Sofern die Agenskausalität in der Gegenwartsphilosophie noch eine Rolle spielt, wird nicht mehr unterschieden zwischen Kausalität per accidens und Kausalität per se. Anhand verschiedener Beispiele werde ich die Bedeutung dieser Unterscheidung für die philosophische Analyse herausstellen. Weiterhin sollen die zentralen Bestimmungen dieser beiden Arten der Agenskausalität dargestellt werden und daraus Schlussfolgerungen für die Kausaltheorie gezogen werden.
Agens- und Ereigniskausalität
Die klassische aristotelisch-thomistische
Philosophie kennt vier Arten der Kausalität. Neben der effizienten Kausalität
werden die Ziel- oder Zweckursache, die Formursache und die Materialursache bei
der Analyse von Ereignissen und Veränderungen herangezogen. Jede Wirkursache
ist immer auf ein Ziel gerichtet, das aus der Form einer Substanz folgt, die
ihrerseits eine Materie informiert. Die neuzeitliche Philosophie macht
zunächst mit den drei zuletzt genannt Ursachen Schluss, und zwar ohne dafür
eine rationale Begründung anzuführen. Übrig bleibt zunächst die
Agenskausalität, die in der frühen Neuzeit bei Descartes und Leibniz erhalten
bleibt, auch wenn sie eine Neuinterpretation erhält.
Durch den
Einfluss David Humes (2015, 37ff.) auf die analytischen Gegenwartsphilosophie
wurde die Agenskausalität weitgehend durch die Ereigniskausalität ersetzt. Unter
Agenskausalität verstehe ich eine Theorie der Kausalität, bei der ein Agens,
ein Tätiges, als Wirkursache für eine Veränderung oder Entstehung angenommen
wird. Ereigniskausalität ist hingegen die Theorie, dass es verschiedene
Ereignisse sind, die andere Ereignisse verursachen. „Ursachen“ im strengen
Sinne des Wortes gibt es bei der Ereigniskausalität nicht, sondern Kausalität
wird verstanden im Sinne eines konditionalen Satzes der Form, wenn X, dann Y.
Ein Ereignis X wird gefolgt von einem Ereignis Y. In welchem Sinne diese Beziehung
notwendig ist, ist dabei umstritten.
Ich möchte in
diesem Artikel nicht auf die Diskussion über Agens- und Ereigniskausalität
eingehen, sondern beschränke mich auf die Agenskausalität. Eine sehr
ausführliche kritische Auseinandersetzung mit den Theorien der
Ereigniskausalität findet sich bei Uwe Meixner (2001), der die völlige
Unhaltbarkeit dieser Theorien deutlich macht, da sie letztlich keine kausale
Erklärung liefern. Auch in der analytisch orientierten Gegenwartsphilosophie
gibt es weiterhin Vertreter der Agenskausalität (Uwe Meixner 1997, ders. 2001),
allerdings wird in diesen Theorien oftmals der Begriff der Kausalität per se
nicht thematisiert und Agenskausalität nur im Sinne der Kausalität per accidens
verstanden. Dieser Unterschied ist aber von zentraler Bedeutung für die
klassische Philosophie, insbesondere für die aristotelisch-thomistische
Tradition der Philosophie.
Der Unterschied
Die klassische Unterscheidung der beiden
Arten der Agenskausalität bezieht sich auf den Unterschied von Erst- und
Zweitursache. Im bekannten Dictionary of Scholastic Philosophy (1956) von Bernard
Wuellner S.J. finden sich die klassischen Definitionen dieser beiden Arten der
Kausalität. Über die causa per se (im englischen
auch proper cause genannt) schreibt Wuellner:
„the precise cause
which is required for producing this particular type of effect; a cause which
has its own special, natural, and immediate connection with this kind of
effect. Thus, God is the proper cause of existence; a human being is the proper
cause of meaningful speech; a camera and photographic plate is the proper cause
of a snapshot. The proper cause prescinds from accidental or causally
non-relevant associations with either the cause or the effect.”
Zur akzidentellen Ursache heißt es im Dictionary:
„some attribute of
the cause or some feature accompanying the effect which however has no
influence in the causal process nor in the origin of the effect; something
incidental to the cause or effect or coincidental. Thus, Michelangelo carved the
Pietà as a sculptor, not as someone who spoke Italian, His Italian
speech is an accidental cause of the Pietà.”
Diese Bestimmungen der beiden
Ursachenarten beziehen sich auf die Kausalität freier Handlungen, also
menschlicher Handlungen. Hier hat der Begriff der causa
per se die Bedeutung einer intendierten Wirkung, während die causa per accidens eine zufällige und nicht
intendierte Wirkung des frei Handelnden bedeutet. In einer anderen und
allgemeineren Hinsicht werden die beiden Ursachenarten hinsichtlich der Wirkung
unterschieden, ob diese aus der Natur, also dem Wesen einer Entität
folgt (causa per se) oder ob die Wirkung eher beiläufig ist. Zur Natur eines
Kastanienbaums gehört es, Kastanien hervorzubringen, um sich fortzupflanzen.
Dass der Kastanienbaum auch als Nistplatz verschiedener Vögel dient, ist
hingegen eine akzidentelle Ursache des Kastanienbaums.
Die Unterscheidung, die ich hier im
Besonderen diskutieren möchte und die auch von Edward Feser (2014, 88-159) und
Gaven Kerr (2019,107ff) betont wird, bezieht sich auf zwei verschiedene Arten
effizienter Kausalketten. Bei einer per se geordneten Kausalkette sind
alle Glieder mit Ausnahme der ersten Ursache instrumentelle Ursachen, während
dies bei einer per accidens geordneten effizienten Kausalkette nicht der Fall
ist. Natürlich gibt es eine Beziehung zwischen den beiden verschiedenen
Verwendungsweisen der Begriffe causa per se und causa per accidens, doch können
wir diese für unsere Fragestellung hier im Weiteren außer Acht lassen.
Die für die scholastische Kausaltheorie
zentrale Unterscheidung zwischen Kausalität per se (causa per se) und
Kausalität per Akzidenz (causa per accidens) findet sich in der Scholastik
nicht nur bei Thomas von Aquin, sondern ebenso bei Duns Scotus und fast allen
anderen Scholastikern und gehört insofern zum Gemeingut der scholastischen
Philosophie. Ursachen per se unterscheiden sich in dreifacher Hinsicht von
akzidentellen Ursachen, wie Duns Scotus herausgestellt hat (Edward Feser 2014,
148ff.).
Bei einer per se geordnete Kausalreihe
ist die erste Ursache so verfasst, dass sie selbst keine weitere Ursache für
diese Tätigkeit benötigt. Diese Ursache ist die erste Ursache, weil sie die
Ursache der Kausalität der ganzen Kausalreihe ist, aber nicht selbst einer Ursache
bedarf, damit sie tätig sein kann. Die sekundäre Ursache einer solchen
Kausalreihe ist kausal wirksam in Abhängigkeit von der ersten Ursache einer per
se oder essenziell geordneten Kausalreihe. Die sekundäre Ursache besitzt keine
Kausalität in sich selbst bzw. durch sich selbst, sondern Kraft der auf sie
einwirkenden ersten Ursache, der Ursache per se. Daher hängen die Wirkungen
einer solchen Kausalreihe in letzter Konsequenz von der ersten Ursache ab,
ebenso wie alle Zwischenglieder (Gaven Kerr 2019, 104).
Bei einer akzidentell geordneten
Kausalreihe bedarf ein hinteres kausales Glied keiner Ursache für ihre eigene
kausale Tätigkeit. Die verschiedenen Glieder einer solchen Kausalkette hängen
zwar zusammen, aber jedes einzelne Glied dieser Kausalkette besitzt die
Kausalität der Reihe in sich selbst und nicht unabhängig von sich selbst. Daher
ist in einer solchen Kausalreihe jedes Mitglied in der Lage, seine Kausalität
ohne Abhängigkeit von einer primären Ursache auszuüben, die die Kausalität der
ganzen Reihe gewährleistet (Ibid.).
Gaven Kerr hat diese Charakterisierung des
Unterschieds der beiden Kausalreihen schematisch folgendermaßen dargestellt (Ibid.):
(i)
Per se: a stone (z) is moved
by a stick (y), which is moved by a hand (x), which is moved by the mind (w).
Hence:
w à (x à (y à z)).
(ii)
Per accidens: a son, z, is begotten
by his father, y, who is begotten by his father, x, who is begotten by his
father, w, and so on. Hence:
(…) à (w à x) à (x à y) à (y à z).
Zunächst besteht der Unterschied darin,
dass die akzidentelle Ursache von der Ursache per se oder der essenziellen
Ursache abhängig ist, und zwar hinsichtlich des Aktes der Verursachung. Dafür
ein eigenes Beispiel: Der Klang einer Violine erklingt nur dann, wenn die
Violinistin den Violinbogen über die Saiten führt. Die Saiten erklingen durch
die Resonanz des Violinkastens und dem Streichen des Violinbogens über die
Saiten. Die verschiedenen Schritte – die Bewegung der Hand der Violinistin, die
Bewegung des Bogens, das Streichen über die Saiten, der Klang aus dem
Violinkasten – erfolgen alle synchron. Man kann hier noch weiter zurückgehen,
denn die Hand der Violinistin wird bewegt durch die Nervenbahnen, die
Muskelkontraktionen, den Willen der Violinistin und letztlich durch diese
selbst. Die causa per se der erklingenden Musik ist
hier die Violinistin selbst.
Das klassische Beispiel hierfür ist ein
Stab, der einen Stein bewegt, ein Beispiel, das Thomas von Aquin selbst
verwendet. Der Stab verursacht, dass der Stein sich bewegt aber nicht durch
seine eigene Kraft. Der Stab bewegt den Stein durch die Bewegung der Hand, die
den Stab führt bzw. bewegt. Die Hand, oder besser gesagt die Person, ist das,
was die Scholastiker als Erstursache bezeichnen, während der Stab, der den
Stein bewegt, die Zweitursache oder die instrumentelle Ursache ist. Der Stab
hat die Kraft den Stein zu bewegen nur durch die Kraft der Person, die den Stab
bewegt. Diese Art der Abhängigkeit ist das bestimmende Merkmal für eine
essenzielle oder per se geordnete Kausalreihe.
Akzidentell geordnete Kausalreihen sind
davon deutlich verschieden. Duns Scotus erläutert eine solche Kausalreihe
wieder an einem einfachen und leicht nachvollziehbaren Beispiel: Ein Vater
zeugt einen Sohn, der seinerseits wieder einen Sohn zeugt. Obwohl der Sohn nur
existiert, weil der Vater ihn gezeugt hat, ist der Sohn, nachdem er einmal
existiert, in der Lage, seinen eigenen Sohn zu zeugen, gleichgültig, ob der
Vater in der Nähe ist, oder vielleicht sogar schon gestorben ist. Dies ist ein
deutlicher Unterschied zu dem Stab, der nicht vermag, den Stein zu bewegen,
wenn nicht die Hand den Stab bewegt oder der Klang der Violine, die nicht
erklingt, wenn die Violinistin die Violine nicht spielt. Im Unterschied zum
Stab oder dem Violinbogen hat nämlich der Sohn die Kraft zur Zeugung „in sich“,
während der Stab keine Kraft in sich hat. In diesem Sinne ist die Beziehung
zwischen den Mitgliedern einer akzidentellen Kausalreihe „akzidentell“ oder
„nicht-wesentlich“. Die akzidentell geordnete Kausalreihe liegt auch vor, bei
dem Beispiel der Billardkugeln, das in der Kausaltheorie oft verwendet wird.
Die Kugel wird vom Billardspieler angestoßen und bewegt sich auf eine andere
Kugel zu. Die erste Kugel hat zwar den Impuls vom Billardspieler erhalten,
besitzt aber jetzt die kausale Kraft, eine andere Billardkugel in Bewegung zu
versetzen, und zwar unabhängig vom Spieler und diese zweite Kugel kann
möglicherweise ihrerseits wieder eine dritte Kugel bewegen.
Ein weiterer Unterschied zwischen diesen
beiden Arten von Wirkursachen besteht darin, dass bei per se geordneten
Kausalreihen die Kausalität zu einer anderen Natur oder Ordnung gehört
als bei der akzidentellen Kausalreihe, und zwar insofern, als die höhere
Ursache vollkommener ist. Der Stab hat keine Kraft in sich selbst, den Stein zu
bewegen, während die Person diese Kraft in sich selbst hat. In diesem Sinne hat
der Beweger des Stabes, die Person, eine kausale Kraft einer anderen Ordnung
oder einer anderen Natur als der Stab, und zwar von einer „vollkommeneren Art“.
Daher ist die Erstursache oder die nicht-abgeleitete Ursache von einer höheren
und vollkommeneren Art als die instrumentelle oder bloß abgeleitete Kausalität.
Der dritte Unterschied zwischen per se
Kausalität und akzidenteller Kausalität besteht darin, dass die erstere
Kausalreihe gleichzeitig ist, was bei der letzteren Kausalreihe nicht
der Fall sein muss. Der Stab bewegt den Stein nur dann und nur so lange, wie
die Person den Stab bewegt. Demgegenüber ist die Zeugung eines eigenen Sohnes
durch den Sohn des Vaters unabhängig davon, ob der Vater überhaupt noch
existiert.
Nun gehört es zu der Standardtheorie der
Scholastik, dass akzidentell geordnete Kausalreihen zumindest prinzipiell, bzw.
potenziell unendlich weit zurückreichen können, während dies bei per se oder
essenziell geordneten Kausalreihen nicht der Fall sein kann. Denn weil jedes
Glied einer akzidentell geordneten Kausalreihe ihre kausale Kraft in sich
selbst und nicht abgeleitet hat, gibt es keine Notwendigkeit, irgendein Glied
als das Letzte bzw. als das Erste anzusetzen. Der Vater kann selbst wieder von
einem anderen Vater gezeugt worden sein und dieser wieder von einem anderen und
so weiter bis ins Unendliche. Zumindest potenziell muss eine solche Kausalreihe
keinen Anfang haben.
Ganz anders sieht es hingegen bei
der essenziellen oder per se Kausalität aus. Thomas von Aquin erläutert dies
folgendermaßen: „Dasjenige, das als eine instrumentelle Ursache bewegt, kann
nicht bewegen außer es gibt eine erste bewegende Ursache. Aber wenn wir in die
Unendlichkeit fortfahren mit Bewegern und bewegten Dingen, wären alle Beweger
instrumentelle Ursache, weil sie bewegte Beweger sind und es nichts gäbe, was
ein erster Beweger wäre. Deshalb würde nichts bewegt“ (Summa Contra Gentiles
I.13.14-15). Der Grundgedanke dabei ist der, dass ein späteres Glied einer per
se geordneten Kausalreihe keine kausale Kraft in sich selbst besitzt, sondern
dass es diese Kraft vollständig von einer anderen Ursache empfängt, die eine
inhärente kausale Kraft besitzt. Wären alle Ursache dieser Reihe instrumentell,
dann käme es zu gar keine Bewegung (E. Feser 2014, 151).
Gegen mögliche Einwände sei betont, dass
mit der „ersten“ Ursache keine zeitliche Folge gemeint ist, also nicht die
Ursache, die vor der zweiten, der dritten oder vierten Ursache kommt, sondern
die „nicht von einer anderen abgeleitet ist“, d.h. die ihre kausale Kraft in
sich selbst hat im Unterschied zu einer Ursache, die ihre Kraft allein von
einer anderen Ursache hat. Der entscheidende Punkt bei einer causa per se ist
also weder die Unmöglichkeit einer aktualen Unendlichkeit einer solchen Ursache
noch die Gleichzeitigkeit der Ursachen, sondern dass bei einer essenziell
geordnete Kausalreihe jedes Glied der Reihe nur instrumentell wirkt,
außer der ersten Ursache. Jedes Glied einer Kausalreihe per se hat nur eine
kausale Wirksamkeit durch die erste Ursache. Der Violinbogen erzeugt nur einen
Klang, sofern die Violinistin den Bogen über die Saiten bewegt.
Wenn in einer per accidens Kausalreihe die
erste Ursache nicht mehr tätig ist, führt dies nicht zum Ausfall der kausalen
Reihe. Dies ist bei der Kausalität per se anders. Wenn hier die erste Ursache
ausfällt, fällt die ganze Kausalreihe aus, es gibt keine weiteren Wirkungen.
Schlussfolgerungen
Trifft diese Analyse der Agenskausalität
zu, dann ist eine Beschränkung derselben auf die Kausalität per accidens
unvollständig und es lassen sich bestimmte Kausalphänomene nicht richtig
verstehen. Dies gilt besonders für Kausalreihen, bei denen die kausalen
Zwischenglieder instrumenteller Natur sind, bei denen also die kausale Kraft
abhängig ist von einer ersten Ursache.
Eine Kausalität per se kann es bei den
vorgestellten Charakteristika nur geben bei echten Agenten, d.h. konkret bei
Lebewesen. Lebewesen können der Ursprung, die Ursache einer Kausalreihe sein,
bei der alle Glieder der Reihe synchron sind und bei denen die Wirkung intendiert
ist. Nur Lebewesen haben die kausale Kraft in sich selbst, während dies bei
anorganischen materiellen Dingen nicht der Fall ist. Dies bedeutet aber, dass
es die Physik nur mit akzidenteller Kausalität zu tun hat. Eine Philosophie,
die die Realität auf die Physik reduziert, wie moderne materialistische und
physikalistische Theorien, müssen deshalb notwendigerweise jede Art von echter
Agenskausalität im Sinne der causa per se bestreiten. Da der Physikalismus
heute ein verbreiteter Trend in der Philosophie ist, kann man verstehen, warum
Physikalisten und andere Materialisten eine per se Kausalität unbeachtet lassen
oder bestreiten.
Die Frage, die sich hier aber stellt ist,
woher die kausalen Agenten selbst ihre kausale Kraft haben. Man könnte
antworten, dass es für Lebewesen gerade kennzeichnend ist, dass sie kausale
Kräfte in sich selbst besitzen und dies ist in gewisser Weise auch zutreffend.
Man kann allerdings weiter fragen, woher oder wodurch sie diese kausalen Kräfte
in sich selbst besitzen. Der Verweis auf die organische Tätigkeit von
Lebewesen, ihren Stoffwechsel etc., durch den sie sich am Leben erhalten und
sich fortpflanzen ist aber unzureichend. Denn auch hier stellt sich die Frage,
woher dieser Tätigkeit stammt. Die naturwissenschaftlichen Theorien dieser
Vorgänge erklären diese nicht, sondern sie beschreiben diese Vorgänge
auf einer chemisch-physiologischen Ebene.
Selbst wenn es eine echte Erklärung für
die Frage geben sollte, woher die Agenten ihre kausalen Kräfte haben, stellt
sich noch die Frage, warum diese überhaupt existieren und warum sie gerade
jetzt existieren. Die Frage nach der Existenz einer Entität ist keine
naturwissenschaftliche oder empirische Frage, sondern eine solche der
Philosophie. Jede mögliche Erklärung der kausalen Kräfte eines Tätigen setzt
dessen Existenz voraus. Sicher wird die Existenz nicht durch die verschiedenen
biochemischen oder physikalischen Vorgänge in einem Lebewesen erklärt. Ein
Agent ist tätig als eine Ursache, genau deshalb, weil er existiert, weil er
Sein hat. Und dieses Sein hat sich der Agent nicht selbst verschafft (Gaven
Kerr 2019, 107f.), denn keine Entität kann sich selbst in die Existenz bringen,
weil sie dann bereits existieren müsste, bevor sie existiert.
Dies bedeutet aber, dass jede kausal wirksame
Entität ihre Existenz von einem Seienden empfängt, das sein Sein in sich selbst
und durch sich selbst besitzt. Und ein solches Seiendes „nennen alle Gott“.
Bibliographie
Aquin, Thomas von (1987): Summe gegen die Heiden, Erster
Band; Hrsg. und übersetzt von Karl Albert und Paulus Engelhardt unter Mitarbeit
von Leo Dümpelmann, Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft).
Feser, Edward (2014): Scholastic Metaphysics. A Contemporary Introduction,
Heusenstamm (editiones scholasticae).
Hume, David (2015): Eine Untersuchung über den
menschlichen Verstand; Hamburg (F. Meiner).
Kerr, Gaven (2019): Aquinas and the Metaphysics of Creation; Oxford (Oxford
University Press).
Meixner, Uwe (1997): Ereignis und Substanz. Die Metaphysik
von Realität und Realisation; Paderborn (Schöningh)
Meixner, Uwe (2001): Theorie der Kausalität. Ein Leitfaden
zum Kausalbegriff; Paderborn (mentis)
Wuellner, Bernard (1956): Dictionary of Scholastic Philosophy; Milwaukee;
Neuauflage 2011, Heusenstamm (editiones scholasticae)
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