Der Szientismus ist eine Weltanschauung, die ausschließlich die Methoden
und die Ergebnisse der Naturwissenschaften für wissenschaftlich
erklärt. Doch der Szientismus ist mit einem klassischen Dilemma
konfrontiert, das Edward Feser in seinem jüngsten Buch „Scholastic
Metaphysics“ bereits in der Einleitung herausarbeitet. Die eine Seite
des Dilemmas besteht darin, dass die Methoden der Naturwissenschaften
als der einzige zuverlässige Weg zu sicherer Erkenntnis behauptet wird,
dass jedoch diese Aussage selbst keine naturwissenschaftliche Behauptung
ist, d.h. keine Behauptung, die durch die Anwendung der
wissenschaftlichen Methode bewiesen werden kann.
Natürlich ist die Naturwissenschaft auch eine rationale Form der Untersuchung, aber sicher nicht die einzige. Die Methode der Naturwissenschaft beruht auf verschiedenen philosophischen Voraussetzungen, z.B. auf der Voraussetzung der Existenz einer objektiven Wirklichkeit, die unabhängig von unserem Verstand existiert. Oder der Voraussetzung, dass diese Welt von Gesetzen beherrscht wird, die durch die Wissenschaften erkannt werden können oder auch, dass der menschliche Verstand und der Wahrnehmungsapparat unserer Sinne in der Lage ist, diese Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und zu beschreiben. Die Naturwissenschaften und ihre Methoden setzen diese Dinge voraus und sie sind nicht selbst in der Lage, diese Voraussetzungen mit ihren eigenen Methoden zu beweisen. Dazu ist ein Gesichtspunkt erforderlich, der außerhalb des naturwissenschaftlichen Gesichtspunkt liegt und damit stimmt die Behauptung der Szientisten nicht, dass die naturwissenschaftliche Methode die einzige ist, die wirklich sichere und zuverlässige Erkenntnisse hervorbringt.
Dieser „außerwissenschaftliche“ Gesichtspunkt ist der Gesichtspunkt der Philosophie. Selbst die Ergebnisse der Naturwissenschaft sind interpretationsbedürftig. Zu diesen interpretationsbedürftigen Fragen gehört z.B. die Frage, ob die Welt aus Substanzen oder Ereignissen besteht. Oder die Frage, was eine Ursache ist? Auch die Frage nach der Natur der Universalien, der allgemeinen Begriffe, die in naturwissenschaftlichen Gesetzen verwendet werden, ist keine Frage, die von der Naturwissenschaft beantwortet werden kann. Soviel zur ersten Punkt des Dilemmas des Szientismus.
Der zweite Punkt des Dilemmas besteht darin, dass die Szientisten behaupten könnten, dass in dem Fall, dass der Philosophie dieser Status zukommt, diese ein Teil der Naturwissenschaft sein müsste, weil eben alle rationale Untersuchung letztlich naturwissenschaftlich ist. Doch in diesem Fall wird der Szientismus trivial, indem er „Naturwissenschaft“ neu definiert und zwar so, dass alles darunter fällt, auch das, was gegen den Szientismus spricht.
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