen und Denken
fast durchgängig. Aber eine strikt intellektuelle Tätigkeit ist nicht auf
Vorstellung reduzierbar und von einer Vorstellung oder dem Akt des Vorstellens
verschieden.
Ein weiterer Punkt in Humes Argument beruht auf der
Voraussetzung, dass reale Verschiedenheit Trennbarkeit impliziert. Dass diese
Voraussetzung angreifbar ist, wurde in einem früheren Blogbeitrag schon
gezeigt.
Thomistische Philosophen jedenfalls sind der Auffassung, dass ein realer
Unterschied nicht eine Trennbarkeit der verschiedenen Bestimmungen impliziert.
Ein Beispiel, dass von David Oderberg stammt, besagt: Ein Kreis hat einen
Radius und einen Umfang. Zwischen beiden gibt es offensichtlich einen realen
Unterschied, d.h. die Eigenschaften „einen Radius zu haben“ und „einen Umfang
zu haben“ sind real verschieden. Doch gleichzeitig gibt es keinen Kreis, der
nicht zugleich einen Umfang und einen Radius hat. Dass Radius und Umfang real
verschieden sind lässt sich daraus ersehen, dass der Umfang das Doppelte des
Radius multipliziert mit pi
ist. Dennoch können Radius und Umfang nicht voneinander getrennt werden.
Doch selbst wenn man dieses Gegenargument nicht gelten
lassen möchte, gibt es ein weiteres Argument gegen Hume. Dieser setzt nämlich
voraus, dass eine Ursache immer zeitlich früher ist als die Wirkung. Wenn nun
die Ursache A und die Wirkung B nicht zur selben Zeit existieren, kann es so
aussehen, als seien Ursache und Wirkung voneinander trennbar. Nach
scholastischer Auffassung existieren die Ursache und ihre unmittelbare Wirkung
nicht zu verschiedenen Zeiten. Das Zerbrechen des Glases durch einen Steinwurf
geschieht in ein und demselben Augenblick, es handelt sich um ein und dasselbe
Ereignis und nicht um zwei verschiedene Ereignisse, wie Hume glaubhaft machen
möchte. „Beide Ereignisse“ finden simultan statt und gehören zusammen als
dieses eine Ereignis. Trifft dies zu, dann sind Ursache und Wirkung trennbar.
Ein weiteres Argument gegen das scholastische
Kausalitätsprinzip gegen zurück auf Bertrand Russell, ein anderes Argument
bezieht sich auf eine bestimmte Interpretation der Quantenmechanik und ein
drittes Argument beruht auf Newtons Trägheitsgesetz. Diese drei Argumente werde
ich später vorstellen und diskutieren.
Mehr dazu in Edward Feser: Scholastic Metaphysics, S. 109 –
128.
Übrigens: Das Buch ist jetzt auch als E-Book erhältlich für 19,99 Euro
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