Immer mehr Menschen scheinen zu bemerken, dass in der Coronapolitik in Deutschland und in vielen anderen Ländern etwas nicht stimmt. Logisch betrachtet handelt es sich dabei um Inkonsistenzen. Eine Inkonsistenz ist ein logischer Widerspruch. Ein runder Quadrat ist ein solches inkonsistentes „Ding“, denn kein Ding kann zugleich rund und quadratisch sein. Wenn ein Ding quadratisch ist, dann ist es nicht rund und umgekehrt. Letztlich liegt einer Inkonsistenz ein Verstoß gegen das oberste Prinzip der Logik zugrunde, ein Verstoß gegen das Nichtwiderspruchsprinzip.
Das Nichtwiderspruchsprinzip wird zumeist so formuliert:
Etwas kann nicht zugleich sein und nicht sein. Inkonsistenzen können nur mit
Hilfe des Intellekts, der Verstandes, zuverlässig erkannt werden. Unsere
Vorstellung (die zu den sinnlichen Vermögen gehört), kann etwas Inkonsistentes
vorstellen. Ein rundes Quadrat ist natürlich auch nicht vorstellbar, aber es
gibt andere Inkonsistenzen, die durchaus vorstellbar sind und erst durch den
Verstand, letztlich mit Hilfe der Logik, aufgedeckt werden. Man kann allerdings
auch inkonsistente Begriffe bilden. Und ein solcher inkonsistenten, widersprüchlicher
Begriff ist z.B. das runde Quadrat.
In der Coronapolitik gibt es nun eine ganze Serie von
inkonsistenten Anordnungen. Aus einer logischen Inkonsistenz folgt – nichts. Es
lässt sich keine Schlussfolgerung aus einem logischen Widerspruch ziehen.
Allerdings wird dies von der Autorität verlangt. Dies führt zumindest auf die
Dauer zu einem Verlust der Autorität der Regierenden, die solche inkonsistenten
Anordnungen erlassen. Und dies lässt sich derzeit allenthalben in Europa
beobachten, denn angesichts der zunehmenden Teilnehmerzahl an den
Demonstrationen und „Spaziergängen“ scheint mir dies der eigentliche Grund zu sein.
Hier nun einige Beispiele für offensichtliche Inkonsistenzen
(die Anzahl ließe sich geradezu zahllos vermehren):
1. Die Immunität von Genesenen wurde von sechs auf drei
Monate reduziert (wofür es keinerlei wissenschaftliche Basis gibt). Bei Abgeordneten
des deutschen Bundestages beträgt die Immunität weiterhin sechs Monate.
Gleichzeitig wird in der Schweiz die Immunität Genesener auf 12 Monate
verlängert.
2. Demonstrationen (oder, auch „Spaziergänge“) vermeintlich „Rechter“
Veranstalter werden wegen der Gefahr einer starken Ausbreitung des Virus
verboten. Demonstrationen „Linker“ Veranstalter werden nicht verboten.
3. Das Hinterfragen von Anordnungen zur Vermeidung von Covid-19
Infektionen in Belarus, China oder in den USA unter Trump ist berechtigt. Das
Hinterfragen derselben oder ähnlicher Anordnungen zur Vermeidung von Covid-19
Infektionen in Deutschland wird heftig verurteilt.
4. Das öffentliche Nichttragen einer Gesichtsmaske wird als großes
Risiko zur Verbreitung der Infektion gesehen, außer es handelt sich um
bestimmte Politiker.
5. Die Hinderung einer Schwangeren an der Abtreibung gilt
als Verletzung ihres Rechts auf ihren eigenen Körper. Die Nötigung eines
Menschen sich den Impfstoff spritzen zu lassen, verletzt aber nicht das Recht
der Person auf ihren eigenen Körper.
6. Obwohl in Deutschland inzwischen knapp 62 Mio. Menschen
geimpft sind und die Impfung die Gefahr einer Infektion mit Covid-19 zumindest
verringern soll, sind die Infektionszahlen höher als je zuvor (aktuell sollen
mehr als ein Prozent der deutschen Bevölkerung infiziert sein).
7. Eine Ausbreitung des Virus im Freien gilt als wenig
wahrscheinlich. Wegen der großen Gefahr der Ausbreitung des Virus bei
Demonstrationen im Freien wird das Demonstrationsrecht massiv eingeschränkt.
8. Ein SPD-Lokalpolitiker fordert den Einsatz von
Waffengewalt gegen „Spaziergänger“ in seiner Heimatstadt, weil diese eine
massive Gefährdung der Bevölkerung durch die Ausbreitung des Corona-Virus
darstellen und weil sie eine Ampel bei „rot“ überschritten haben. Bei den
massiven Grenzverletzungen durch den Ansturm Tausender Migranten nach Europa
aktuell in Polen und 2015 wurde eine Politikerin massivst angegriffen, weil sie
den Schutz der Grenze notfalls mit Waffengewalt forderte.
Wie gesagt, ließe sich die Liste beliebig erweitern und
jedem von Ihnen wird vermutlich eine andere Inkonsistenz aufgefallen sein.
Was ist der philosophisch-weltanschauliche Hintergrund
dieser aktuellen Inkonsistenzen? Mir scheint es offensichtlich zu sein, dass
dieser Hintergrund, der immer mehr vorherrschende Nominalismus ist. Der
Nominalismus ist die Auffassung, dass es nichts Allgemeines gibt, sondern
unsere Begriffe nichts anderes sind als konventionelle sprachliche Abkürzungen
für bestimmte individuelle Vorkommnisse. Der Nominalismus ist nun von Anfang an
verbunden mit dem Voluntarismus. Dies ist die Auffassung, dass der Wille
über dem Verstand steht, dass der Wille dem Verstand gewissermaßen befiehlt.
Diese Auffassung ist heute in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitet, wenn
auch oft unbewusst. Ich habe dazu einen erhellenden Text von Edward Feser in diesem Blog veröffentlicht.
Die Gegenposition wird oft als „Intellektualismus“
bezeichnet und dies ist die Position Thomas von Aquins. Nach dieser Auffassung
erfasst der Verstand, sehr vereinfacht gesagt, die Realität wie sie ist und
teilt diese Erkenntnis dem Willen mit. Der Verstand erkennt, was gut ist und
der Wille erstrebt das vom Verstand erkannte Gute. Der Verstand ordnet auch das
Erkannte in einem konsistenten Zusammenhang ein. Der Wille hingegen, der ohne –
oder den Verstand bestimmend – operiert, ist oft inkonsistent. Er strebt etwas
an, ohne dass dies in einen Zusammenhang eingeordnet wird. Daher will der Wille
einmal dies und einmal das, wobei sich diese Wollungen widersprechen können.
Edward Feser schreibt dazu: „Die voluntaristische
Persönlichkeit neigt dazu, Autorität mit roher Macht zu verwechseln, und daher
stört sie die Widersprüchlichkeit ihrer Forderungen nicht. "Ich habe das Sagen, und das ist mein
Wille. Tun Sie es einfach, und stören
Sie mich nicht mit Spitzfindigkeiten über Logik und Beweise!" Das Problem ist, dass der Voluntarismus
falsch ist und dass der Mensch ein rationales Sinneswesen ist.“
Vor diesem Hintergrund werden die verschiedenen
widersprüchlichen und inzwischen auch oft undemokratischen Maßnahmen der
Regierenden verständlicher. Wir sollten gleichwohl rational bleiben und mit
sachlicher und vernünftiger Argumentation gegen diesen Voluntarismus standhaft
bleiben.
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